Editorial
Liebe Leserinnen und Leser, nein - ich werde mich an dieser Stelle nicht wie vielleicht von Ihnen vermutet über die Wetterunbilden des letzten Monats auslassen - obwohl es Dauerregen, Hochwasser, Hitzewelle und anschließendes Unwetter wahrlich verdient hätten, darauf einzugehen. Vielmehr möchte ich Sie an meinen ganz persönlichen Aktivitäten im Juni teilhaben lassen.
Bereits zum vierten Male habe ich mich nämlich an der bundesweiten Aktion »Stadtradeln«
beteiligt. Der Wettbewerb, bei dem
verschiedene Städte Deutschlands gegeneinander - im wahrsten Wortsinn - antreten, Kilometer sammeln und damit CO2 einsparen, hat mich in diesem Jahr dazu
inspiriert, ein eigenes Team aufzustellen.
Das »ElternRAD«
war eines von insgesamt 200 Teams in Leipzig und setzte sich aus Mitarbeitern sowie Muttis, Vatis und Kindern der
Kita »Häschengrube«
zusammen. Zu acht eradelten wir satte 2.967 Kilometer in drei Wochen und landeten nach dem noch nicht ganz
offiziellen Endergebnis (das liegt erst am 30. Juni vor) auf Platz 77. Dafür möchte ich mich hiermit bei meinen Mitstreitern bedanken.
Insgesamt brachte es Leipzig auf 745.000 Kilometer und eine CO2-Ersparnis von reichlich 107.000 Kilogramm. Ein beachtliches Ergebnis, mit dem es die Stadt nach vielen Anläufen endlich aufs Siegerpodest im Städteranking schaffen könnte. Natürlich geht es aber in erster Linie nicht darum, zu gewinnen - selbst wenn ich zugeben muss, dass so ein Wettstreit auch immer einen gewissen Ehrgeiz fabriziert und mich der tägliche Blick auf den Online-Radelkalender zu noch größeren Herausforderungen anspornte. Sehr zum Leidwesen meines Söhnchens übrigens, dem ich das ein oder andere Zusatz-Eis versprechen musste, damit er den Spaß am Radfahren nicht verliert.
Zugegeben: Pädagogisch wertvoll war diese Bestechung nicht gerade, aber die Sache war's allemal wert. Denn mit dem Stadtradeln wird vor allem eines bezweckt: 21 Tage lang verzichten die Teilnehmer - wenn's irgend geht - auf den vierrädrigen Untersatz. Schnell dürfte vielen Akteuren, die sich sonst vielleicht nur mit dem Auto fortbewegen, klar werden, dass es sehr wohl möglich ist, unmotorisiert von A nach B zu kommen. Eine Neuigkeit ist das in der Theorie zwar nicht, aber man muss es eben mal ausprobiert haben, um auch davon überzeugt zu sein.
Deutschlandweit explodiert die Zahl derer, die auf den Unterhalt eines eigenen Kfz verzichten und auch in Leipzig sieht man immer mehr Radfahrer auf den gängigen Routen durch die Parks oder entlang der Flüsse und Kanäle. Dies ist nicht zuletzt auch das Ergebnis einer nachhaltigen Verkehrspolitik der Kommune, die erst im vergangenen Jahr ihren Radentwicklungsplan fortgeschrieben hat. Bis 2020 - so das festgeschriebene Ziel - soll der Anteil der radelnden Verkehrsteilnehmer auf bis zu 18 Prozent gesteigert werden. Erreichen will man dies vor allem mit dem Ausbau des Radwegenetzes, deutlich mehr Radbügeln und Plätzen für Bike & Ride sowie einer besseren Anbindung an Fernradwege.
All diese Maßnahmen, zu denen natürlich auch die Teilnahme am Stadtradel-Wettbewerb gehört, dienen letztendlich einem Ziel: Den Verkehr so weit wie möglich Autoarm zu gestalten und damit die Umwelt zu schonen. Nicht umsonst wird die anhaltende Umweltverschmutzung für den Klimawandel mit verantwortlich gemacht. Nun bin ich doch wieder irgendwie beim Wetter gelandet, das so gar nicht mehr normal zu sein scheint...
Ihre Klaudia Naceur