Solch ein Gewimmel…
hatte der WK 8 noch nicht erlebt wie anlässlich des ersten Festes der Straßen- und Händlergemeinschaft am 5. Mai in der Selliner/Brackestraße. Vorausgegangen waren regelmäßige Treffen von Gewerbetreibenden, Eigentümern, Vereinen, Einrichtungen und Ämtern der Stadt Leipzig, die etwas tun wollen, damit die Bewohner sich in ihrem Umfeld wohl fühlen.
In den vergangenen Jahren hat jeder seine eigenen kleinen Höhepunkte veranstaltet: Konsumfest, Aktionstage in der Apotheke, KOMM-Haus-Feste, Workshops der Volkshochschule mit Bürgerumfragen usw. Der Zulauf und das Interesse der Bürger waren für die Akteure meist wenig befriedigend - mal lag’s vermutlich am schönen Wetter, mal am Regen oder an verlockenden Angeboten in der Stadt und und und. Warum also nicht Aktivitäten bündeln und sogenannte Synergie- oder Mitnahmeeffekte nutzen.
Der Versuch hat sich gelohnt, wie die Reaktion der Grünauer - und auch der Besucher aus anderen Leipziger Stadtteilen - zeigte. Die meisten Händler und Unternehmen hatten sich materiell und finanziell an den Vorbereitungen des Festes beteiligt. Handzettel wurden gedruckt und verteilt, Plakate aufgehängt, Pressemitteilungen verschickt, Preise für die Tombola akquiriert. Und bereits am Morgen des 5. Mai wuselten viele Leute in der Ladenstraße hin und her, wiesen Stellplätze zu, bauten Stände auf, (später dann waren Sonnenschirme heiß begehrt…) es herrschte reges Treiben, so dass das Interesse der Anwohner geweckt wurde.
Man konnte kaufen, sich beraten und testen lassen, angucken, verkosten oder einfach nur
zuhören und zusehen, aber auch seine Meinung äußern - sei es zu Problemen und Ärgernissen oder
zu Wünschen und Vorstellungen. Wir haben aber auch Positives gehört, zufriedene und fast
wunschlos glückliche Bewohner machen doch deutlich, dass sich in den letzten Jahren viele Wohn-
und Wohnumfeldbedingungen verbessert haben. Die zahlreichen Zettel, die die »Meckerecke«
von
KOMM e.V. und ASW füllten, werden jetzt in einem nächsten Schritt ausgewertet und an die
entsprechenden Verantwortlichen weitergeleitet. Groß ist der Wunsch der Bewohner nach einem
Wochenmarkt/Frischmarkt - vor der Selliner Passage, wo die räumlichen Bedingungen dafür bereits
weitestgehend vorhanden sind.
Auf die Frage nach der künftigen Nutzung des demnächst leerstehenden Ärztehauses in der Brackestraße (keine Angst, die Ärzte bleiben im WK 8, ziehen jedoch in das neu entstehende Gesundheitszentrum Selliner Str. 17) dominierte der Wunsch nach einem Bürgerhaus oder Begegnungszentrum mit vielfältigen Angeboten für alle Generationen und viele Interessenten, möglichst mit kleiner Gaststätte, und wo auch das KOMM-Haus sein neues Domizil haben sollte. Eine lange Liste mit Unterschriften dient jetzt als Argumentation gegenüber städtischen Ämtern, um die Umsetzung dieses Vorhabens voranzutreiben.
Ein Bestandteil des Straßenfestes war der erste Grünauer Gesundheitsmarkt mit vielfältigen
Beratungs- und Informationsangeboten, lustige Figuren verteilten gesunde Bonbons, und der
Andrang an einigen Ständen war so groß, dass es beispielsweise die Apothekenmitarbeiterinnen
kaum bewältigen konnten, alle gewünschten Messungen (über 1000 haben sie geschafft)
durchzuführen. Über meinen Cholesterinwert weiß ich nun immer noch nicht Bescheid, dafür aber
über meinen Körperfettanteil, den der Chef vom Fitness-Center entsprechend kommentierte,
woraufhin ich mir allerdings ein Stück Streuselkuchen am Caritasstand kaufte. Einen
verführerischen Duft verströmten auch die frisch gebackenen Buchweizenbrötchen von Erntebrot
oder die gebratenen Würste und Steaks, so dass für manch einen das Mittagessen zu Hause
ausfallen konnte. Beim Friseur habe ich leider die »falsche«
Flasche Haarspray gekauft. Die
darunter klebende Nummer war nur eine Niete (ein Haarschnitt als Gewinn wäre natürlich toll
gewesen). Und wenn man schon mal durch die Ladenstraße bummelt, schaut man doch in dieses und
jenes Geschäft, wobei ich im Schuhgeschäft endlich genau die Sommerschuhe fand, wie ich sie
schon lange suchte.
Für Jugendliche wurden Unihoc (Ratzelgymnasium) sowie Streetball (Mobile Jugendarbeit) angeboten, und als ideale Beschäftigung bei dem heißen Wetter bot der Scheuerlappenweit- oder - zielwurf viel Spaß. Ganz schön warm in ihrem dicken Fell war es dagegen den Tieren aus dem Schulzoo Binzer Straße. Bei Mitarbeitern der Volkshochschule konnte man sich über das aktuelle Kursangebot speziell auch in Grünau informieren. Vorführungen der Kursleiterinnen für Thai Ji und Callanetics gaben einen kleinen Einblick in ihre Arbeit. Wohnungseigentümer standen nicht nur ihren eigenen Mietern Rede und Antwort. Auch die Kultur kam nicht zu kurz: Die Seniorentanzgruppe des KOMM-Hauses zeigte ihr Können, und die 78. Grundsschule war wie immer mit einer Miniplaybackshow präsent. Zwischendurch gab’s Informationen, Tipps und Musik. Spannungsvoll erwartet fand am späten Nachmittag die Verlosung statt. Viele Teilnehmer hatten auf ihrem Zettel auch die Fragen nach der Häufigkeit der Einkäufe in der Ladenstraße und nach fehlenden Angeboten ausgefüllt. Auch Namensvorschläge für das Einkaufskarree wurden aufgeschrieben, womit sich dann die Straßengemeinschaft in den nächsten Zusammenkünften beschäftigen wird.
Insgesamt also ein gelungener Auftakt gemeinsamer Aktivitäten, und so wird es im nächsten
Frühjahr eine Neuauflage geben - einiges kann dann noch optimaler gestaltet werden, weitere
Interessenten und Gewerbetreibende haben ihre Bereitschaft zur Teilnahme schon bekundet.
Allen Beteiligten und Akteuren ein Dankeschön und uns allen viel Erfolg bei unserer weiteren
Arbeit im Stadtteil.