Begonnen hat alles im Herbst 1983 mit einem Aufruf in der Presse und allen Häusern Grünaus, dass Sänger für einen Chor gesucht werden. Mit einigen Interessenten wurde zwar gerechnet. Doch die Resonanz war überwältigend: 120 Menschen kamen.

Studienrat Wolfgang Prehn gründete den Grünauer Chor Leipzig e.V. 1983 und führte ihn bis 1998. Mit sicherem Gespür für die musikalischen Fähigkeiten der Chormitglieder. Seine »Handschrift« prägte den Chor und das Repertoire. Die heutigen 35 Mitglieder widmen sich Werken des 16. Jahrhunderts bis in die Neuzeit. Besonders stolz sind sie auf die 3- und 4-stimmige Interpretation deutscher und internationaler Volkslieder in traditionellen und neuen Chorsätzen.

Mit Ullrich und Juliane Baron, später mit Erik Schober, arbeiteten sie intensiv an Stimmbildung und Ausdruck. Seit im August 2011 Benjamin Hartmann die künstlerische Leitung übernommen hat, ist erneut ein deutlicher qualitativer Aufschwung spürbar. Bei öffentlichen Auftritten intonieren sie Mozarts »Ave Verum« oder Händels »AIR«. Daneben, scheinbar leichthin, Spirituals wie »Deep River« oder, voller Sinnenfreude, »Auf füllet die Becher« aus Verdis La Traviata.

Diese Vielfalt ist es, die das Singen für die Chormitglieder auch nach tausend Stunden Übens immer wieder spannend macht. Mit dieser Begeisterung können sie sich immer wieder neu auf verschiedenste Events einstellen. Sie singen auf Frühlings- und Weihnachtskonzerten, treten zur Weihnachtszeit in Leipziger Kliniken, caritativen Einrichtungen und Altenheimen auf, sind im Allee-Center zu sehen und zu hören. Zuletzt beim Fest der UNITAS. Höhepunkte sind Interaktionen mit anderen Chören wie der Glesiner Chorfrühling oder der Ostsächsische Chorwettbewerb. Sehr guten Erfolg hatten sie zum Chorfest in Naunhof 2008 mit Juliane Baron.

In solchen Momenten der Anerkennung fallen die Höhen und Tiefen der letzten Jahre von den Chormitgliedern ab. Die endlosen Wiederholungen in den Proben. Die Suche nach Chorleitern. Die Akquise von Auftritten. Und die stillen Zweifel, ob Chor im 21. Jahrhundert noch zeitgemäß sei. Man mit Apps, Techno oder PoetrySlam noch mithalten, die Zuhörer überhaupt noch erreichen könne.

Sicher aber ist, dass sie aneinander gewonnen haben. Sich in den vergangenen Jahren gegenseitig gestützt und getrieben haben, angespornt und getröstet, gehalten und begeistert. Da gibt es nicht nur Erinnerungen an erlebte Auftritte und Chorlager. Längst feiern sie gemeinsam Geburtstage, Geburten und inzwischen manche Silberhochzeit. Herzlich und mit viel Gesang.

Und nun auch den eigenen 30. Geburtstag. Am 20. Juli ist es soweit. Anlässlich des Jubiläums wird der Grünauer Chor ein Konzert in der Apostelkirche Großzschocher geben. Beginn ist 16 Uhr. Interessierte Zuhörer sind herzlich eingeladen. Zur anschließenden Feier mag es dann gern sinnenfroh erklingen - »Auf füllet die Becher«.