Der Haubentaucher - Vogel des Jahres 2001
Haubentaucher sind nach den Blesshühnern die häufigsten am Kulkwitzer See brütenden Wasservögel. Sie sind weit verbreitet und kommen eigentlich an allen größeren Binnenseen vor, wenn sie nur genug zu fressen finden: kleine Fische, aber auch kleine Frösche, Kaulquappen, Wasserinsekten und Krebstiere.
Haubentaucher halten sich fast nur im und am Wasser auf. An Land sind sie sehr unbeholfen. Das ist die Folge ihres Körperbaues. Die Füße sitzen sehr weit hinten am Körper, so dass die Vögel an Land nur aufrecht wie die Pinguine zu watscheln vermögen. Durch das Wasser aber, vor allem beim Tauchen flitzen sie wie Torpedos. Ihr relativ schwerer Körper begünstigt zwar das Tauchen, aber er macht es ihnen auch schwer in die Lüfte zu starten. Sie brauchen manchmal 100 m und mehr, um von der Wasseroberfläche wegzukommen. Sie fliegen daher auch nur selten und fliehen vor Verfolgern in die Tiefe des Sees. Solange der Kulkwitzer See eisfrei ist, sind auch im Winter einige Taucher auf dem See. Dann ist oft auch noch ein Cousin des Haubentauchers zu beobachten, der viel kleinere Zwergtaucher. Wird es frostig und der See friert zu, wandern die Vögel nach Süden ab bis sie wieder offenes Wasser finden. Obwohl überall häufig hat der Naturschutzbund den Haubentaucher für dieses Jahr zum Vogel des Jahres gewählt.
Der Nabu will damit auf eine Gefahr aufmerksam machen, die vielen Wasservögeln droht. Alle Wasservögel verlassen ihre Nester, wenn Gefahr droht. Angler, Boote, spielende Kinder, Hunde, wer immer dem Nest zu Nahe kommt, löst die Flucht aus. Am meisten ärgere ich mich, wenn Spaziergänger ihre Hunde in der Nähe der Nester ins Wasser lassen oder Besucher mit Booten die Vögel zu verfolgen suchen. Vor allem Jungvögel werden durch solche Hetzjagden oft so geschwächt, dass sie sterben. Haubentauchernester schwimmen meist im Wasser und werden beim Verlassen abgedeckt. Sie ähneln dann mehr einem Haufen vermodernder Pflanzenreste und sind schwer als Nest zu erkennen. Das etwas nicht stimmt erkennt trotzdem jeder Naturfreund daran, dass in der Nähe die Vögel aufgeregt umher schwimmen. Ist das Nest verlassen, kühlen die Eier aus und sterben ab, wenn es zu lange dauert oder die verlassenen Eier fallen Nesträubern, z. B. Krähen, zum Opfer. Natürliche Feinde haben die Wasservögel am See wenig. Gelegentlich kann ein Fuchs oder Iltis Beute machen, wenn die Nester zu Nahe am Ufer sind. Jungvögel oder kranke Erwachsene können auch mal einer Rohrweihe zum Opfer fallen. Die schlimmsten Feinde der Wasservögel aber sind die Menschen.
Mit der Wahl des Haubentauchers zum Vogel des Jahres will der Nabu auf diese Gefahr aufmerksam machen. Dabei ist es leicht, die Vögel zu schonen:
- Während der Brutzeit, die sich von April bis Juli hinziehen kann, Röhrichte und alles meiden, was entfernt einem Nest ähnlich sieht. Spaziergänger, die ruhig weitergehen oder nur kurz stehen bleiben, stören die Vögel kaum.
- Nicht längere Zeit in der Nähe von möglichen Nestern aufhalten. Schwere Schäden richten Angler oder Kinder an, wenn sie in das Röhricht eindringen, in Nestnähe am Ufer hohen Pflanzenwuchs beseitigen oder sich längere Zeit in Nestnähe aufhalten. Schwimmen Altvögel aufgeregt auf und ab oder benehmen sich sonst wie auffällig, sollte der Platz geräumt werden. Auch ein ruhig in Nestnähe sitzender Angler vertreibt die brütenden Vögel.
- Vom Wasser aus mit dem Boot mindestens 50 m Abstand zu möglichen Brutgebieten einhalten.
- Auf Kinder einwirken: Wer Spielzeugboote auf Junge führende Wasservögel oder die Nester loslässt betreibt schlicht Tierquälerei. Meist werden die Vögel nur aus Unwissenheit oder Neugier gestört oder gequält. Reden Sie daher mit Zeitgenossen, die zur Vogelplage werden.
Haubentaucher sind nicht scheu. Sie lassen sich mit einem einfachen Fernglas gut beobachten. Zu empfehlen ist das vor allem während der Balz im Frühjahr oder wenn sie Junge führen. Die Kleinen sind übrigens Nestflüchter und können schwimmen, sobald sie nach dem Schlüpfen abgetrocknet sind. In der Regel ziehen sie es allerdings vor auf dem Rücken ihrer Eltern über das Wasser zu reisen oder Tauchpartien zu unternehmen. So eine Fuhre, bei der aus den Rückenfedern der Eltern oft nur die Köpfe der Kleinen herausschauen, sieht lustig aus. Aber erfreuen Sie sich bitte aus einiger Entfernung mit dem Fernglas und rücken sie den Vögeln nicht zu nahe auf die Federn.
Dr. Leonhard Kasek Weiter>>>