Grün-As

Angelika Pohler »Zu den Quellen«

Arbeiten auf Papier. Ausstellung in der Dresdner Bank Offenburger Straße

Angelika Pohler setzt sich in ihrem Werk mit Natur-, speziell Bergdarstellungen sowie mit den Wurzeln der europäischen Kultur auseinander. Besonders in den achtziger Jahren entstehen durch vielfältige Faltungen, Linien und Formen gekennzeichnete Bergwelten, die das Gefühl der Sehnsucht nach Freiheit und Weite vermitteln. Mit der Wende ändert sich die Ausrichtung: Angelika Pohler ist stark politisch aktiv, ihre Teilnahme im »Bürgerkomitee zur Auflösung der Staatssicherheit in der DDR« führte u.a. zu der Ausstellung »Stasi-Macht und Banalität«. Es entstehen u.a Plakate wie »Gegen Gewalt und Fremdenhass«. Weiterhin gründet sie zusammen mit Konstanze Neumann-Gast das »Kinder-Atelier«, das sich bereits zu einer Leipziger Institution für jugendliche Kreativitätsförderung entwickelt hat.

In ihrem künstlerischen Schaffen sucht sie nun nach den Quellen der europäischen Kultur. Besonders Kreta mit der hier beheimateten minoischen Kultur steht dabei im Mittelpunkt ihres Interesses. Gegen 1.900 v. Chr. erlebte diese nach dem legendären König Minos benannte kretische Kultur unter ägyptischem Einfluss einen außerordentlichen Aufschwung. Bereits 200 Jahre später, vom 1.700 bis zum 1.300 v. Chr. beherrschte sie das östliche Mittelmeer und beeinflusst besonders die mykenische Kultur des südgriechischen Festlandes. Die Faszination, die von den uns aus dieser Zeit überlieferten Kulturgütern und den in griechischen Sagen besungenen Göttern und Menschen ausgeht, verarbeitet Angelika Pohler in ihren teils figürlichen und teils abstrakten Arbeiten.

In den erdenen Farben Braun, Grün, Rot, aber auch Violett und Gelb entwickelt sie wie schon in den Achtzigern organische, fließende Formen, die an Stein- und Landschaftsstrukturen sowie Pflanzen- und Urtierformen erinnern. Die Blätter zeigen das Bild einer fragilen Welt, die ständigen Veränderungen unterworfen ist, durch diese aber nicht zerstört wird, sondern sich in einem ewigen, unentrinnbaren Kreislauf bewegt. Die farbigen Blätter »ERD-Spirale« und »Schneckenhaus« oder die großformatige Arbeit »Metamorphose« sind hierfür der deutlichste Ausdruck.

Gleichzeitig dokumentieren sie, dass in den größten Veränderungen immer gleich bleibende und wiederkehrende Strukturen und Formen vorhanden sind. Dies gilt sowohl für das organische und anorganische Leben, deutlich sichtbar in »Ur-Stilleben«, »Saurier-Zeit« oder »Altes Land«, als auch für Strukturen in der Gesellschaft und auch für Persönlichkeitsbilder. So stehen die von Angelika Pohler dargestellten Griechen und Kreter Achilleus, Patroklos, Klyteimestra, Iphigenia und Medusa für Charaktereigenschaften und menschliche Grundgefühle, die beständig das Leben prägen: Schuld und Sühne - Liebe, Missgunst, Zorn, Hass und Rache.

Allen Blättern gemeinsam ist eine innere Ruhe und Harmonie, sie zeugen von Angelika Pohlers Sicht auf eine Welt, in der Mensch und Natur im Einklang miteinander existieren. Die Ausstellung ist bis zum 4.11.2002 in der Dresdner Bank, Offenburger Straße zu sehen, Besichtigung während der Geschäftszeiten.
Solveig Köbernick

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