Grün-As

Hinschauen, Erkennen, Handeln

Fachtagung zu Kindeswohl und Kinderschutz in Grünau

Dem Schutz unserer Kinder vor Gewalt widmete sich die Fachtagung »Hinschauen, Erkennen, Handeln« am 7. September 2011 im Grünauer Freizeitzentrum Völkerfreundschaft.

Eingeladen hatte der Arbeitskreis Kindeswohl Leipziger Westen. Es berieten Mitarbeiter der Jugendpflege mit Vertretern aus Kitas, Schulen und der Polizei. Kinderschutz geht alle an, so das Credo der Veranstaltung, zu der das Leipziger Netzwerk für Kinderschutz und frühe Hilfen und der Kriminalpräventive Rat der Stadt Leipzig gemeinsam eingeladen hatten. Unterstützend standen der Caritasverband Leipzig, der Jugendhilfeträger Outlaw e.V. und das städtische Jugendamt zur Seite.

»Wissen und Vernetzung vermindern das Risiko«, beschrieb Leipzigs Sozialbürgermeister Professor Thomas Fabian zu Beginn das Anliegen der Veranstaltung zum Kinderschutz. Seit 2007 habe sich die Politik mit Kinderschutzgesetzen und der Förderung von Modellprojekten vor Ort der Thematik angenommen. Da gab es Gelder. »Denn ohne Mittel läuft nichts«, formulierte der Bürgermeister eine Grunderkenntnis, die nicht nur für einen wirkungsvollen Kinderschutz gültig ist. Eines der lokalen Netzwerke, die in den letzten Jahren entstanden, ist der Arbeitskreis Kindeswohl Leipziger Westen. Für Bürgermeister Fabian stellt der Arbeitskreis einen weiteren Beleg dafür dar, dass es in Grünau »in verschiedenen Bereichen eine gute Zusammenarbeit der Einrichtungen« gibt.

Dies sei auch bei der Bildung und der Kinderbetreuung so, unterstrich Professor Fabian. Für den Sozialbürgermeister heißen die beiden Grundfragen des Kinderschutzes: »Wie erkenne ich eine Gefährdung?« und »Was tue ich dann?«. Stephanie Hauk setzt bei den Beteiligten auf »das natürliche Gefühl für Kinderschutz«. Die Koordinatorin des Leipziger Netzwerks für Kinderschutz und frühe Hilfen empfiehlt Fachkräften, sich immer zu fragen: »Kannst du es vor dir verantworten, wenn etwas passiert, und du hast nichts unternommen?« Darüber hinaus plädiert sie für den Austausch mit Kollegen, ob sie ein ähnliches Gefühl haben.

Entscheidend für einen erfolgreichen Kinderschutz ist zudem der Austausch für die Grenzen der Fachbereiche und Instanzen hinweg. Denn erst aus den verschiedenen Fachperspektiven und Befunden kann sich im Verdachtsfall ein Gesamtbild ergeben, das Sicherheit im Handeln gibt. Das in der Völkerfreundschaft vorgestellte Modellprojekt aus Berlin-Mitte legt den Schwerpunkt auf die Vernetzung der Jugendhilfe mit dem öffentlichen Gesundheitsdienst. Wichtig war hier die Einrichtung eines bezirklichen Krisentelefons mit einer einheitlichen Rufnummer. So kann im Falle eines Falles keine Anfrage im vielgliedrigen Behördensystem mit geregelten Schließzeiten versickern. Jens-Uwe Scharf vom Caritasverband Berlin begleitet das Berliner Projekt.

Klare Ansprechpartner in allen Behörden und Transparenz im Miteinander der verschiedenen Stellen nennt er als Gelingensbedingungen eines solchen Netzwerkes. Er findet es »toll, was hier so stattfindet«, äußerte Scharf später an den Thementischen. Dort standen praktische Fragen im Mittelpunkt, die sicheres Handeln ermöglichen. So auch am Tisch von Christina Geißler von der Kriminalpolizeiinspektion Leipzig. Hier ging es beispielsweise um die Fragen: Was etwa darf getan werden, wenn ein Kind mit Hämatomen in die Einrichtung kommt? Inwieweit ist den Erzieherinnen die fotografische Dokumentation zur Beweissicherung erlaubt?

In der Abschlussdiskussion verwies Herr Fischer von der Sächsischen Bildungsagentur auf Paragraph 50a des Sächsischen Schulgesetzes. In der dort niedergelegten Informationsbefugnis heißt es: »Die Schule soll das zuständige Jugendamt unterrichten, wenn auch nach Anhörung der Eltern tatsächliche Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass das Wohl eines Schülers ernsthaft gefährdet oder beeinträchtigt ist.« Auch für Sven Heinze, Koordinator Sportjugend beim Stadtsportbund, ist Kinderschutz ein wichtiges Thema. Schließlich trainieren 22.000 Kindern unter 18 Jahren mindestens einmal in der Woche in einem der Leipzier Sportvereine. Doch er gab auch zu bedenken, dass es hier nicht zu einer Überforderung der ehrenamtlichen Übungsleiter kommen dürfe.

»Dass die Teilnehmerinnen viel Input, Anregungen und Ideen mitnehmen«, nannte Stephanie Hauk im Vorfeld als ein Ziel der Veranstaltung. Zugleich sollten die Teilnehmerinnen Kontakte knüpfen, auch durch Gespräche in der Kaffeepause. Beides gelang offenbar, wie die intensiven Gespräche an den Thementischen und in den Pausen verdeutlichten. Die frohe Botschaft verkündete Leipzigs Netzwerk-Koordinatorin Stephanie Hauk am Ende der Veranstaltung. »Auch 2012 wird es das Netzwerk geben«. Denn allen Modellprojekten eigen ist, dass sie erst einmal nur für einen befristeten Zeitraum finanziert werden. Doch in Leipzig geht es weiter.

Den Bericht verfassten Karin Färber, Sylvia Höhne, Heike Jacob und Christine Kayser im Rahmen des »Stärken vor Ort«-Projektes »Ausbildung zur Bürgerredakteurin für Grünau. Projektleiter: Gernot Borriss
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