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Vogel des Jahres 2002: der Haussperling

ImageLink Jedes Jahr wählt der Naturschutz einen Vogel des Jahres, um auf bedrohte Arten aufmerksam zu machen. Warum ist aber die Wahl dieses Mal auf den allgegenwärtigen Spatzen gefallen? Die Vorfahren der Spatzen haben in trocknen, kargen Steppen Vorderasiens gelebt. Als die ersten Menschen in dieser Region vor ca. 10000 Jahren begannen, sesshaft zu werden, sind die Spatzen zu ihnen in die Dörfer gezogen und haben sich schließlich so weit an das Zusammenleben mit uns Menschen angepasst, dass es Haussperlinge außerhalb von Ortschaften nicht mehr gibt.

Die Geschichte der Spatzen war wechselhaft: im Mittelalter galten sie als Vorratsschädlinge und wurden bekämpft. Lange Zeit gab es in vielen Regionen Europas sogar Prämien für getötete Sperlinge. In Notzeiten wanderten die kleinen Vögel in die Kochtöpfe. Das Sprichwort vom Spatzen in der Hand war also einst wörtlich gemeint. Die sehr anpassungsfähigen Spatzen haben alles überlebt. In den letzten Jahren droht eine neue ernste Gefahr: Durch die Sanierung von Gebäuden und den Übergang zu industrieartigen Produktionsmethoden in der Landwirtschaft finden die Spatzen immer weniger Brutmöglichkeiten. Als Folge ist der Bestand an Sperlingen in den letzten Jahren stark zurück gegangen. In einigen Ortskernen und Innenstadtbereichen gibt es fast keine mehr. Darauf will der Naturschutzbund aufmerksam machen.

Der Sperling steht für eine ganze Anzahl von anderen Tierarten, denen durch Neubau und Sanierung die Existenzmöglichkeiten in unseren Städten und Dörfern genommen werden: Fledermäuse, Mauersegler, Schwalben, Turmfalke und viele andere. Sie brauchen Hilfe: Nistkästen, nistfreundliche Fassadengestaltung und Verständnis. Die Mehlschwalben zum Beispiel fallen der Sauberkeitsliebe zum Opfer, weil sie mit ihrem Kot die Wände beschmutzen. Dabei wäre mit einfachen Kotbrettchen, die die unerquicklichen Verdauungsreste von der Wand ablenken, einfach und billig Abhilfe zu schaffen. Die unermüdlichen Mücken- und Fliegenjäger werden sich bei ihren Gastgebern schnell revanchieren.

Der Spatz ist übrigens keineswegs schädlich wie früher geglaubt wurde. Vor allem zur Aufzucht seiner Jungen braucht dieser viel Eiweiß und fängt dazu massenhaft Insekten. Im Winter, wenn Insekten rar werden, ernährt er sich von Sämereien und das ganze Jahr frisst er Abfälle und Lebensmittelreste. Der Spatz ist nützlich wie die anderen Singvögel auch. Erwähnt werden soll noch, dass sich beim Haussperling Damen und Herren leicht unterscheiden lassen und es bei uns noch eine zweite Sperlingsart gibt: Den Feldsperling. Der Name ist nicht so wörtlich zu nehmen: auch Feldsperlinge suchen unsere Nähe. Sie bevorzugen aber Ortsränder, Grünanlagen und größere Gartenanlagen als Lebensraum, während der Haussperling auch in Wohngebiete ohne alles Grün zieht, wenn er nur Nistplätze findet. Das kann auch ein einigermaßen störungsfreier Nistkasten (besser mehrere, Spatzen leben gern in kleinen Kolonien) an der Brüstung des Balkons sein.
L. Kasek

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