Leserbrief: Sabotierte Solidarität
Jeder kennt die Probleme um die Schließung der Bibliotheken. Zum Parkfest im Schönauer Park in Leipzig- Grünau kam ich auf die Idee, eine Fotoanimation anzufertigen und auf CD zu brennen. Der Erlös sollte dem Erhalt der Bibliotheken dienen. Der KOMM e.V. half sofort ohne Wenn und Aber. Dafür meinen besonderen Dank. Es wurden dann auch die fertigen CD’s samt einem Plakat in den Stadtteilladen in der Stuttgarter Allee gebracht. Soweit lief alles gut.
Am 23.10.03 kam ich am selben vorbei und wunderte mich, weil kein Plakat zu finden war. Auf
meine Frage nach der CD erhielt ich zur Antwort: »CD’s haben wir doch hier nicht.«
Eine Stimme
aus dem Pausenraum fragte: »Sind das die vom Parkfest? Kommen Sie doch noch mal, wenn die
Chefin da ist.«
Nach zwei Stunden war ich noch mal da. Frau Ruschitzky, die Leiterin des
Stadtteilladens, kannte mich nicht. Ihre erste Frage noch vor dem Grüßen: »Sie möchten wohl die
CD’s abholen?«
Ich: »Ich möchte gern wissen, warum sie nicht angeboten werden.«
Antwort: »Die
CD würde ich gern verkaufen aber nicht mit diesem Text. Wir gehören hier zur Stadt Leipzig. Ich
bin auch nicht verpflichtet.«
Die Texte im Wortlaut: »Damit das Licht nicht ganz ausgeht: Spenden für die Bibliotheken in
Grünau.«
(CD) und auf dem Plakat: »Sollen unsere Kinder dumm bleiben? Bitte helfen Sie, eine
Tradition zu erhalten. Für eine Spende von 2,- EUR oder mehr (?) erhalten Sie eine CD mit Fotos
vom Schönauer Parkfest: Für den Erhalt der Leipziger Bibliotheken - für die Zukunft unserer
Kinder.«
Von einer Person in der Funktion einer Leiterin eines Stadtteilladens erwarte ich, dass sie von selbst erkennt, hier geht es nicht gegen die Stadt, sondern für den Erhalt unserer Bibliotheken. Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber kann ich ja verstehen. Dass sie im Stadtteilladen in Grünau nicht zur Solidarität mit den Grünauern verpflichtet sind, glaube ich nicht. Aber diese Debatte nach fast sechs Wochen und dann auch noch zufällig, dies halte ich für Sabotage. Wie wird hier mit den Sorgen und Problemen der Anwohner umgegangen?
Von Frau Ruschitzky erwarte ich eine Stellungnahme, warum die Solidarität mit den
Bibliotheken sabotiert wurde. Was haben Sie gegen Aktionen von Grünauern für ihren Stadtteil?
Ich möchte wissen, mit welchem Recht Menschen mit einer solchen Einstellung noch in Grünau
arbeiten dürfen. Die Plakate hängen für Jeden gut sichtbar im Quartiersladen WK 7 + 8, im
Komm-Haus und im Kontaktladen. Dort sind auch die CD’s zu haben.
Andreas Herrmann