»Grün lebt, wenn die Bürger es annehmen«
Schönauer Park ist »Park des Jahres«
2015
Den Grünauern war das eigentlich schon immer klar – das Grün zwischen Robert-Koch-Park des Sack'schen Anwesens, der Parkallee, den Schönauer Lachen und dem Lindenauer Hafen – ist eins der Schönsten. Ruhig und elegant zwischen den Jahren.
Von Spaziergängern, Joggern und Hundehaltern still genutzt. Lebhaft in Beschlag genommen zum jährlichen Schönauer Parkfest. Mit Musik, Begegnungen, Kinderspiel. Das – letztes Jahr bereits zum 21. Mal – und die sich im nächsten Jahr zum 40. Mal rundende Grundsteinlegung Grünaus – nahm das Netzwerk für Stadtnatur zum Anlass, 2015 den Schönauer Park zu benennen.
»Wenn Sie diesen Titel als Auszeichnung sehen«
, freut sich Michael Berninger, Stiftungsrat der Stiftung Bürger für Leipzig als Teil des Netzwerkes, »dann haben wir doch schon
was erreicht. Mit dieser – inzwischen schon fünften – Benennung eines Leipziger Parks wollen wir die öffentliche Aufmerksamkeit auf diesen lenken. Zum Entdecken, zum Nutzen einladen. Zu seiner Wertschätzung
beitragen.«
Bereits die Grünau-Planer bezogen die Wegeverbindung des Schönauer Parks über die vierreihige Parkallee zum Robert-Koch-Park bewusst ein, auch wenn die S-Bahn Linie die fußläufige Verknüpfung ein wenig
einschränkt. »Das Areal bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten«
, so Michael Berninger weiter, »es ist nicht nur das ungestört romantische Erlebnis. Auch Freiluft-Kunst lässt sich
entdecken.
Pflanzlicher Artenreichtum, wie Hängesilberlinde, Gelbkiefer oder Ginkgo. Und nicht zuletzt Essbares. Denken Sie an die nahe Kirschallee, die zahlreichen Walnussbäume oder Beerensträucher, wie Brombeere, Holunder oder Schlehe.« Das Netzwerk für Stadtnatur hat sich gebildet, um aus einer anfänglichen vereinzelten Protestkultur zu einer abgestimmten stadtweiten Arbeitskultur überzugehen, das neben bürgerschaftlichem Engagement kulturelle Bildung anstrebt und sich als Interessenvertreter des Leipziger Stadtgrüns versteht.
Bekannte Initiativen sind die »Leipziger Mischung«
– das bewusste Anlegen Leipziger Blühwiesen. Oder die »Wilde(n) Leipziger«
. »Das ist ein Arbeitsfeld, das
von pädagogischen Mitarbeitern unseres Netzwerkes an die Bürger herangetragen wird. Es soll auf verschiedenen ›Mundraubtouren‹ die Aufmerksamkeit auf die öffentlichen essbaren Schätze unserer Stadt
lenken.«
Der 50-Jährige ist jetzt voll in seinem Thema und kaum zu bremsen: »Wir vermitteln Wissen über Standorte, Pflege, Ernte und Verwertung von Stadtobst. Seine kluge Nutzung und den pfleglichen Umgang
mit den Pflanzen. Unter anderem haben wir dazu AnnaLinde im Boot oder die Ökolöwen. Auch die Volkshochschulen beteiligen sich. Die Auwaldstation bietet sogar einen zertifizierten Lehrgang zum Kräuterpädagogen
an.«
Eine Kartierung der zentrumsnahen Stadtobstvorkommen ist bereits in Arbeit. Im nächsten Jahr wird sich diese, auch dank vieler Grünauer Initiativen, um das Areal Grünau erweitern.
Als gerade eine Schulklasse auf Wandertag lebhaft vorbeiwuselt, möchte der ambitionierte Großstadtgärtner noch etwas loswerden: »Parks und Grünanlagen erblühen zu vollem Leben dort, wo die
Menschen sind und diese annehmen. Sie können architektonisch noch so raffiniert angelegt sein. Und manchmal sind es auch nur kleinere Flächen, die eine enge Verbindung der Bürger zu ihrer natürlichen Umgebung
ausdrücken. Erinnern Sie sich nur an die Mietergärten, den Kollonnadengarten oder das liebevoll gepflegte Gärtchen im Frankenheimer Weg.«
Grünau ist nicht nur der größte Stadtteil, sondern im Wortsinne der grünste. Und hat immer noch Reserven. »Eine Öffnung des Koch-Parks, dessen Belebung und intensivere Nutzung zu Gesundung und
Erholung täte dem Stadtteil gut.«