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Baden

Sommer ist Badezeit. Und mit den Badenden gelangen eine Menge Stoffe in das Wasser, die dem nicht gut tun. Urin zum Beispiel. Manche Leute geben auch ihre festen Stoffwechselendprodukte dem Wasser. Wer in der Sonne braten will, reibt sich mit allen möglichen Sonnschutzmitteln ein. Auch die bleiben beim Baden zum größten Teil im Wasser. In den letzten Jahren war das zuviel, mehr als der See verdauen konnte. Nährstoffe fördern das Algenwachstum. Das Wasser wird trübe. Im Spätsommer und Herbst sterben die Algen ab, sinken in die Tiefe, verfaulen dort und verbrauchen dabei den Sauerstoff, so dass in der Tiefe der See stirbt. Da ich nicht glaube, dass es viel nutzt, an die Badenden zu appellieren: Leute benehmt Euch wie Menschen! Ihr seid keine doch Schweine!
Die Schweine mögen mir den Vergleich verzeihen. Es sind äußerst saubere Tiere. Nur dort wo der Mensch sie zusammenpfercht und ihnen keine Chance gibt, sich zu baden und ihre Exkremente zu vergraben, suhlen sie sich notgedrungen im eigenen Dreck und Gestank. Wenn ich mir manche Mitmenschen am See ansehe, in das Wasser, in dem sie baden und dabei wohl auch mal Wasser verschlucken, urinierend und überall große Abfallberge und Zerstörung hinter sich lassend, dann wäre es viel eher berechtigt, wenn die Wildschweine ihre Frischlinge mit den Worten zur Ordnung riefen, »benehmt Euch, Ihr seid doch keine Menschen!«

Geht auf die Toiletten! Da sehe ich nur ein Mittel: Die Zahl der Badenden sollte die Selbstreinigungskraft des Sees nicht übersteigen. Das dürfte seid der Eröffnung des Cospudener Sees in etwa der Fall sein. So klar wie dieses Jahr, 2001, war das Wasser am See jedenfalls lange nicht mehr. Die Fadenalgen, die untrüglich auf Stickstoff hinweisen, sind im Gegensatz zu den 90er Jahren kaum entwickelt.

Weder Mensch noch Natur bekommen auch die Abfallhaufen, die einige Zeitgenossen herum liegen lassen.

BildMüll am Kulkwitzer See. Foto: Elke Göbel

Durch die Abwanderung vieler alter Badegäste nach Cospuden und in Zukunft zu den anderen neu entstehenden Bergbauseen wird sich dieses Gleichgewicht zwischen Selbstreinigungskraft und Zahl der Badenden selbst einstellen. Alle Maßnahmen, die den See für Badegäste interessanter machen, sollten Vermieden werden. Das ist langfristig auch wirtschaftlich sinnvoller. Denn die Kosten, um gegenzusteuern, damit der See sauber bleibt, wenn zuviel baden, dürften die Einnahmen aus verstärktem Besucherverkehr bei weitem übersteigen. Größere Schilfgürtel würden nicht nur mehr Wasservogelarten zum Brüten einladen und jungen Fischen Schutz bieten, sie könnten auch kräftig helfen, das Wasser im See sauber zu halten, indem sie ihm die Nährstoffe entziehen und schadstoffabbauende Bakterien mit Sauerstoff versorgen. So verschwinden auch die Bestandteile der Hautcremes wieder aus dem Wasser.

Sinnvoll ist es aber, den See und seine Umgebung als Naherholungsgebiet und Kulturzentrum außerhalb der Badesaison aufzuwerten, vor allem die Bewohner der umliegenden Orte bzw. Wohngebiete. Als überregionales Bade- und Freizeitzentrum auf Dauer ist der See und seine Umgebung zu klein und er wird dafür auch nicht gebraucht. Im Süden und Norden von Leipzig und im Westen in Sachsen-Anhalt wird es künftig so viele Bergbauseen und mit ihnen verbundene Naherholungssuchende geben, dass bei geschickter Gestaltung jede kostspielige Überlastung einzelner Seen vermieden werden kann.

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