Leserbrief
Zum leidigen Problem der verantwortungslosen Zerstörung von Grünflächen erhielten wir die folgende Zuschrift, die wir in der Hoffnung veröffentlichen, dass sie nicht nur diejenigen lesen, die gar nicht angesprochen sind…
Ist noch was zu retten?
Seit langem beschäftigt mich, aber sicher nicht nur mich,
die Frage der Lebenskultur und Erhaltung des Umfeldes im Stadtteil Grünau.
Wir wohnen seit 1981 hier und waren froh und glücklich, eine »ordentliche«
Wohnung in der
WoGeTra zu bekommen. Wir sahen wie die Häuser, in den Zeitungen und Funk - und Fernsehmedien
jetzt oft diskriminierend und herabgemindert als »Plattenbau«
dargestellt, errichtet
wurden… Wenn auch das Anlegen der Grünanlagen etwas länger dauerte, so wurden sie doch
sinnvoll angelegt und gepflegt. Wir hatten und haben heute noch unsere Freude an dem
umfangreichen Grün. Wir müssen jedoch zunehmend und immer wieder feststellen, dass
die »Platte«
weiter öffentlich diskriminiert und schlecht gemacht wird, obwohl schon sehr viel für die
Sanierung inner- und außerhalb der Häuser getan wird. Von den oft auch noch miserabel
gestalteten Plattenbauten in den alten Bundesländern schweigt man lieber. Aber wer nichts sagt,
schwindelt auch nicht!
Ersteres ist ja wohl einer der Hauptgründe, warum so viele Häuser leergewohnt werden und oft
nur viele ältere Bürger wohnen bleiben, abgesehen vom Wegzug der Leute in die alten
Bundesländer bedingt durch bei uns zunehmende Arbeitslosigkeit. Nicht zuletzt hat auch die
Wohnungspolitik der Stadt Leipzig maßgeblichen Anteil an dem zunehmenden sozialen Gefälle in
den Wohngebieten. »Geld regiert die Welt!«
Eine herrliche Perspektive! Aber ein mindestens
ebenso bedeutendes Problem ist die Pflege und Erhaltung der Häuser und Grünanlagen durch die
GRÜNAUER SELBST. Zunehmend stellen wir fest, dass vor allem die Grünanlagen einer immer größeren
Mißachtung durch junge und ältere Menschen unterliegen. Da gibt es keine Altersunterschiede!
Alle Grünanlagen sind für diese RASENLATSCHER wie ein Sportplatz auf dem man kreuz und quer
darüber laufen, Fußball spielen oder Hundekot abladen bzw. liegen lassen kann.
Ist es Gleichgültigkeit oder Gedankenlosigkeit?! Es werden auch mutwillig immer wieder neue
Wege durch die grünen Flächen getrampelt und verbreitert. Auffällig hat sich das nach der Wende
entwickelt. Für uns augenfällig ist das besonders rund um die 86. Schule an der Alten
Salzstraße. Selbst neben nur 10 Meter entfernten Plattenwegen werden neue Trampelpfade angelegt
und vor allem morgens zwischen 7.00 und 7.30 Uhr und nach Schulschluß »genutzt«
. Um die Schule
herum gibt es allein vier ausgelatschte Trampelpfade! Ebenso werden Getränkebüchsen,
Zigarettenschachteln, Bonbon- oder Einwickelpapier usw. achtlos dort weggeworfen, wo man gerade
steht oder geht, auch an den Spielplätzen. Es ist doch ein Skandal und stimmt einen traurig,
wenn man sieht, wie die Arbeit anderer Menschen mißachtet wird. Würden nicht wöchentlich die
Mitarbeiter des Grünflächenamtes und der Stadtreinigung den vielen Unrat auflesen, es würde bei
uns bald wie in vielen anderen großen Städten aussehen.
Nun mein Anliegen: Einzige Mittel, die Menschen zur Ordnung zu erziehen sind: 1. Ein
saftiges Ordnungsgeld, weil es an’s »Persönliche«
geht oder 2. Verurteilung zur öffentlich -
nützlichen Arbeit (eben Auf- und Nachräumen bzw. Trampelpfade beseitigen) Das setzt aber
voraus, dass vom Ordnungsamt und der Polizei viel mehr Kontrollen ausgeübt werden und
Umweltsünder öffentlich genannt werden. Aber das ist schon wieder Datenschutz, den man besser
an anderen Stellen einhalten sollte, z.B. beim Versenden der Werbepost. Doch das ist alles
»Wunschdenken«
und somit nicht zu erwarten, dass ein Gedanke auch nur annähernd verwirklicht
wird. Ich habe schon mehrmals an das Grünflächenamt und Ordnungsamt geschrieben bzw. bin dort
vorstellig geworden, aber ich habe den Eindruck, man lächelt nur über solche »Lapalien«
. Von
den Schulleitungen ist doch wohl nichts zu erwarten! Auch von den Eltern nicht, denn »wie die
Alten sungen so zwitschern auch die Jungen«
. Man erhält nur fiese Antworten. Ich warte schon
jetzt darauf, wie die neu gestaltete Stuttgarter Allee von unseren lieben Mitbürgern zerlatscht
wird.