Dorothee Dubrau: »Grünau ist uns wichtig«
Baubürgermeisterin zu Gast im KOMM-Haus
»Wenn die Grünauer in der heutigen Zeit ihre Schuhe in die Hand nehmen und sich zu später Stunde noch mal auf den Weg machen, dann kann es nur um ihren Stadtteil gehen«
, so der trockene
Kommentar einer Besucherin angesichts des bis auf den allerletzten Platz gefüllten KOMM-Haus-Saales am Abend des 24. Februar.
Eingeladen hatte die Grünauer Agendagruppe und es ging natürlich um den Stadtteil - genauer gesagt um die Statements der nicht mehr ganz so neuen Baubürgermeisterin Doorthee Dubrau zur Situation vor Ort, Zukunftschancen des Viertels und die kürzlich angekündigte Erarbeitung des Stadtteilentwicklungskonzeptes. Als letzteres vor ein paar Wochen via Medien angekündigt wurde und sich alle daran Beteiligten - in erster Linie das Amt für Stadterneuerung (ASW) nichts Böses dabei dachten, ließ die Reaktion seitens der hier engagierten Genossenschaften und einiger Bewohner nicht lange auf sich warten.
Von einer erneuten Stigmatisierung Grünaus war da die Rede und von einer Schädigung der Außenwahrnehmung. Die reflexartige Kritik ist aufgrund der jahrelangen Erfahrung mit den Verantwortlichen des
Baudezernates durchaus verständlich, aber in diesem Fall wohl eher unbegründet. Denn eigentlich ist das genaue Gegenteil dessen beabsichtigt, wie Diskussionsgast Dorothee Dubrau mit simpler Logik begründet:
»Die Erarbeitung eines solchen Papiers ist kosten- und zeitaufwendig. Das würden wir nicht investieren, wenn uns der Stadtteil egal wäre oder wir ihn abwerten wollten.«
So sei das Konzept, was nun im Laufe des Jahres fachübergreifend entstehen soll, Grundvoraussetzung für die Fördermittelakquirierung. In Zeiten knapper Finanzen, müsse man eben auch nach rechts und links
schauen, um an Gelder zu gelangen, die dann natürlich dem Stadtteil zu Gute kommen. Auch wenn die gebürtige Berlinerin nach ihrer Ankunft in Leipzig eine Wohnung in der City bezogen hat, bekennt sich die
Stadtplanerin klar zu Quartieren, wie es das hiesige ist: »Jede Wohnform hat seine Liebhaber«
, so Dubrau.
»Wer in Grünau lebt, schätzt die ruhige Lage, die offene Bauweise, wie Plattenbaugebiete im Fachjargon heißen, und die gute Infrastruktur. Für mich hat Grünau keinen Makel.«
Mit solchen
Äußerungen im Plauderton mit unüberhörbar ausgeprägtem Berliner Dialekt, konnte die grüne Politikerin bei den Anwesenden durchaus einige Sympathie-Punkte sammeln. Aber die Grünauer wären nicht sie selbst, wenn
sie nicht auch kritisch nachfragen würden:
Wie will man dem Fachärztemangel begegnen? Wie können Freiflächen besser nachgenutzt werden? Was passiert mit den vielen leerstehenden öffentlichen Gebäuden - in erster Linie Schulen? Wie kann die Stadt
Einfluss auf Entscheidungen der Wohnungswirtschaft nehmen? Und nicht zuletzt: Wird es weitere Abbrüche in Grünau geben? Während Dorothee Dubrau bei vielen Fragen auf die entstehende
Stadtteilentwicklungskonzeption verwies, bei der all diese Aspekte berücksichtigt werden sollen, fiel ihre Antwort zum Thema Abriss unerwartet eindeutig aus: »Ich gehe davon aus, dass dies nicht der
Fall sein wird«
, sprach's und erntete leicht ungläubige, aber letztlich zufriedene Gesichter.
An diesen Worten, wird sie sich höchstwahrscheinlich irgendwann einmal messen lassen müssen, genauso wie an der Ankündigung, den Sanierungsstau an Grünaus Schulen abzubauen oder hartnäckig am schwierigen
Gesprächspartner »WOGETRA«
dranzubleiben. Der erste durchweg positive Auftritt eines Vertreters der Leipziger Rathausspitze in Grünau nach der Wende, kann natürlich nicht über diverse
Problemlagen im Stadtteil hinwegtäuschen.
Umso wichtiger wird es sein, dass sich viele interessierte und engagierte Bewohner in die Konzeption der Stadtteilentwicklung einbringen. In den kommenden Monaten wird es genügend Gelegenheiten dafür geben.
»Grün-As«
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