Grün-As

Gutburg will »Zurück zur Natur«

Oder: wenn ein Beispiel Schule macht - zweite Mietergartenanlage eröffnet

Die WG Lipsia hat es vor rund sieben Jahren vorgemacht: Ein etwas spleeniges Projekt - Mietergärten auf der Fläche eines abgebrochenen Hauses - zwar am Rande Grünaus aber dennoch inmitten der »Platte«. Skeptiker waren schnell dabei, die kreative Idee kleinzureden, doch diese verstummten alsbald, das Konzept ging im Handum drehen auf - eine grüne Oase mit ganz unterschiedlichen Gartennutzungsansätzen entstand - heute existieren bereits lange Wartelisten für die 13 kleinen Parzellen an der Zschampertaue.

Die Gründe dafür liegen eigentlich auf der Hand: Ein eigenes grünes Reich gleich um die Ecke, zum Herumtoben oder Seele baumeln lassen, das mehr Platz für botanische Experimente bietet als der heimische Balkon. Ähnlich könnte es bald im benachbarten Wohnkomplex 7 aussehen. Auf einer rund 3.600 Quadratmeter großen Fläche legte der Gutburg Mieterservice in nur eineinhalb Monaten die »Grüne Aue« in der Jupiterstraße an, eine Kleingartenanlage mit 30 Grundstücken, die am 19. Mai feierlich eröffnet wurde. Als »Service am Mieter« will Gutburg dieses Projekt verstanden wissen, denn obwohl die künftigen Pächter zwei Euro pro Quadratmeter für ihre Parzellen im Jahr berappen müssen, sind die Mietergärten durch das Wohnungsunternehmen stark subventioniert.

»Wir verfügen über keine eigenen Brachflächen und mussten selbst das Areal eines ehemaligen Neungeschossers von der LWB pachten«, erklärt Niederlassungsleiter Mario Spengler. Zunächst wollte Gutburg das Gelände der Jupiterstraße 39 sogar erwerben. Der Plan scheiterte, es folgten zähe Verhandlungen mit dem Eigentümer, die sich von Herbst 2008 über 26 Monate hinzogen. Ende 2010 dann der kleine Sieg: »Für die nächsten 15 Jahre ist das Pachtland erst einmal fest und wir, beziehungsweise unsere Mieter haben eine gewisse Planungssicherheit«, freut sich Spengler über diese Entwicklung.

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Mietergärten

Zwar hätte man das Projekt auch an anderer Stelle realisieren können, aber dem Unternehmen war es wichtig, gerade dieses Quartier voran zu bringen. »Natürlich zum einen, weil wir hier den größten Teil unserer Bestände haben, aber auch weil uns generell an Grünau gelegen ist«, zählt Teamleiterin Grit Sappok zwei Gründe für ihr Engagement im WK 7 auf. Im Stadtumbaugürtel gelegen, von Einwohnerschwund, Leerstand und Abriss enorm betroffen, ist der Wohnkomplex 7 einer jener Standorte, die besonderer Zuwendung bedürfen. Lange Zeit bewegte sich hier abgesehen von der Abrissbirne gar nichts. Die jüngste Entwicklung jedoch gibt Mut zur Hoffnung: Das Wohnumfeld ist beträchtlich ausgedünnt, die verbliebenen Quartiere werden sukzessive aufgewertet und mit innovativen Ideen wie den Mietergärten brache Flächen sinnvoll nachgenutzt. Als größtes sichtbares Vorhaben soll noch Ende 2011 der so genannte Urbane Wald auf dem Areal der Neuen Leipziger Straße gepflanzt werden. Gutburg begrüßt dieses Konzept ausdrücklich, ergänzt es sich doch hervorragend mit ihrer Vorstellung eines attraktiven Stadtteils.

Doch die Initiativen kommen nicht immer nur von Außen. Anstoß für die »Grüne Aue« gab beispielsweise die Vorsitzende des Grünauer Bürgervereins Petra May. »Der Gedanke gefiel uns sofort. Wir kannten ja auch das Pilotprojekt der WG Lipsia und wussten, dass so etwas ankommt«, erinnert sich Mario Spengler. Dennoch blieb ein kleiner Funken Zweifel. »Aus Erfahrung wissen wir, dass manche Ideen, die wir richtig toll finden, vom Mieter nicht angenommen werden. Wir wollten bei einem solch großen Vorhaben - immerhin investierten wir einen großen fünfstelligen Betrag - kein Risiko eingehen und haben alle 1800 Mieter im WK 7 vorher befragt. Einige bekundeten daraufhin sofort Interesse und taten sich zusammen«, begeistert sich der Grünauer Niederlassungsleiter.

Nachdem im April der erste Spatenstich erfolgte schauten die zukünftigen Kleingärtner, aber auch andere Anwohner regelmäßig vorbei, um den Fortschritt der Arbeiten zu verfolgen. Gutburg machte sich den Spaß und dokumentierte die relativ kurze Bauzeit mit täglich je einem Foto. Das Ergebnis ist ein interessanter Zeitraffer angefangen vom ersten Abtragen der Erde über die Aufschüttung mit Humus (»Der Boden ist jetzt so gut, dass praktisch alles wächst«), die Brunnenbohrung für Brauchwasser bis 13 Meter Tiefe, das Anlegen der Wege, das Setzen der Zäune und die Pflanzung von Hecken als Sichtschutz.

»Die Sträucher haben wir allerdings nur Außen und an der Wegachse gepflanzt, damit die einzelnen Flächen auf Wunsch auch zusammengelegt werden können«, erklärt Grit Sappok den Grund dafür. Derzeit sind die Parzellen 58 bis 350 Quadratmeter groß und können variabel erweitert werden - vor allem Familien mit Kindern haben größeren Platzbedarf und nutzen dieses Angebot. Bereits über die Hälfte der vorhandenen Parzellen sind verpachtet - als kleines Bonbon gab es sogar noch einen Gartenmarkt-Einkaufsgutschein obendrauf. Für ambitionierte Kleingärtner, die laut Satzung etwa zehn Prozent ihrer Pachtfläche bebauen können, dürften sich über die monatlich statt findende Gartensprechstunde freuen.

Gartenmeister Karsten Schmidt gibt Tipps und klärt auf. Vielleicht entwickelt sich daraus auch ein regelmäßiges Treffen aller Nutzer der »Grünen Aue«. Raum für nachbarschaftliche Geselligkeit gäbe es jedenfalls zur Genüge. Ein Gemeinschaftsgrillplatz mit gleich zwei Party hütten, der separat zugänglich ist, kann zu diesem Zwecke, aber auch von allen umliegenden Gutburg-Anwohnern gegen Hinterlegung einer Kaution genutzt werden. Auf Strom hat der Gutburg Mieterservice laut Grit Sappok übrigens absichtlich verzichtet, denn: »Wir wollen ja zurück zur Natur!«

Klaudia Naceur
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