Grün-As

Weg vom Charme einer sowjetischen Kaserne

Grünauer Welle seit Mitte Oktober wieder geöffnet

Vielleicht war der ein oder andere Besucher, den es Mitte Oktober zur Wiedereröffnung der Grünauer Welle in die Stuttgarter Allee zog, ein wenig enttäuscht vom Resultat der dreimonatigen Modernisierungsarbeiten. Seit Beginn der Sommerferien wurde gewerkelt - immer wieder konnte man während dieser Zeit Schaulustige vor der Glasfassade beobachten - neugierig auf der Suche nach den großen Veränderungen. Doch die gibt es nicht.

Dafür ganz viele kleine und die sind es bekannterweise, die oftmals den feinen Unterschied ausmachen. Am Offensichtlichsten sind wohl die umfangreich sanierten Umkleidetrakte, ein neues, interaktives Spielgerät im Planschbereich und die hellgelben Farbsegmente, die nun Wände und Decken der Schwimmhalle zieren. Zuvor hatten diese mit der Gestaltung aus schmucklosem Sichtbeton eher »den Charme einer sowjetischen Kaserne«, scherzt Joachim Hellwing zur feierlichen Wiedereröffnung am 13. Oktober.

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Der technische Geschäftsführer der Sportbäder Leipzig GmbH, die die Grünauer Welle seit mittlerweile acht Jahren betreibt, ist rundum zufrieden mit dem Ergebnis der Sanierung - wenngleich einige Dinge erst auf den zweiten Blick zu sehen sind und manche auch gar nicht, wie die neue Dosiertechnik, neues Filtermaterial oder die Geräuschminderer. Letztere kann man wenigstens akustisch wahrnehmen, beziehungsweise eben nicht, denn: »Zukünftig kann man sich über größere Distanzen auch mal unterhalten. Früher musste man sich selbst auf zwei Meter Entfernung anschreien und wenn das alle machen, kann man sich vorstellen, was hier los war. Das betraf vor allem natürlich die Schwimmmeister, die dieser Ge - räuschkulisse den ganzen Tag über ausgesetzt waren«, erläutert Holger Maiwald die Vorzüge der unsichtbaren Neuerung. Der Vorsitzende des Schwimmsportverbandes weiß, wovon er spricht und dankt in erster Linie dem Betreiber für die dringend nötige Sanierung.

Das KWL-Unternehmen ließ sich sämtliche Umbauten bislang 350.000 Euro kosten. Joachim Helwing liefert auch gleich den Grund für die umfangreiche Investition: »Die Grünauer Welle ist das Bad nach dem Sportbad an der Elster, das von den Leipzigern am besten angenommen wird - seit der Eröffnung vor zwölf Jahren konnten wir rund zwei Millionen Gäste aus dem gesamten Stadtgebiet zählen«. Und das obwohl die Grünauer Schwimmhalle mit seiner Kompromisslösung zwischen Spaßund Sportbad nie als Optimum angesehen wurde. Der Zustrom verwundert passionierte Schwimmer, die lediglich ihre Bahnen ziehen wollen ein wenig. Vielleicht ist es aber gerade der Mix aus Schwimm- und Spaß- sowie Wellnessmöglichkeiten, der alle Altersklassen anspricht und für das relativ geringe Entgelt einzigartig in Leipzig ist.

Apropos Eintrittspreis: Der ist zwar leicht gestiegen, aber: »Das hat nichts mit der Modernisierung zu tun«, versichern Joachim Helwing und Sportbürgermeister Heiko Rosenthal einhellig. Die Stadt subventioniert die Kosten der Schwimmstätte bereits großzügig, könne aber nicht jede Gebührenerhöhung abfedern, erläutert letzterer. In allen Bädern Leipzigs hätten sich demnach die Eintrittspreise aufgrund gestiegener Betriebskosten nach den Sommerferien erhöht. In Grünau mache sich das schließungsbedingt eben erst jetzt bemerkbar. Trotz dieses Wehrmutströpfchens vertraut die Sportbäder Leipzig GmbH auf weiterhin so guten Zuspruch und Joachim Hellwing verbindet mit der Sanierung noch einen weiteren Wunsch: Er hofft, dass die Aufwertung dem Vandalismus ein wenig Einhalt gebietet. 2011 habe man allein 9.000 Euro für zerschlagene Scheiben ausgeben müssen, die an anderer Stelle garantiert besser investiert gewesen wären. Beispielsweise in die für das kommende Jahr geplante zweite Umbauphase. Dann sollen die Fassaden sowie Grünflächen neu gestaltet und die Sauna saniert werden.

Mit der Vergrößerung des Wellnessbereiches soll auch die schwierige Suche nach einem Cafébetreiber im Obergeschoss der Grünauer Welle wieder in Angriff genommen werden. Hellwing ist zuversichtlich, dass auch das Problem der fehlenden Gastronomie zukünftig gelöst werden kann...

Klaudia Naceur
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