Grün-As

Durch die Pleißenaue noch Zedtlitz

Radtouren ins Umland - Teil 2

ImageLink In der Ausgabe 4/99 haben wir mit Der Weg der Reiher unsere Serie Radtouren ins Umland eröffnet. Auch im Monat Mai führt der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) Leipzig wieder Touren durch. Dr. Leonard Kasek stellt uns diese vor.

Viele Grünauer stammen aus Orten, die im Bergbaugebiet südlich von Leipzig der Kohle zum Opfer gefallen sind. Der sogenannte Südraum war vor der teilweisen Verwüstung durch den Bergbau eine idyllische Landschaft, geprägt von wohlhabenden Dörfern und kleinen Städten. Manches ist davon erhalten geblieben.

Davon soll die erste Tour in die alte Heimat eines Teiles der Grünauer einen Eindruck geben. Wir fahren zunächst am Agra-Gelände auf den neuen Radweg längs der Pleiße. Für meinen Geschmack ist das einer der schönsten Radwege im gesamten Leipziger Land. Großdeuben, dort endet der Weg zur Zeit, war früher sogar ein Lungenkurort, bis die vergiftete Luft aus Kohleverschwellung und -verbrennung für die Großdeubener selbst eine Lungenheilanstalt nötig machte.

Auf dem Weg nach Süden streifen wir dann eine der ältesten Städte der Region, Rötha. Der Ort ist den Älteren noch durch die Obstweinschänke als Naherholungsgebiet bekannt. Die Schänke wurde inzwischen neu eröffnet und zumindest Fruchtsäfte werden auch wieder in Rötha abgefüllt. Auf den Kippen in der Nähe sollen künftig Obstbäume blühen, so dass in Zukunft ein zünftiges Obstblütenfest gefeiert werden kann, wie früher, als Rötha das Zentrum des Obstanbaus im Leipziger Land war.

Von Rötha geht es nach Kahnsdorf. Dort soll Schiller bei seinem Freund Körner die Ode an die Freude geschrieben haben. Allerdings streiten sich um diesen Ruhm auch Leipzig-Gohlis und Dresden. In Lobstädt trifft dann Frau Hagemann vom Naturschutzbund zu uns. Sie wird uns das Zedtlitzer Wäldchen südlich von Borna und eine in der Nähe befindliche Orchideenwiese zeigen.
Eine Strecke beträgt ca. 40 km, die Gesamtstrecke ca. 70 km. Rückfahrt ab Borna mit der S-Bahn ist gut möglich.

Zum Kloster Buch

Den Zisterziensermönchen hat Sachsen viel zu verdanken. Hervorgegangen sind sie vor 901 Jahren in Südostfrankreich aus dem Benediktinerorden. Gemäß ihrer Devise »Ora et labora!« (Bete und arbeite) entfalteten sie ein reges Wirtschaftsleben und breiteten sich im Lauf der nächsten 200 Jahre über ganz Mittel- und Westeuropa aus. Für mittelalterliche Verhältnisse waren die Zisterzienser eine Kombination aus landwirtschaftlicher Kommune und Dienstleistungszentrum.

Sie brachten Sachsen moderne Agrartechnik und Anbaumethoden, neue Obst- und Gemüsesorten, versorgten Kranke und verbreiteten ein Mindestmaß an Bildung. Bekanntgeworden sind sie in den letzten Jahren bei uns vor allem durch Luthers Frau, Katherina von Bora, die eine Zeitlang als Nonne im Zisterzienserkloster Nimbschen bei Grimma lebte und dort nicht nur Lesen und Schreiben lernte, sondern sich auch umfassende wirtschaftliche Kenntnisse aneignete. Gestützt auf diese Grundlagen war sie in der Lage, Luthers Haushalt in geordnete Bahnen zu lenken und mehrere Unternehmen zu gründen, um die Versorgung der Familie und der vielen ständigen Gäste zu sichern.

Etwa 20 km weiter muldeaufwärts befand sich in Klosterbuch bei Leisnig ein weiteres Zisterzienserkloster für Männer. Es ist heute wahrscheinlich die besterhaltene Klosterruine in Sachsen. Das hängt damit zusammen, dass das Kloster nach der Reformation an den sächsischen Hof fiel und von dem als landwirtschaftliches Gut weiter betrieben wurde. Es blieb so in wechselnden Besitzverhältnissen bis zum Ende der DDR. Verändert wurde wenig. Nur die Klosterkirche, die nun viel zu groß war, wurde verkleinert und das Siechhaus, eine Art Kranken- und Pflegehaus für Laienbrüder (nicht adlige Klosterangehörige) und bei Bedarf auch für Bewohner der umliegenden Dörfer, verfiel und wurde abgerissen.

Auch von der Klostermauer sind große Teile verschwunden. Die anderen Gebäude aber sind annähernd originalgetreu erhalten. Das ist auch ein Unterschied zu den noch genutzten Zisterzienserklöstern in der Lausitz, die immer wieder modernisiert wurden. Anstelle der Mönche bevölkerten nun Schweine die großen Räume, andere wurden für die Verwaltung und zur Unterbringung von Personal genutzt. Inzwischen bemüht sich ein äußerst aktiver Förderverein darum, die Gebäude zu restaurieren und als Museum zu gestaken, Voriges Jahr war u.a. der sächsische Ministerpräsident Biedenkopf zum Erntedankfest zu Gast. Er hat sich dort dem Vernehmen nach sehr wohl gefühlt.

Für uns will der Förderverein einen Imbiß vorbereiten und uns dann in einer Spezialführung die Anlagen vorstellen. Wer soweit mit dem Rad fährt, der soll gebührend empfangen werden. Gezeigt werden soll auch altes Handwerk und der neu angelegte Kräutergarten des Klosters.

Für diejenigen, die nach der langen Fahrt durch das wunderschöne Muldental noch Kraft haben, gibt es anschließend noch die Möglichkeit, an einer naturkundlichen Führung durch das Naturschutzgebiet Maylust teilzunehmen oder sich eine Ausstellung mittelalterlicher Foltergeräte auf der Leisniger Burg Mildenstein anzusehen.

Zurück geht es mit dem Zug. Von Grünau bis zum Kloster Buch sind es ca. 65 km. Wir fahren dabei zunächst zum Völkerschlachtdenkmal, wo sich um 9 Uhr weitere Teilnehmer treffen. Von dort geht es über Störmthal und Öltzschau vorbei am Kloster Nimbschen zur Mulde, der wir dann bis zum Kloster Buch folgen.

Dr. Leonhard Kasek
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