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Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

Gesunde Ernährung für Vorschulkinder

Mitmach-Aktion im Bewegungsmelder

Klara ist hochkonzentriert, als sie ihre Hände tief in den grauen Stoffbeutel vergräbt, um das darin versteckte Obst und Gemüse zu ertasten. Doch die gewählte Sorte richtig zu bestimmen, ist gar nicht so einfach: fühlt es sich glatt an wie ein Apfel oder doch eher feinporig wie eine Mandarine, ist es lang wie eine Möhre oder geriffelt wie eine Gurke?

Als sie schließlich statt der vermuteten Paprika einen Kohlrabi herauszieht, sieht man ihr die Überraschung an. Ob der echt ist, fragt sie und schnuppert neugierig an dem unbekannten Grün. Nach kurzem Zögern traut sie sich sogar zu kosten. Und während sie den ersten Schnitz noch mit reichlich Skepsis zum Mund führt, schmeckt der zweite schon ganz passabel.

Während Klara noch an ihrem Gemüse knabbert, staunt Ben an anderer Stelle, wie viele Zuckerwürfel in einem Glas Nutella stecken: so viele, dass längst nicht alle hinein passen. Auch die Zuckerstückchen in einer Ketchup-Flasche sind weit mehr, als Ben schon zählen kann. Dabei kann er gut zählen: bis 50, fast ohne Fehler.

Jessica hingegen kennt sich schon prima mit der Ernährungspyramide aus. Sie weiß, dass in der Capri-Sonne und auch im Paula-Pudding ziemlich viel »Süßkram« steckt und beide daher auf die roten Felder gehören. Das bedeutet: Achtung, nur sparsam essen. Auf die grünen Felder dagegen kommen kalorienarme Getränke wie Tee oder Wasser, außerdem Gemüse, Obst und Getreideprodukte.

Diese Lebensmittel darf man reichlich zu sich nehmen. Auch wenn Klara noch nicht alles, was am Tag gegessen oder getrunken wird, den richtigen Gruppen zuordnen kann, weiß sie schon ganz genau, was besonders gesund ist und worauf man lieber verzichten sollte.

Klara, Ben und Jessica sind nur einige der über 50 Kinder, die am 7. und 8. März mit ihrer Kindergartengruppe in den Bewegungsmelder gekommen sind. Anlässlich des Tages der Gesunden Ernährung hat das Gesundheitsförderungsprojekt »GRÜNAU BEWEGT sich« Vorschulkinder aus drei Grünauer Kitas eingeladen, durch spielerisches Ausprobieren ihre Sinne zu schulen und gleichzeitig wertvolles Ernährungswissen aufzubauen.

Dafür hat sich das Projektteam professionelle Unterstützung geholt: Unter Anleitung von vier Ernährungswissenschaftlerinnen der Uni-Kinderklinik und des IFB Adipositas-Erkrankungen wurde verkostet, geschätzt und zugeordnet.

Für die Wissenschaftlerinnen und Kinder gleichermaßen spannend war dabei die Aktion »Das Auge isst mit«. Ein Experiment mit normalem, also weißem Naturjoghurt und einer geschmacksneutralen rot eingefärbten Variante sollte aufzeigen, wie das, was wir sehen, auch unseren Geschmack beeinflusst.

Wie verblüfft waren die Kinder, als sie die Wahrheit erfuhren, hatten doch fast alle den roten Joghurt als Erdbeer- oder Himbeerjoghurt erschmeckt. Dass sie sich derart haben »beschummeln« lassen, werden sie so schnell wohl nicht vergessen. Und in Zukunft vielleicht einmal mehr hinterfragen, ob bunte Lebensmittel wirklich so viel leckerer sind.

Dass sie jetzt echte »Ernährungsexperten« sind, steht auch auf der Urkunde geschrieben, die die Kinder mit nach Hause nehmen durften. Dort können sie ihren Eltern erzählen, was sie alles gelernt haben: worauf bei einer gesunden Ernährung zu achten ist, wie viel Zucker in sogenannten »Kinderlebensmitteln« und Getränken versteckt ist, dass zu viel Zucker nicht nur dick, sondern auch schlechte Zähne macht und vieles mehr.

Dass Kinder trotz allem nicht komplett auf Süßigkeiten verzichten müssen, betont die Ernährungswissenschaftlerin Ulrike Spielau. »Ein Schokoriegel oder ein Handteller voll Gummibärchen am Tag sind erlaubt. Werden zudem täglich Gemüse, Obst, Vollkornund Milchprodukte gut miteinander kombiniert sowie je 1-2 Mal pro Woche Fleisch und Fisch gegessen, ist ein Kind mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt.«

Wichtig ist dabei die »5 am Tag«-Regel, die für Erwachsene ebenso gilt wie für Kinder. Sie besagt, dass etwa fünf Handvoll Obst und Gemüse über den Tag verteilt zu einer ausgewogenen Ernährung beitragen. Im Frühherbst wird »GRÜNAU BEWEGT sich« sein Angebot zur Kindergesundheitsförderung wiederholen und erneut Kindergärten einladen, mit ihren Vorschülern an der Mitmach-Aktion zur Gesunden Ernährung teilzunehmen. Ziel der Aktion ist es, schon im frühen Kindesalter die Weichen für einen gesunden Lebensstil zu stellen; getreu dem Sprichwort: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr.

Die Namen der Kinder wurden von der Redaktion geändert.

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