Grün-As

Bei der LWB wurde »Platte gemacht«

14-tägige Ausstellung im Elfgeschosser erfolgreich beendet

»14 Tage - 8 Künstler - 6 Wohnungen«, so lautete der Slogan zu einer außergewöhnlichen Ausstellung, die im Rahmen des Grünauer Kultursommers im Elfgeschosser der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft in der Ludwigsburger Straße 6 stattfand. Vom 24. Juni bis zum 7. Juli hatten nicht nur alle Bewohner des dominanten Blockes im WK 5.1 die Möglichkeit, mal eben in den Fahrstuhl zu steigen oder den nächsten Hauseingang zu benutzen und sich in ganz normalen 3-, 4- und 5-Zimmer-Wohnungen mit Kunst und deren Schöpfern auseinander zu setzen.

Auf den Weg gebracht hat diese ungewöhnliche Art der Kunstschau das Netwerklabel Art Parkour. Zu erleben war neben Malerei, Fotografie und interaktiven Installationen aber auch der verlassene Lebensraum der ehemaligen Bewohner. Einblicke in deren Alltag, die manchmal zufällig skurril zu den ausgestellten Exponaten zu passen schienen. Ob er die Wände seiner Ausstellungsräume absichtlich so gestaltet hat, wurde der Hamburger Maler Uli Pforr nicht nur einmal gefragt. Seine schrillen Portraits und comic-artigen Bilder, die in der 10. Etage ihre Liebhaber fanden, kamen durch die außergewöhnliche Farbgebung der Zimmer umso deutlicher zur Geltung. Nicht geplant, aber wirkungsvoll.

Pforr, der die gesamten zwei Wochen in seiner »Galerie« übernachtete und damit das erste Mal in seinem Leben so zusagend »Platte machte«, bedankte sich für diese Erfahrung mit einem Bild mit der Aussicht von seinem Interimsbalkon mit Blick aufs Allee-Center. Es sei schon ungewöhnlich gewesen, keine großen Dramen zwar, von denen er berichten könnte, nur hier und da der kleine, ganz normale Streit zwischen Eheleuten, den die dünnen Wände eben hörbar machten. Trotzdem oder gerade deswegen: Eine Projekidee, die unbedingt Nachahmung finden sollte, denn hier wurde unentgeltlich »Kunst und Publikum fern aller etablierter Strukturen zusammengeführt«.

Gelungen ist dies freilich nicht 100-prozentig. So blieben die Wände, die von Ausstellungsbesuchern mit den eigenen Gedanken zum Thema Obdachlosigkeit verziert werden konnten, relativ leer und auch der Aufforderung der ebenfalls aus Hamburg stammenden Künstlerin Tanja Hehmann, persönliches Material vorbeizubringen, was sie zu einer Collage verarbeiten wollte, kamen nicht allzu viele nach. Aber Mitmach-Kunst ist eben nicht Jedermanns Sache und so beschränkten sich die Besucher - Grünauer wie Interessierte aus anderen Stadtteilen - aufs Schauen.

»Mein Anspruch ist nicht, dass die Menschen aus Grünau jetzt in Galerien laufen, sondern dass sie merken, dass das nichts Abgehobenes ist und jeder Kunst betrachten kann«, so Mitinitiatorin Susan Nowacki im Vorfeld. Das hat Art Parkour in jedem Fall realisiert. Nähere Informationen zur zurückliegenden Ausstellung, Künstlern, Exponaten sowie interessante Interviews mit Besuchern und Ausstellern finden Sie unter www.artparcour.de.

kmn
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