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Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

Jung und Alt und Nebenan

Mehrgenerationenprojekt bemüht sich um mehr Miteinander

Jugendliche und Senioren trennt so einiges. Das fehlende Verständnis für den jeweilig Anderen ist so alt wie die Menschheitsgeschichte und folgerichtig gehen sich die Generationen mehr oder weniger aus dem Weg. Unvereinbar scheinen die verschiedenen Lebensumstände, -einstellungen und -entwürfe.

In Grünau ist vor gut einem Jahr mit dem »Nebenan« ein Projekt an den Start gegangen, das die Kluft zwischen Alt und Jung überwinden möchte.

Im WK 2 An der Alten Salzstraße, in einem Quartier also, in dem überdurchschnittlich viele Senioren wohnen, hat sich ein Mehrgenerationen-Treff etabliert, der mittlerweile gut besucht und nachgefragt ist, wie Bernd Jungmann zu berichten weiß. Er ist noch nicht ganz im Rentenalter und gemeinsam mit seinen beiden Mitstreiterinnen Heide Mette und Helga Shemeis einer der aktivsten im selbst organisierten Projekt.

»Ich bin ein begeisterter Tänzer«, gesteht Jungmann. »Als der Verein Urban Souls 2013 die ersten Tanzcafé-Nachmittage im Heizhaus anbot, war ich sofort dabei.« Bis zu 50 Senioren trafen sich fortan regelmäßig in den Räumlichkeiten der Skaterhalle.

Und es kam zu ersten Begegnungen mit den Jugendlichen. »Die waren natürlich neugierig und haben mal zugeschaut. Umgekehrt haben wir die Skater und Breakdancer gesehen«, erinnert sich der rüstige Senior. Dabei sei es auf ganz lockere Art zu Kontakten gekommen. Man habe sich miteinander unterhalten und beide Seiten hätten gemerkt: »Hey – so schlimm, langweilig, verrückt (oder was auch immer man für Vorurteile hatte) sind die doch eigentlich gar nicht!«

2015 zog das Projekt dann ein paar hundert Meter weiter ins eigene Domizil – in einen vom KONSUM angemieteten Flachbau – und richtete sich ein. Das Mobiliar ist zusammengestoppelt, aber das stört hier Niemanden.

An den Wänden hängen atemberaubende Fotografien eines Grünauers. Man plant wechselnde Ausstellungen. Seit April verstärkt Manja Mühl die »Nebenaner«. Die junge Frau arbeitet 20 Stunden in der Woche im Projekt und ist in erster Linie für die Organsiation zuständig. Von ihrer Stelle abgesehen, lebt der Treff vom ehrenamtlichen Engagement aller.

Ideen gibt es etliche: Musiknachmittage, Foto- und Kreativzirkel, Radtouren, Wanderungen, eine aktive Nachbarschaftshilfe, die Erstellung einer Chronik sowie politische Veranstaltungen und immer wieder Kooperationen mit dem Heizhaus. So einfach und alltäglich die Begegnungen mit der Jugend dort waren, sind sie im Nebenan natürlich nicht.

Noch sind die Besucher und Nutzer ausschließlich jenseits der 50. Junge Leute dazu zu bewegen, gezielt mit den Senioren in Kontakt zu treten, sei schwierig, weiß Manja Mühl. Aber: »Wir sind dabei Projekte zu entwickeln, bei denen sich Jung und Alt besser kennen lernen, neugierig aufeinander werden und voneinander profitieren.«

Im Juli startete in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule zudem ein interkultureller Austausch: Das Nebenan machte einen Besuch bei den Nachbarn, die in der Turnhalle neben der Freien Schule untergebracht sind, später wurde gemeinsam gekocht und gegessen.

Ein erster Anfang. Ob und wie sich das Miteinander zwischen verschiedenen Altersgruppen durch das Projekt tatsächlich verbessern lässt, wird die Zeit zeigen. Für eine Generation zumindest, hat das Nebenan bereits zu einer kulturellen Wiederbelebung geführt.

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