Auch Wasserrettung ist eine Kostenfrage
Selbst eine engagierte ehrenamtlich aufgestellte Truppe muss ausgerüstet werden
Ferien. Sommer. Sonnenschein. Mehrfach kletterte die Quecksilbersäule über die 25 Grad. Nichts wie raus an den Badesee. Und rein ins kühle Nass. Leipzig vermarktet sich als Wasserstadt und lobt seine
Neuseenlandschaft in Hochglanzprospekten und auf einladenden Websites. Für den Sprung ins klare Wasser allerdings gilt vielerorts »Baden auf eigene Gefahr«
. Rettungsschwimmer sucht man
selbst an ausgewiesenen Stränden vergebens.
»Die Wasserrettung ist ein ungelöstes Problem im Leipziger Neuseenland, solange es keinen klaren finanziellen Rahmen gibt«
, so Marcel Knabe von der DRK-Wasserwacht. »Denn selbst
die ehrenamtlich aufgestellte Truppe muss ausgerüstet werden. Und das kostet«
, erläutert Knabe.
Der Kulkwitzer See bildet die derzeit einzige Ausnahme: Am Campingplatz-Strand auf Leipziger Seite sieht die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) nach dem Rechten. 6000 Euro lässt sich der Betreiber
das jährlich kosten. Und spürt deutlich die positive Resonanz bei den Buchungen. Während der Sommerferien ist seit letzter Saison (»GRÜN-AS«
berichtete) immer ein ausgebildeter
Schwimmmeister vor Ort.
Schon wenige Meter weiter links oder rechts und erst recht am gegenüber liegenden Ufer - im öffentlichen(!) Strandbad Markranstädt - muss jeder auf sich selbst und seine Kinder achten. Wie schnell man damit überfordert sein kann, zeigt der Bericht über den Einsatz während des Gewitters am 27. Juli: Sichtlich verwirrter Ruderer vom Kulkwitzer See vor Gewitter gerettet! Die Ruhe am Kulkwitzer See nahm um 16.30 Uhr durch ein aufziehendes Gewitter ein jähes Ende.
Wachleiter Volker Hippe beobachtete ein Ruderboot, welches durch den starken Wellengang nicht mehr kontrollierbar war. Sofort war klar, der Ruderer befindet sich in akuter Not. Umgehend rief er den Notruf
der Leitstelle Leipzig, »Ruderer bei Gewitter in Not auf dem Kulkwitzer See«
.
Die Rettungsschwimmer der DLRG Leipzig e.V. Torsten Müller und Maik Steinhöfel waren sofort einsatzbereit und fuhren mit dem Rettungsboot zu dem älteren Herren, um diesen aus der misslichen Situation zu befreien. Die Rettung des 70-jährigen Mannes ist geglückt. Wenige Minuten später treffen auch die Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei am Kulkwitzer See ein. Der Patient wurde von der DLRG an den Rettungsdienst übergeben und versorgt.
Das Ruderboot wurde anschließend von den Kräften der Feuerwehr Markranstädt geborgen und unverwüstet an Land gebracht. Der Einsatz war um 18.15 Uhr beendet.« Die Gemeinde Elsterheide am
Geierswalder See im Lausitzer Seenland hat sich trotz der hohen Kosten entschieden, ihre Strände vom DRK bewachen zu lassen. »Als Kommune hat man eine Verantwortung«
, meint Tourismusmanager
Matthias Müller. - Geht doch.
In Leipzig werden nur für besondere Events auf dem Wasser die DLRG oder das DRK dazu gebucht. Wasserfest, Triathlon, Theklaer Strandfest profitieren kurzzeitig davon. Die Kapazitäten an Mitgliedern der DLRG
und eigenen ausgebildeten Rettungsschwimmern seien gegeben, so Christian Althaler. »Am Kulki haben wir den Triathlon vergangenen Monat wieder mit gesichert. Im Auftrag des Zeltplatzbetreibers bewachen
wir den Badebereich am Schiff. Sie sehen ja, was wir aus dem alten Rettungsturm gemacht haben.«
Das ist alles Eigenleistung. Unzählige Stunden Fleiß, Begeisterung und handwerkliches Tun. 11 bis 18 Uhr ist er nun besetzt. »So ein Wasserrettungsturm braucht nicht nur eine nette Fassade mit
riesigen weißen Fenstern und schmucke ochsenblutfarbene Holzplanken, die an die skandinavischen Ferienhäuschen auf dem Zeltplatz erinnern. Flossen, Schnorchel, Funk, eine Küche, Schlaf- und Arbeitsplatz,
Neoprenanzug und Ausrüstung kosten Geld. Das ist vom Team allein nicht zu stemmen. Es braucht auch Förderer, die mit Blick auf die Entwicklung Leipzigs zur Wasserstadt finanziell einen Teil zur künftigen noch
größeren Sicherheit am und im Wasser beitragen.«
Der Scheck vom letztjährigen Entenrennen ist nun eingelöst - das neue Motorrettungsboot »Puma«
wurde übergeben und hat seinen Ersteinsatz erfolgreich bestanden.