Der Seidenschwanz
Im Winter tauchen um den Kulkwitzer See manchmal Gäste aus Schweden auf. Etwa starengroß mit hellbrauner Grundfarbe und auffallend bunten Tönen dazwischen turnen diese Vögel in kleinen Trupps durch die Sträucher auf der Suche nach Beeren, von denen sie sich im Winter ernähren. Sie brüten an der Waldgrenze zur Polartrundra.
In normalen Wintern bleiben sie auch in der kalten Jahreszeit in ihrem Brutgebiet. Wenn aber auf einen guten Sommer, in dem besonders viele Jungvögel großgezogen werden konnten, ein langer kalter Winter folgt, wird die Nahrung knapp: Die Beeren sind bald gefressen oder unter einer dicken Schneeschicht nicht mehr zu erreichen. Der Hunger treibt dann die Seidenschwänze, so heißen sie, nach Süden in Gegenden, in denen es noch genug Beeren gibt.
So gelangen sie auch zu uns. Da es um den Kulkwitzer See viele heimische Wildsträucher gibt,
die den Seidenschwänzen viel Futter bieten, fühlen sie sich hier besonders wohl. Voriges Jahr
waren sie da. Wann sie das nächste Mal bei uns überwindern ist ungewiss. Das hängt vom
Bruterfolg und vom Wetter ab. Solche Vögel, die nur unregelmäßig zu uns kommen, um nahrungsarme
Zeiten zu überbrücken, nennt man Invasionsvögel. Wer weiß, vielleicht sind sie schon in diesem
Winter wieder am See zu Gast.
Dr. L. Kasek