Grün-As

Futuristisches Projekt - Dächer zu Parkplätzen

Für einige GrünauerInnen könnte ein Traum wahr werden. Der Traum, mit dem Auto (fast) ins eigene Wohnzimmer zu fahren…

Während sich Politiker und Wohnungswirtschaftler mit dem Abriß von Plattenbauwohnungen beschäftigen, macht sich die Wohnungsgenossenschaft »Lipsia« Gedanken (wie fast alle Wohnungsunternehmen?), den Wohnwert und das Umfeld ihrer Wohnungen in Grünau weiter zu verbessern. Ziele sind eine zukunftsorientierte Sanierung und Wohnwertverbesserung. Oberstes Gebot ist, bewohnten Wohnraum zu erhalten und die Weitervermietung zu sozial verträglichen Preisen zu ermöglichen.

Dabei sei erinnert, dass bei Errichtung der Gebäude als Bemessungsgrundlage für Parkplätze galt, dass pro Wohnung 0,5 Parkplätze zur Verfügung stehen müssen. Diese Bemessungsgrundlage ist heute weit überholt und den Mietern stehen bekanntermaßen nicht ausreichend Parkmöglichkeiten in direkter Nähe ihrer Wohnung zur Verfügung. Ziel der Baumaßnahme ist deshalb die Schaffung solcher Parkmöglichkeiten, ohne eine zusätzliche Versiegelung bzw. Unterbauung von Flächen im Wohngebiet in Anspruch zu nehmen. Die heute gültige Bemessungsgrundlage von 1,5 Parkplätzen pro Wohnung stimmt mit den tatsächlichen Erfordernissen überein, und es soll den Genossenschaftern der Lipsia ein bequemes und sicheres Abstellen ihrer Fahrzeuge ermöglicht werden.

Bild Am Beispiel der 6-geschossigen Wohnbebauung, System WBS 70, soll hiermit die Vorgehensweise erläutert werden. Im Gespräch ist die Wohnscheibe Zschampertaue, An der Lautsche. Die Gebäude wurden in Querwandbauweise errichtet, sind voll unterkellert und besitzen ein zur Zeit 2,20 m hohes Installationsgeschoss. Für die Erschließung des Parkdecks ist der Neubau einer zentralen, gewendelten Rampenanlage mit nebeneinander liegender Auf- und Abfahrtspur notwendig (bekannt vom Allee-Center).

Die vorhandenen Gehwege werden im Bereich der Rampenanlage so umverlegt, dass der Zugang zu den Hauseingängen sowie in den Innenhof gewährleistet bleibt. Da es sich um ein langgestrecktes, miteinander zu verbindendes Gebäude handelt, ist die durchgängige Erschließung gewährleistet. Lärmbelästigungen der darunterliegenden Wohnungen können auf Grund der technischen Lösung ausgeschlossen werden. Es wird ein weicher Belag (Bitumenestrich) gewählt.

Die Treppenhäuser werden bis auf das Parkdeck erweitert. An den Häuserecken werden Feuertreppen und Lifte angeordnet, um auch eine fußläufige Erschließung sicherzustellen. Die Befahrbarkeit der Dächer und der obere Zugang zu den Wohnungen erhöht somit wesentlich die Attraktivität der sonst schwer vermietbaren Wohnungen in der 5. und 6. Etage. Entsprechend der Gebäudebreite von 12 Metern und der Plattenbauraster wird eine 6 Meter breite Fahrgasse und die einseitige Anordnung von Stellflächen (2,40 x 5,00 m) vorgesehen. Insgesamt können so 168 Stellplätze geschaffen werden.

Das zur Zeit 2,20 m hohe Drempelgeschoss soll zurückgebaut und durch ein ca. 0,90 m hohes Installationsgeschoss ersetzt werden. Das Dach bleibt ein Kaltdachbereich und erhält eine Querlüftung. Die letzte Decke wird mit Wärmedämmung versehen. Die neue Dachplatte soll seitlich jeweils 0,50 m überstehen, die Brüstungsverkleidung ist 1,30 m hoch ausgeführt und erhält eine Neigung von 60° nach außen. Die Gebäudehöhe wird gegenüber dem Bestand nicht erhöht. Zusätzlich entsteht durch diese Lösung der Eindruck einer Traufe und eines angedeuteten Daches.

Die Beleuchtung des Parkdecks soll über Bewegungsmelder geschaltet werden. Die zur Zeit vorhandene Innenentwässerung des Daches wird in eine vorgehängte Dachentwässerung verändert, somit wird der Wartungsaufwand wesentlich reduziert. Die Parkflächen werden beheizt, auch eine Überdachung ist möglich.

Bild Die Genossenschafter der Lipsia erhielten eine Informationsbroschüre, in der neben dem beschriebenen Projekt auch Ausführungen zur Fassadengestaltung und zur Gestaltung der Innenhöfe gemacht werden. Auf einem Fragebogen, der sich mit Problemen der Wohnzufriedenheit im Allgemeinen beschäftigt, wird um Meinungsäußerungen gebeten. Bleibt zu hoffen, dass dieses hochinteressante Projekt praxiswirksam wird und Grünau somit positive Schlagzeilen in die Welt schicken kann, denn leider haben wir ja kein Hundertwasserhaus zu bieten. Dazu ist es aber erforderlich, dass sich alle Verantwortlichen an einen Tisch setzen und sich um eine Lösung bemühen.

Grün-As Kommentar

Es bemühen sich täglich Vereine, Bewohner, Gewerbetreibende, Bund, Land, Stadt und Wohnungseigentümer um eine Imageaufwertung Grünaus. Sie setzen Projekte um wie: Parkdecks, Grünzüge, sanieren ihre Gebäude bauen Fahrstühle an und fördern Kultur im Wohngebiet. Durch eine Meldung in der LVZ vom 11./12. März wird dies zunichte gemacht. Da wird eine Liste mit Häusern in Grünau in Umlauf gebracht, die einen ganzen Stadtteil verunsichert. Andere zukunftsweisende Projekte, wie das nebenstehende, können das entstandene Negativimage Grünaus nur schwerlich wieder verbessern.

Einerseits versucht ein Eigentümer 536 Wohnungen zu einem attraktiven Wohnquartier mit Seelage zu entwickeln und auf der anderen Seite gehen Informationen an die Zeitung, die weder ausgereift sind, noch von dem Journalisten sensibel behandelt werden. Wir Grünauer hoffen, dass diese Fehler nicht wiederholt werden. Wenn schon über Abriss nachgedacht wird, dann bitteschön auch über andere Stadtteile und Gründerzeitquartiere.

Denn sonst ziehen noch viele aus Grünau weg, aber bestimmt nicht ins Leipziger Stadtgebiet - denn man weiß ja nie. Auch im Planungsdezernat sollte man lieber über innovative Projekte reden und diese unterstützen, denn sonst wird man nicht nur hinter vorgehaltener Hand dieses Dezernat »Abrissdezernat« nennen.

Uwe Walther
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