Grün-As

Hallo liebe Leserinnen und Leser!

Bild Meine Oma sollte Bier trinken und ich weiß, was eine Gaststätte ist. Aber immer der Reihe nach. An einem sonnigen Tag im Februar watschelten meine Oma und ich auf der Halbinsel entlang. Wir spazierten zuerst am Ufer ein wenig hin und her und dann weiter zu einer Gaststätte namens Waldschänke. Oma meinte, dass sich in einer Gaststätte Menschen treffen, um zu essen und zu trinken. Das fand ich schon komisch. Zu trinken gibt es am Kulki schließlich genügend und ein Wasserpflänzchen oder etwas Gras findet man an jeder Stelle. Aber Oma sagte, dass die Menschen kein Wasser aus dem Kulki trinken würden und Wasserpflanzen mögen die auch nicht.

Gerade wollte ich fragen, was die Menschen dann essen, als meine Oma aufgeregt mit dem Flügel nach meinem Schnabel schlug, so dass ich eben diesen hielt. Oma hatte nämlich Stimmen gehört und neugierig wie sie nun einmal ist, schlich sie sich zu den Menschen heran. Dann sahen wir sie. Zwei Männer, ein großer Dünner und ein kleiner Dicker, saßen vor der Gaststätte und unterhielten sich.

»Ein herrlicher Tag heute. Fast schon wie Frühling«, schwärmte der Kleine.
»Wird ja auch Zeit. Vom Winter habe ich genug. Außerdem schmeckt das Bier im Freien viel besser«, erwiderte der Große.

»Aber sag, was wird denn nun aus der Waldschänke? Weißt du was darüber?«.
»Ach, du meinst wegen des Pachtvertrages. Der neuste Stand ist mir auch nicht bekannt. Nur, dass der Vertrag demnächst ausläuft und dann haben die Wirtsleute hier umsonst investiert.«
»Wie umsonst investiert? Ich denke die haben langfristig alles gepachtet?«, fragte der Große neugierig.

Der Kleine lachte und antwortete: »Du bist mir ein Stammkunde. Seit fünf Jahren trinken wir hier unser Bierchen und du hast von nichts Ahnung. Also, pass mal auf, das ist so: Der Pachtvertrag hatte eine Laufzeit von zehn Jahren. Die Gaststätte haben die Wirtsleute selber bauen lassen und finanziert. Verstehst du?«
»Nicht so richtig. Warum bauen die denn auf Land, dass ihnen gar nicht gehört und dann noch mit der Ungewissheit, was in zehn Jahren sein wird?«

»So genau kenne ich mich da auch nicht aus. Damals gehörte der Boden wohl noch zu Markranstädt und den Wirtsleuten wurde Hoffnung gemacht, den Vertrag nach Ablauf der Frist wieder zu verlängern oder den Grund und Boden sogar zu erwerben. Nun gehört aber alles der Stadt Leipzig. Wie und warum kann ich dir auch nicht sagen.«
»Verstehe«, sagte der Große. »Nicht umsonst sträubten sich verschiedene Dörfer, eingemeindet zu werden. Da tut sich dann nämlich nichts mehr.«

»Genau«, meinte der Kleine. »Dann gibt es keine Gelder mehr, denn die werden dann für fragwürdige Millionenprojekte…«
Weiter erzählte der Kleine nicht, denn er hatte uns entdeckt. »Na sieh dir das mal an! Da belauschen uns zwei Enten, sieh doch!«

Der Große erblickte uns nun auch und sagte lachend: »Vielleicht wollen die mal einen Schluck Bier probieren!« Er hielt meiner Oma das Glas hin. Der sträubte sich das Gefieder und schon watschelte sie im Eiltempo zum Wasser. Als ich sie dann einholte und wir sicher im Wasser angelangt waren, fragte ich meine Oma, ob sie das alles verstanden hätte, was die Männer sich erzählten. Meine Oma schüttelte mit dem Kopf und schnatterte, dass wir da mal den Papa fragen sollten. Sie würde manches nicht begreifen. Ich auch nicht!
Ihre Ente Billy.

Text und Karikatur: Beate Engelhardt
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