Ente Billy
Hallo liebe Leserinnen und Leser!
Meine Oma ist sehr unglücklich und ich bin es auch.
Außerdem habe ich ein Geheimnis vor meiner Oma. Aber immer der Reihe nach. Wir, meine Oma und
ich, beobachteten genau und mit viel Freude, wie unsere Schwäne Nachwuchs bekamen, so etwa im
März. Fünf zählten wir. Sie wurden groß und größer und waren der ganze Stolz ihrer Eltern und
auch wir waren stolz auf die kleinen Schwäne. Wie niedlich sah es aus, wenn die süßen Kleinen
auf dem Rücken ihrer Mama saßen, da sie noch nicht so lange schwimmen konnten und sich so sehr
geborgen fühlten. Dann, eines Tages im September, waren es nur noch vier. Vater Schwan schwamm
aufgeregt hin und her, während Mama Schwan mit den Kleinen weiterhin im Kulki plantschte. Aber
auch Mama Schwan reckte ihren Hals höher als sonst, als suche sie etwas. Klar, sie suchte ihr
fünftes Schwanenkind. Doch wo könnte es sein? Vater Schwan mobilisierte alle Tiere des Kulkis,
aber keiner fand den Kleinen. Lange haben wir gesucht, gebangt und noch mehr gehofft. Aber alle
Hoffnung war umsonst!
Der Kleine tauchte nicht mehr auf und besonders Mama Schwan vergoss viele Tränen. War er von einem Fuchs entführt worden, oder von einem Menschen oder hatte er sich tödlich verletzt? Zum Beispiel durch einen Sturz oder sogar durch einen Angelhaken, der sich im Hals verfing und unendlich Leid brachte? Oma meinte, dass ein Angelhaken nicht in Frage käme, da die Angler im allgemeinen sehr nett wären. Daraufhin erzählte ich Oma nicht, dass ich einen Angler beobachtet hatte, der mit bösen Drohungen Spaziergänger und auch unsere Schwäne vertrieben hatte, als wäre es nur sein See, da er eben in Ruhe angeln wollte. Sie hätte sich sonst zu sehr aufgeregt, meine Oma. Vielleicht war es ja doch ein Fuchs. Noch mehr aber empörte ich mich über den Satz eines Menschen. Er meinte, dass die Schwanenmama ja noch vier Kinder hätte. Ist das vielleicht ein Trost? Würden Sie, liebe Leserinnen und Leser, um eines Ihrer Kinder weniger trauern, da Sie vielleicht zwei oder drei oder noch mehr Kinder haben?
Ich bestimmt nicht und meine Oma erst recht nicht. Deshalb, wegen des verlorenen Schwanenkindes, sind wir unglücklich und ich habe zum ersten Mal ein Geheimnis vor meiner Oma. Vielleicht erzähle ich ihr das irgendwann einmal, jedoch nicht jetzt und demnächst. Aber auch ich mag heute nicht mehr schnattern. Sie werden das sicher verstehen. Ihre Ente Billy.
Text und Karikatur: Beate Engelhardt, Foto: Elke Göbel Weiter>>>