Grün-As
Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

Macher vor und hinter den Kulissen

Evelin Müller, Vorsitzende KOMM e.V.

Es macht einfach Freude, gemeinsam mit anderen Akteuren - die genauso ticken - neue Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Man hat ja das ganze Jahr über immer im Hinterkopf, Augen und Ohren offenzuhalten. Wo gibt es Anknüpfungspunkte, was kann man nachnutzen, übernehmen?

Dann gibt es fix einen Austausch und schon überlegen mehrere Akteure gemeinsam weiter, wie es umzusetzen ist. Bei Gesprächen wird jede vage Andeutung (wer was kann, wer was zu präsentieren hat...) schon fast automatisch dahin gehend geprüft, ob das in den Kultursommer passt, wer mit ins Boot müsste..., ob das ohne allzu großen personellen und finanziellen Einsatz umzusetzen ist. Ich lasse mich auch nur auf solche Ideen ein, die mich selbst begeistern, was ich schon immer mal gerne machen wollte ...

Man hat mittlerweile viel Erfahrungen gesammelt, mit wem man gut zusammenarbeiten kann, auf wen man sich verlassen kann, bei wem die Zuarbeit auf Zuruf klappt. Aus schmerzhaften Erfahrungen der Vergangenheit habe ich meine Lehren gezogen. Aber ich habe auch im Laufe der Zeit gelernt, dass man in Grünau einen langen Atem braucht. Es dauert manchmal, ehe eine Veranstaltungsreihe angenommen wird.

Natürlich ist es nicht schön, wenn man eine Veranstaltung intensiv vorbereitet hat, und dann kommt kaum jemand. Da hilft es dann auch nicht, wenn von Außen gesagt wird, dass man mehr werben muss. Im eigenen Interesse wird schon alles unternommen, um Besucher zu werben. Viele Leute wollen am liebsten an die Hand genommen werden - mit persönlicher Betreuung, was aber nicht zu realisieren ist. Es gibt so viele Informationsmöglichkeiten, die man nutzen kann. Und dann muss man sich einfach mal aufraffen und nicht vorm Fernseher jammern, dass nichts los ist. Man kann eigentlich ständig unterwegs sein in Grünau, weil immer irgendwo was los ist - für alle Altersgruppen, an unterschiedlichsten Orten.

Manchmal fängt man eben klein an mit einer Veranstaltung, mit seinem eigenen »Fanclub« sozusagen, dann spricht sich das immer mehr rum, bis man gar keine Werbung mehr macht, weil immer genügend Leute zusammenkommen. Klein fing beispielsweise auch unser Tanzfest an, und jetzt können wir damit gut die »Völle« füllen. Es macht allen riesigen Spaß, Kosten und Aufwand sind überschaubar. Man lernt eine Menge Menschen kennen durch die vielen Aktivitäten. Wie oft grüßen mich unterwegs Leute und ich weiß beim besten Willen nicht, wo ich die »hin stecken« soll. Natürlich kriege ich manchmal auch schon fast Panik, was alles so an Aufgaben zu erledigen ist.

Aber letztendlich und gemeinsam kriegt man das schon hin. Herzerfrischend ist es, wenn man bei bestimmten Vorhaben an die Zeit vor 10, 15 Jahren anknüpft. Das damalige aufgeschlossene selbstlose Miteinander - nur der Sache wegen - hat so viele kreative Ideen hervorgebracht, dass man da nach wie vor fündig wird und an die Umsetzung gehen kann.

Schön wäre es, wenn man nicht oft viel Zeit und Arbeit einsetzen müsste, um das Wegbrechen von Infrastruktur im Stadtteil zu verhindern. Ohne »profilierungssüchtige Trittbrettfahrer« könnten Zeit und Geld gespart werden, um wirklich effektiv im Stadtteil zu arbeiten. Es wäre schön, bekannte Probleme nicht auf die lange Bank zu schieben und nicht so zu tun, als ob sie irgendwann vergessen werden. Das betrifft ganz konkret die Raumnutzung in der Völle, Personalprobleme im KOMM-Haus, Schließungsabsichten bei Kultur- und Sozialeinrichtungen.

Sylvia Börner, Volkshochschule Leipzig

Wie der Stadtteil Grünau selbst so ist auch die Kultur in Grünau anders. Vieles fällt aufgrund der Architektur nicht gleich ins Auge. Die sogenannte Hoch- und flippige »Szenekultur« findet man hier auch eher selten.

Was mir an Grünaus Kultur auffällt, ist, dass viele Angebote auf »Mitmachen« statt auf reines Konsumieren setzen. Ich denke da an die vielen Möglichkeiten, die beispielsweise das KOMM-Haus bietet mit Klöppeln, Malen, Tanzen, Musizieren, Hobbymesse, sich kreativ ausprobieren. Oder an das Tanzfest, bei dessen Erfindung anlässlich »30 Jahre Grünau« der Schwerpunkt darauf gelegt wurde zu zeigen, wie viel Potenzial Grünau auch auf diesem Gebiet zu bieten hat. Nach dessen Entwicklung zum Mitmachtanzfest kann sogar Jede/r ausprobieren, wie sich die jeweiligen Tänze anfühlen. Das macht irre viel Spaß.

Oder wenn wir in der AG »Grünauer Kultursommer« das neue Programm zusammenstellen, bin ich immer wieder überrascht und begeistert, wie viel »Kulturelles« in all seiner Unterschiedlichkeit zusammenkommt - von Konzerten und Lesungen über Kreative Workshops, Theater, Filme bis hin zu Ausstellungen, Festen und Feiern, ist alles dabei. Es ist eine sehr schöne Erfahrung, zu sehen, wie etwas Gemeinsames und Ganzes entsteht, wenn Viele das, was sie gut können, hineingeben. Und wie immer wieder neue Ideen kreiert werden und bei Problemen nach Lösungen gesucht wird. Das treibt mich an, mich immer wieder zu engagieren, auch wenn manchmal etwas nicht so gut läuft. Wenn beispielsweise die Leute wegbleiben bei einem Angebot, welches man selber total toll findet. Oder wenn statt mit einander gegeneinander gearbeitet wird. Das tut weh. Oder wenn an Personalressourcen gespart wird, obwohl die Personaldecke sowieso schon dünn ist.

Auch braucht in Grünau manches länger, um bekannt zu werden - beispielsweise die Grünauer Frauentanznächte. Zu den absoluten Höhepunkten im Grünauer Jahr gehören für mich die Eröffnung mit anschließender Begegnung im Garten, die Entdeckungen bei »Klang-Stille-Raum. Musik und Meditation« und das Schönauer Parkfest, das einfach (fast) allen Grünauer/-innen etwas bietet. Ich glaube, was den Orientalischen Tanz und den Tanz überhaupt angeht, da bietet Grünau eine ganz Menge. Immer wieder herzerfrischend ist die Freude derjenigen, die sich trauen und ihr Können der Grünauer Öffentlichkeit zeigen: Die Kinder vom ökumenischen Kinder- und Jugendchor, die Bauchtänzerinnen, die Schauspieler/-innen vom Theatrium, die immer professionell wirkenden Tänzer/-innen vom GGG, die Kleinen Paganinis von der Ringelnatzschule und, und, und ...

Man kann viele Entdeckungen machen: Klang-Stille-Raum, junge Künstler/-innen, die ein Hochhaus als Ausstellungsraum mit ganz anderen Augen sehen, tolle Kunstwerke und Fotografien bei Ausstellungen, niveauvolles Kinder- und Puppentheater...

Ich wünsche mir unter anderem:

  • einen langen Atem bei den Kulturakteuren
  • Mut für neue Ideen
  • eine am Ergebnis orientierte Zusammenarbeit, die Niemanden überfordert und die Einzigartigkeit und Kompetenz der Akteure anerkennt
  • Anerkennen einer ganz eigenen Grünauer Stadtteilkultur durch die Geldgeber und Förderer
  • Absicherung der Kulturarbeit und -arbeitenden
  • Grünauer, die die Angebote im Stadtteil entdecken und nutzen

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