Grün-As

Wasser für den Zschampert!

ImageLink Seit Monaten hat der Zschampert kein Wasser. Das hat ärgerliche Folgen, einige Mitbürger verwechseln den leeren Graben nun mit einer Abfallgrube und haben Herbstlaub, faules Obst und anderen Abfall hineingeworfen. Der Wassermangel hat aber auch Vorteile: auf diese Art konnte die Schülerarbeitsgemeinschaft der 94. Mittelschule in Grünau den Wasserwerken nachweisen, dass aus deren Anlagen ungeklärtes Abwasser in das Bachbett fließt. Als Begründung gaben die Vertreter der Wasserwerke falsch angeschlossene Leitungen aus DDRzeiten an. Überzeugend ist das nicht. Die DDR hat sich vor fast 11 Jahren aus der Weltgeschichte verabschiedet. Genug Zeit, Mängel zu beheben, sollte man meinen. Bisher habe sich keiner beschwert, so die Wasserwerksmänner zu den Schülern, aber nun, da die Arbeitsgemeinschaft das mit Hilfe der kleinen LVZ öffentlich gemacht habe, werde man für Abhilfe sorgen.

Der Wassermangel hat noch einen Vorteil: er widerlegt die Behauptung einiger Miltitzer, Wasser aus dem dringe in ihre Keller ein. Die Keller sind auch bei trockenem Bach naß. Die Ursache sind Baumängel. Einige Bauträger und Bauherren haben beim Keller gespart. Wer aber ein gut gedämmtes Haus auf einen schlecht gedämmten Keller setzt, darf sich nicht wundern, dass Wasser von den Wänden rinnt, wenn warme Luft in den kalten Keller dringt. Da hilft nur Lüften und möglichst bald dämmen. Ob Rindfleisch oder Haus, wer billig kauft, zahlt später unter Umständen das doppelte und dreifache drauf.

Fatal ist der Wassermangel für Tiere und Pflanzen. Frösche, Molche, Egel und andere Tiere, aber auch einige Sumpfpflanzen, die sich angesiedelt hatten, müssen weichen und wenn sie das nicht können, sterben. Der Zschampert darüber hinaus eine große Bedeutung als Tierstraße und hilft auch Pflanzen bei der Ausbreitung. Der Bach verbindet den Kulkwitzer See mit dem Auwald und bietet den Tieren einen sicheren Weg, auf dem sie nicht riskieren, ihr Leben unter Autoreifen auszuhauchen. Tatsächlich sind die Gebiete am Zschampert sehr artenreich. Das gilt besonders für seltene Lurche. Aber ohne Wasser kommen sie nicht weit, daher muß endlich dauerhaft Wasser her.

Die Natur liefert es nicht mehr. Die Quelle des Zschampert, der am Ende der Saaleeiszeit 50 bis 60 m breit war und das Wasser der nahen Gletscher abgeleitet hat, ist vom Braunkohlebergbau vor über hundert Jahren zerstört worden. Später gab es dann eine künstliche Quelle, die von Kühlwasser aus dem Kraftwerk Kulkwitz gespeist worden ist. Aber auch diese Quelle sprudelt nicht mehr. Eine alte Anlage, die bei Lausen Wasser aus dem Kulkwitzer See eingeleitet hat, wurde stillgelegt. Die Hauptursache waren wohl Streitereien um die Kosten zwischen Markranstädt und Leipzig. Der See gehört beiden Städten etwa je zur Hälfte und Leipzigs Stadtväter sähen es gern, wenn die Flächenanteile gleich bestimmen würden, wer welchen Anteil an den Kosten des Naherholungsgebietes Kulkwitzer See trägt.

Die Markranstädter, deren Einwohnerzahl etwa 2% der Leipziger beträgt, sehen das natürlich ganz anders. Schließlich entstehen die Kosten durch und für die Menschen, die dort Erholung suchen und manchmal leider Randalieren und Abfälle hinterlassen oder den See mit der Toilette verwechseln. Voriges Jahr wurde eine neue, leistungsstarke Pumpe angeschafft. Die arbeitet aber, aus Kostengründen, nur, wenn das Wasser im See so hoch steigt, dass in Grünau und Lausen tatsächlich Keller bedroht sind. Irgendwann im Frühjahr wird also, vorausgesetzt Petrus meint es gut, wieder Wasser fließen, für einige Wochen. Für die Natur und auch für Grünauer, die in naturnaher Landschaft Erholung und Entspannung suchen, wäre es sehr viel besser das Wasser flösse gleichmäßiger und dafür würde weniger kräftig gepumpt.

Abhilfe soll nun ein natürlicher Abfluß schaffen, der unterirdisch die Lützner Straße unterquert und dann kurz vor den ersten Häusern von Miltitz in den Bach münden soll. Bezahlen und bauen muß diesen Abfluß die Bergbausanierungsgesellschaft LMBV, die für alle Bergbauschäden Abhilfe schaffen muß. Weiter Oberhalb kann der Abfluß nicht in den Zschampert münden, da dort der Bachboden höher Liegt als der Wasserspiegel des Sees und den See höher steigen zu lassen scheitert an den schlecht isolierten Kellern in Lausen und Grünau. Dort hat man seit der Bergbau vor über 100 Jahren zu einem drastischen Absinken des Grundwasser geführt hat so gebaut, als bleibe der Grundwasserspiegel für alle Ewigkeit in der Tiefe. Der Abfluß der vielleicht doch noch irgendwann fertig wird, dieses Jahr will die LMBV erst mal in aller Ruhe alles ausmessen, löst das Problem aber nur zum Teil. Von Görenz bis Miltitz wäre der Bach weiter trocken, das heißt im gesamten Naherholungsgebiet Grünau.

Aber es gibt auch Lichtpünktchen. Im Gebiet des Naherholungsgebietes wird der Bach durch das Leipziger Umweltamt mit Ton abgedichtet, damit kein Wasser mehr versickert. Diese Arbeiten gehen allerdings nur langsam voran und so kann es noch einige Jahre dauern, bis sie abgeschlossen sind. Das Geld wird für fragwürdige Renomiersachen am Cospudener See dringender gebraucht. Wenn im Zschampert aber nur noch wenig versickert genügte eine relativ schwache Pumpe, um den Bach ab Görenz kontinuierlich mit einem Minimum an Wasser zu beliefern bzw. zu bespannen wie es im Fachjargon heißt, gleich ob die Lausener Keller gerade mal wieder vorm Absaufen gerettet werden müssen oder der Wasserspiegel im See nach langer Dürre unter das Niveau des noch zu schaffenden Abflusses sinkt.

Hier könnte eine alte Idee helfen, die Anfang der 90er Jahre diskutiert, aber dann nicht weiterverfolgt wurde: Ein kleines Windrad könnte den größten Teil der benötigten Energie liefern. Es gibt um den See herum einige Bastler, die über neue Möglichkeiten sinnen, die Energie des Windes im Strom zu verwandeln. Weshalb sollten sie nicht Gelegenheit erhalten, in Görenz am See ihre Modelle aufzubauen. Ich könnte mir vorstellen, dass sich auch Studenten der HTWK gern mit ihren Ideen beteiligen würden. Auf diese Art entstünde am See ein Miniwindpark, der mit teilweise exotischen Modellen durchaus für Besucher attraktiv wäre und wenn die dann eine kleine Gebühr zahlten, wären Unterhalt und die Kosten für den zusätzlichen Strom bei Windstille gesichert.

Wichtig ist aber wie beim fehlgeleiteten Abwasser öffentlicher Druck, sonst werden sich die Trockenphasen wohl noch in alle Ewigkeit fortsetzen. Ohne renitente Bürger haben die Behörden viel Zeit und wenig Geld.

Dr. Leonhard Kasek
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