Das Konzept des KOMM-Hauses steht seit einiger Zeit auf dem Prüfstand des Kulturamtes. Wie mehrfach berichtet, hat dies auch Auswirkungen auf Büro-Öffnungszeiten und die Angebotsbreite der kommunalen
Kultureinrichtung. Nicht wenige langjährige Nutzer sind verunsichert.
Ein offener Brief mit einer langen Unterschriftenliste zum Erhalt des Hauses in seiner bisherigen Form ging dem OBM im November zu. Zudem beschäftigte das Thema bereits zweimal den Stadtrat und auch der
Stadtbezirksbeirat West hatte die Problematik unlängst auf der Tagesordnung.
Das Dezernat Kultur bezog dazu zwar Stellung, konkrete Ergebnisse konnte es aber bisher nicht präsentieren. Verwiesen wird auf die laufende Evaluation, deren Ergebnis man nicht vorgreifen wolle. »Grün-As«
wollte es genauer wissen und sprach mit Kulturamtsleiterin Susanne Kucharski-Huniat und der Abteilungsleiterin für Kulturförderung Beate Locker.
Grün-AsDas KOMM-Haus ist seit vielen Jahren eine feste Anlaufstelle für viele Bewohner des Stadtteils. Sicherlich ist das Haus nicht mit kulturellen Leuchttürmen in Leipzig zu
vergleichen, aber es wurde bislang immer gut genutzt. Warum wird das Konzept eigentlich plötzlich überprüft?
B. LockerSo plötzlich kam das gar nicht. Seit 2011 haben wir das Haus im Zuge der Diskussionen um die Standortoptimierung in Grünau immer mit im Blick. Das heißt: Im Zusammenhang mit
Zukunftsperspektiven für andere städtische Einrichtungen wie die Völkerfreundschaft, die Bibliotheken oder das geplante Bildungszentrum hat man immer auch Möglichkeiten für das KOMM-Haus mit ausgelotet. Dabei
ist aufgefallen, dass sich das Angebot und damit die Nutzung des Hauses im Laufe der Zeit stark gewandelt haben und nicht mehr dem ursprünglichen Konzept entsprechen. Darum wird nun geprüft.
Grün-AsDer Begriff Evaluation ist schwerlich nachzuvollziehen. Was konkret findet da statt? Sprich: Was ist im letzten halben Jahr genau passiert?
B. LockerZunächst haben wir uns umfassend mit dem Angebot auseinandergesetzt. Dabei hat sich unsere Vermutung bestätigt, dass ein Großteil der Veranstaltungen nichts mehr mit unserer originären
Aufgabe – Kultur anzubieten und zu vermitteln – zu tun hat.
S. Kucharski-HuniatDie Angebote orientieren sich an den veränderten Bedürfnissen vor Ort. Es sind viele Angebote die dem Sozialbereich zugeordnet werden können dabei. Bürgerinnen und Bürger haben
sich daran gewöhnt, wie in einem offenen Treff täglich Zugang zu haben. Das können wir als Kulturamt aber nicht leisten. Wir haben deshalb zu einem verwaltungsinternen Runden Tisch eingeladen.
Grün-AsUnd wer saß da alles zusammen am Tisch?
B. LockerAlle, die weitestgehend derzeitige Nutzergruppen vertreten, beziehungsweise im Allgemeinen an der Entwicklung des Stadtteils mitwirken.
S. Kucharski-HuniatDas waren natürlich die Volkshochschule als starker Veranstaltungspartner vor Ort, das Sozialamt, die Seniorenbeauftragte, das Amt für Jugend, Familie und Bildung sowie das Amt
für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung.
Grün-AsWie muss man sich so eine Runde vorstellen? Was kam dabei zur Sprache?
S. Kucharski-HuniatSo ein Austausch dient letztlich dazu, verschiedene Sichtweisen kennenzulernen und sich beraten zu lassen. Beispielsweise war es uns sehr wichtig, mit dem Sozialamt ins
Gespräch zu kommen. Für die sozialen Angebote im KOMM-Haus, die teilweise zum Dezember 2014 nun erst einmal beendet wurden, gibt es offensichtlich Bedarf, der – und das hat sich bei dieser Runde für uns
herauskristallisiert – auch anderweitig im Stadtteil gedeckt werden kann.
B. LockerGut war auch, dass Frau Pantzer vom Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung das Entwicklungspotenzial des WK 8 einmal eingehender beleuchtet hat. Mit dem zu erwartenden Zuzug
neuer Bewohner ist das Angebot von Kultur an dieser Stelle unbedingt zu erhalten. Das war für uns eine wichtige Bestätigung.
Grün-AsHeißt mit anderen Worten: Das KOMM-Haus wird es weiterhin geben!?
S. Kucharski-HuniatWir haben nie etwas anderes gesagt. Es ist die ganze Zeit über offen. Es wäre wichtig, dass das auch so kommuniziert wird.
Grün-AsAber eingeschränkt. Nach wie vor ist lediglich ein Mitarbeiter vor Ort. Und das auch nur an drei Tagen in der Woche. Besucher stehen oft vor verschlossener Tür. Im November hatten Sie,
Frau Kucharski-Huniat, den Protestierern im Rathaus signalisiert, dass ab Januar wieder zwei Mitarbeiter tätig sein werden.
S. Kucharski-HuniatDas ist falsch aufgefasst und wiedergegeben worden. Ich hatte davon gesprochen, dass ab diesem Jahr wieder zwei volle Stellen im Haushaltsplan für das KOMM-Haus zur Verfügung
stehen. Die neue Stelle jedoch auszuschreiben, bevor feststeht, wohin sich das Haus entwickelt und welche Aufgaben die Mitarbeiter künftig haben werden, ist nicht sinnvoll.
Grün-AsIst besagte Stelle denn momentan frei oder anderweitig besetzt?
B. LockerSie ist frei. Die dadurch gesparten Personalkosten sollen beispielsweise ab Mai auch zur Vorbereitung des Grünauer Kultursommers für Honorarkräfte verwendet werden.
Grün-AsTrotzdem: Viele Nutzer des KOMM-Hauses vermissen den direkten und unkomplizierten Kontakt. Spontan mal »den Kopf durch die Tür stecken« geht nur noch selten.
S. Kucharski-HuniatNatürlich ist es für viele eine Umstellung. Noch einmal: Wir können aber als Kulturamt keinen offenen Treff betreiben. Für uns als Träger ist es wichtig, jetzt einen Schnitt zu
machen, um neu zu strukturieren und ich finde, das sollte man uns auch zugestehen.
B. LockerUnd seien wir mal ehrlich: In anderen Kultureinrichtungen, wie der naTo oder der Mühlstraße trifft man für allgemeine Gespräche auch kein Personal an.
Grün-AsDas sind ja auch keine Bürgertreffs...
B. LockerDas KOMM-Haus aber auch nicht. Wir können uns vorstellen, es zu einem soziokulturellen Zentrum per Definition zu entwickeln. Dabei kann Bewährtes erhalten bleiben und neue Angebote
hinzukommen. Hauptaugenmerk liegt auf Kultur und kulturelle Bildung.
S. Kucharski-HuniatDer Umzug der VHS in das Bildungszentrum ist für 2017 geplant. Damit stehen im KOMM-Haus viel mehr Möglichkeiten für eigene Veranstaltungen zur Verfügung. Da auch die Grünauer
Bibliotheken in das neue Bildungszentrum ziehen werden, ist es für uns interessant zu prüfen, ob man das KOMM-Haus nicht in das frei werdende Gebäude An der Kotsche, das in städtischem Eigentum ist, verlagern
kann. Das ist aber Zukunftsmusik. Wir wollen das Beste erreichen.
Grün-AsUnd wie sieht das Beste Ihrer Sicht nach aus?
S. Kucharski-HuniatEine Einrichtung die den Stadtteil bereichert und angenommen wird.
B. LockerÄhnlich wie das Haus Mühlstraße.
Grün-As... Welches sich allerdings in freier Trägerschaft befindet. Heißt das Ziel also Trägerwechsel?
S. Kucharski-HuniatDas ist für uns zumindest eine starke Option. Wir wollen dem Ergebnis der Evaluation nicht vorgreifen. Fakt ist jedoch, dass sich die Betreibung soziokultureller Zentren in
freier Trägerschaft in Leipzig bewährt hat.
Grün-AsHaben Sie schon einen möglichen Träger im Blick?
S. Kucharski-HuniatNein, dafür ist es noch zu früh. Der Prozess ist ja auch noch nicht abgeschlossen.
Grün-AsWann wird er denn abgeschlossen sein?
S. Kucharski-HuniatZiel ist, in diesem Sommer die Evaluation zu beenden. Dann soll auch feststehen, ob wir das Haus in freie Trägerschaft geben und welches Verfahren dafür in Frage kommt. Im
ersten Quartal 2016 soll dann die Neukonzeption stehen.
B. LockerZunächst wird es jedoch erst einmal noch eine Runde direkt vor Ort – also im KOMM-Haus – geben. Eingeladen werden verschiedene Stadtteilakteure, von denen wir uns Anregungen und Impulse
erhoffen, natürlich auch der KOMM e.V. Ziel ist es, eine für alle annehmbare Lösung für die Angebote zu finden.
Grün-AsEin schöner Schlusssatz. Ich wünsche Ihnen dabei viel Erfolg und danke für das Gespräch.