»Heul doch!«
Theatrium mit neuem Jugendstück zum Thema Depressionen
Während der Leipziger Buchmesse, am 18.3., 20 Uhr, sollte das Jugendstück »Heul doch«
im neuen
Theatrium in der Alten Salzstraße Uraufführung haben. Wegen Krankheit der Darstellerin musste das Stück in den April
verschoben werden und hat nun am 8.4., 20.00 Uhr, Premiere.
»Meine Hände sind auch oft nicht die meinen.«
Susanne, die seit Wochen nicht mehr
aus der Wohnung geht und den Kontakt zur Außenwelt abgebrochen hat, wird durch das unverhoffte Klingeln zweier Nachbarn aus
ihrer Lethargie gerissen und zum Handeln gezwungen. Von den eigenen Problemen völlig überfordert, versucht sie, zu den
bislang nur sichtbekannten Hausbewohnern Nähe aufzubauen. Ihre tiefe Depression aber ist für Hans, den vermeintlichen
Lebenskünstler, ewig auf der Suche nach der großen Liebe, und Antje, die ehrgeizige, egozentrische Planierraupe, nicht
fassbar.
»Wir haben auch alle mal'n schlechten Tag«
, meint Antje und schiebt so die Probleme verständnislos
beiseite. Hans missbraucht die offensichtliche tiefe Traurigkeit Susannes für seine Zwecke: »Wenn ich dir doch nur
den Schatten von deiner Seele zaubern und eine heitere Blume in ihr säen könnte.«
Wenn dieses Bild fertig ist,
kann ich beruhigt sein, sagt Susanne. Sie wird das Bild nicht zu Ende malen.
»Tabu heißt: Über etwas wird nicht gesprochen. Und so gewinnt das Unausgesprochene Macht über uns. Wenn wir es
zur Sprache bringen können, geschieht das Gegenteil, es verliert an seiner lebensbedrohlichen Gewalt.«
Der Autor
dieser Zeilen ist unbekannt. Lesen kann man sie meist auf den Seiten von Initiativen für Gefährdete (Suizid-Prävention) und
Selbsthilfegruppe von Suizid-Hinterbliebenen.
Viola Kowski, die bereits das erfolgreiche Klassenzimmerstück »Amok«
für das Theatrium in Leipzig
schrieb und inszenierte, bearbeitet in ihrem zweiten Jugendstück das Thema Depressionen. Depressionen gehören zu den
häufigsten und hinsichtlich ihrer Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen. Studien belegen, dass zwischen 0,5 und
2,5 Prozent der Kinder und zwei bis acht Prozent der Jugendlichen in Deutschland an Depressionen leiden. In ihrem Stück
beschreibt Viola Kowski einerseits die mangelnde Hoffnung und Energie der Betroffenen, sich Hilfe zu holen, aber auch die
Hilflosigkeit des Umfeldes. Es ist ein Versuch, gegen die Stigmatisierung der Erkrankung zu arbeiten.