Caritas auf gepackten Koffern
Familienzentrum zog nach 21 Jahren in die Ringstraße
Wenn diese »Grün-As«-Ausgabe erscheint, ist für die Mitarbeiter des Caritas Kinder-, Jugend-und Familienzentrums das Gröbste bereits geschafft. Ende April zog die Einrichtung aus der Liliensteinstraße im WK 8 ins Zentrum Grünaus.
Eine Woche Zeit war dafür veranschlagt. Wer schon einmal einen Wohnungswechsel hinter sich brachte, hat vielleicht eine Vorstellung davon, wie ambitioniert kurz die Zeitspanne von sieben Tagen für eine Einrichtung dieser Größenordnung ist.
Kaum verwunderlich, dass die alten Räumlichkeiten schon seit längerem vom nahenden Umzug kündeten. Vieles musste vorbereitet, demontiert und verpackt werden. ImFamilenlocal, wo sonst die unterschiedlichsten Veranstaltungen stattfanden, türmten sich am Ende nur noch Kisten und Kartons.
Trotz der Mammutaufgabe ist die Stimmung ausgelassen. Jeder freut sich auf das neue Domizil, wenngleich es dort beengter zugehen wird, gibt Fachbereichsleiter Kinder-, Jugend-, und Familienhilfe Jürgen Petersohn Auskunft: »Ein wenig werden wir uns einschränken müssen. Sowohl im Innen- als auch leider im Außenbereich steht uns weniger Platz zur Verfügung. Alles ist schon jetzt komplett verplant. Neue Projekte somit kaum noch umsetzbar.«
Aber auch das kann die Stimmung nicht trüben. Die neue Einrichtung – ebenso wie die alte in einer ehemaligen Kindertagesstätte untergebracht – wurde innerhalb von zwei Jahren für 1,2 Millionen Euro umfassend saniert. Zwei Drittel des Geldes stammen aus dem Fördermittelprogramm »Soziale Stadt«, 100.000 Euro Eigenmittel in erster Linie für Ausstattung, Beleuchtung, Telefon- und Schließanlage, steuerte der Caritasverband bei.
Im Nebentrakt des Gebäudes in der Ringstraße ist seit Jahren der Kommunale Verbund der Kinder- und Jugendhilfe (VKKJ) untergebracht – eine spannende und sinnvolle Symbiose, wie Petersohn findet. »Sicherlich werden wir in bestimmten Bereichen kooperieren. Ich könnte mir beispielsweise vorstellen, dass der Bauspielplatz, den wir in abgespeckter Form auch hier etablieren wollen, von den Kids des VKKJ gut angenommen wird.«
Pläne gibt es auch mit der Grünfläche vor dem Haus: »Da sind wir noch im Gespräch mit der Stadt, ob und wie wir diesen Bereich nutzen können. Denkbar wären Sitzgelegenheiten oder Spielgeräte. Das wird sich zeigen.« Ansonsten heißt es erst einmal: Ankommen, Bedarfe eruieren, neue Ziele definieren und loslegen.
An Aufgaben wird es den vielen haupt- und ehrenamtlich Tätigen im Familienzentrum mit Sicherheit nicht fehlen. Gilt doch gerade das Zentrum Grünaus mittlerweile als sozialer Brennpunkt. Das ist auch Jürgen Petersohn bewusst: »Natürlich hatten wir auch am alten Standort unsere Stammklientel. Familien, die sich in einer problematischen Situation befunden haben und denen wir unterstützend Hilfe leisten konnten. Die gibt es aber auch im Umfeld der Ringstraße.«
Das Familienzentrum ist jedoch nicht nur Anlaufpunkt für »Problemfälle«, sondern auch ein Ort, an dem sich Gleichgesinnte treffen, ihrem Hobby nachgehen oder einfach nur Geselligkeit suchen. Für einige von ihnen wird der Umzug ein Abschied für immer, andere haben sofort signalisiert, auch weiterhin die Einrichtung zu besuchen.
Nachdenklich wird Petersohn, wenn er an die Kinder des Flüchtlingsheimes in der Liliensteinstraße denkt, zählten die doch zu den regelmäßigen Nutzern. »Ihnen wird es sicher schwer fallen, in die Ringstraße zu kommen. Bis jetzt sind sie einfach über die Straße gelaufen und waren da. Das wird nun nicht mehr möglich sein. Für diese Kinder ist der Umzug mit Sicherheit ein großer Verlust.« Bislang habe man für dieses Problem noch keine Lösung gefunden, aber man sei noch am Überlegen.
Klaudia Naceur