Grün-As
Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

20 Jahre Netzwerk älterer Frauen

Eine beeindruckende Bilanz - Teil 2

Wir älteren Frauen haben doch Kompetenzen, haben wir uns im Netzwerk gesagt. Wir haben doch Berufe gelernt, sind Facharbeiterinnen oder haben sogar Hoch- oder Fachschulabschluss. Das kann sich doch ein Staat gar nicht leisten, auf unser Wissen und Können zu verzichten. Und dieser Gedanke hat uns im Netzwerk verbunden. Wer zu uns kam, den fragten wir als erstes: »Was möchten Sie einbringen, was können Sie mitgestalten.« Da kam die Arbeiterin aus einem abgewickelten Leipziger Großbetrieb, die schon dort als Küchenhilfe ausgeholfen hatte. Sie engagierte sich beim einmal monatlich gestalteten Meyersdorfer Frühstück und brachte stets ihren selbst kreierten Gemüsesalat mit.

Da kam die nach der Wende ausgemusterte Kindergärtnerin und Kindergartenleiterin mit ihren mannigfaltigen Erfahrungen im Umgang mit Kindern und einem Fach - schulabschluss der anerkannten Henriette-Goldschmidt-Schule und suchte eine sinnvolle Betätigung. Ihr Einsatz hat sich gelohnt: Es entstand eine der stabilsten Gruppen des Netzwerks: das Gedächtnistraining. Der Ruhestand einer Lehrerin hielt nicht lange an, sie leitet jetzt mit großem persönlichen Einsatz unsere Nordic Walking Gruppe, mit der wir jeden Montagvormittag in die Woche starten. Sie hat auch viele der Mitstreiterinnen gewinnen können, an sportlichen Events teilzunehmen, wie beispielsweise dem Leipziger Frauenlauf.

Oder die arbeitslose Russin mit Hochschulabschluss, die wegen der Liebe in Leipzig gelandet war. Sie bot ihre exquisiten Fremdsprachenkenntnisse und Erfahrungen im Umgang mit Migranten an und es entstand 2001 unser Migrantenprojekt: Älterwerden in der neuen Heimat. Seit dieser Zeit gibt es jede Woche Mittwoch den Migrantentag bei uns, wo sich vorwiegend ältere Migrantinnen aus der ganzen Stadt treffen. Es gibt Deutsch im Dialog und Tipps für den Alltag. Sie kennen die Leipziger Museen und sind auf Bildungs exkursionen unterwegs in Dresden, Weimar oder Berlin. Anfangs gefördert, versuchen wir jetzt selbst das Projekt zu erhalten, weil wir denken, dass es nützlich für die weltoffene Stadt Leipzig ist.

Für ein Jahr erhielten wir in Grünau auch die Chance, in dem von der EU getragenen Projekt Stärken vor Ort, Migrantinnen aus Grünau mit einem Weiterbildungsprogramm für einen eventuellen Arbeitsplatz fit zu machen. Viele Migrantinnen sind inzwischen Netz werkmitglieder und beteiligen sich an den Aktionen und Veranstaltungen im Netzwerk. Seit mehr als einem Jahrzehnt arbeitet auch unsere Frauen Foto Gruppe. Vielbestaunte Fotoausstellungen für unsere Kleine Galerie sind durch ihr Wirken entstanden beziehungsweise haben ein Gesicht erhalten. So das Thema unseres Schreib-, Foto- und Malwettbewerbs »Das Alter hat viele Gesichter«. Daraus ist die gleichnamige Publikation mit Einsendungen aus dem ganzen Freistaat entstanden.

Im Ergebnis des Wettbewerbs »Ich bin ehrenamtlich unterwegs« entstanden ebenfalls eine Ausstellung und eine Publikation, in der Ehrenamtliche aus Sachsen, insbesondere Frauen, über ihre ehrenamtliche Arbeit berichten und warum sie sich dieser Sache verschrieben haben. Diese Projekte wurden von der Landesdirektion Sachsen gefördert. 2014 kam die Publikation »Entdeckungen in Kleinzschocher« hinzu. Die Texte entstanden vorwiegend in der von Roswitha Scholz geleiteten Gruppe Schreibender SeniorInnen Leipzig. Die Ausstellung dazu konzipierte die Fotogruppe.

Für dieses Jahr erhielten wir den Zuschlag für unser Projekt »Meyersdorf wie es leibt und lebt«. Publikation und Ausstellung sind geplant und dazu sind Texte und Fotos gefragt. Stolz sind wir darauf, dass wir uns auch international engagieren konnten. So haben wir unter dem Motto »Auf einander zugehen« zehn mehrtägige Begegnungen mit deutschen, polnischen und tschechischen Frauen im Katholischen Bildungszentrum in Schmochtitz (Bautzen) organisiert.

Und nun fragen Sie vielleicht, warum alles ganz gut läuft im Netzwerk? Die drei Vorstandsfrauen leben in Grünau, da hat man Weitsicht.

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