Grün-As

Brennen und Explosion des Autos - gibt’s das nur im Film?

Äußerst selten und wenn doch, dann: Zündung aus - Feuerlöscher in Betrieb! Wenn sich im Film ein Auto überschlägt, dann folgt kurz darauf eine mächtige Explosion. Viele Kraftfahrer verlassen angesichts solcher Bilder nach einem Unfall fluchtartig den Ort. Worin besteht eigentlich die Gefahr? Michael Schleusing, Leiter der TÜV-Prüfstelle Grünau, lächelt: Das gibt es eben nur im Film. In der Realität explodiert das Auto nach einem Überschlag oder einem Crash kaum. Wäre das anders, müssten die Zeitungen voll mit Bildern von ausgebrannten Unfallautos sein.

Eine Explosion des Kraftstofftanks ist nicht zu erwarten, weil sich das Benzindampf-Luft- Gemisch mit großer Wahrscheinlichkeit so zusammen setzt, dass es außerhalb des Zündbereichs liegt. Für Interessenten sei gesagt: Etwa 3 Esslöffel Benzin würden in einem 100-Liter-Tank gerade noch ein explosionsfähiges Gemisch ergeben. Doch welcher Pkw hat einen so großen Tank mit so wenig Benzin? Ein Umfrage des TÜV bei Feuerwehren in ganz Deutschland ergab, dass es bei den zahlreichen Fahrzeugbränden nie eine Explosion gegeben hat!

Der TÜV-Experte fügt hinzu: Sollte es zu einem Fahrzeugbrand kommen, so sind meist defekte elektrische Kabel der Auslöser. Wenn sie durchgescheuert sind, kann es zu Kurzschlüssen mit Funkenbildung kommen. Auch erhöhte Übergangswiderstände wegen zu schwacher Kabelquerschnitte, wie sie manchmal von jugendlichen Bastlern für Musikanlagen mit hoher Leistung benutzt werden, können die Ursache sein. Deswegen erlischt bei solche fahrenden Radios die Betriebserlaubnis, wenn falsche Kabel benutzt oder sie unsachgemäß verlegt werden.

Die hohen Stromstärken können nämlich die Kabel bis zur Überhitzung erwärmen. Doch bevor es brennt, bedarf es eines Brennstoffs. Unsere Schadengutachter wissen: Häufiger als Benzin sind es leicht entzündliche Betriebsflüssigkeiten, die den Brand auslösen - also Motor-, Hydraulik- oder Bremsöl. Das so genährte Feuer greift dann auf Kunststoffe, Dämm-Materialien oder Verkleidungen über. Ein Versuch zeigte jedoch: Erst nach etwa 15 Minuten dringen die Flammen ins Wageninnere. Im Ernstfall bleibt also genügend Zeit, um Verletzte zu bergen.

Wenn der eigentlich seltene Fall eintritt, dass es im Motorraum doch brennt, ist Ruhe angesagt. Man sollte sofort die Zündung ausschalten, damit die Kraftstoffpumpe kein weiteres Benzin fördert und auch die elektrische Anlage still gelegt wird. Die meisten Kraftfahrer erkennen bereits am Geruch, ob ein Kabel zu schmoren beginnt. Ein solcher Brand lässt sich mit einer Decke ersticken.

Doch Vorsicht beim Öffnen der Motorhaube. Eindringende Luft könnte den Brand anfachen oder gar zu einer Stichflamme führen. Es besteht erhöhte Verletzungsgefahr! Prüfstellenleiter Michael Schleusing meint: Für solche Fälle ist es gut, einen kleinen Zwei-Kilo-Feuerlöscher, wie er einst vorgeschrieben war, greifbar an Bord zu haben - vielleicht unter einem Sitz gelagert. Man hebt die Motorhaube nur einen Spalt breit an und sprüht das Löschgemisch darunter.
TÜV-Prüfstelle Leipzig - Grünau

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