Riesen-Party brachte Trubel ins Hochhaus
10 Jahre Mobile Jugendarbeit Leipzig e.V.
Dass auch ein leer stehendes Hochhaus noch für spektakuläre Aktionen gut ist, bewies die Mobile Jugendarbeit Leipzig e.V. (MJA) mit der Feier zu ihrem 10. Geburtstag. Am dritten Advent drängelten sich über 200 Gäste auf den Fluren und in den Wohnungen der 15. Etage des Lindennaundorfer Weg 18, um gemeinsam mit über einem Dutzend Grünauer Vereine und Initiativen in luftiger Höhe Party zu machen.
Schon Tage vorher verschönerten Graffitikünstler die bis dahin kahlen Wände mit ihren
farbenfrohen Kunstwerken und Stück für Stück erwachte die Etage mit dem Panorama-Blick über
Grünau wieder zum Leben. In rund 30 Räumen gab es somit für den Geburtstagsgast jede Menge zu
entdecken. Die Caritas z.B. gestaltete einen »Parcours der Sinne«
. Vier, in farbiges Licht
gehüllte Räume, warteten darauf, mit allen Sinnen erkundet zu werden. Zuerst betrat der
Besucher einen tiefschwarzen Raum. Barfuß galt es hier, verschiedene Untergründe zu erfühlen.
Im blauen Raum nebenan bekamen auch die Hände etwas zu Fühlen. Weiter ging’s im roten Raum.
Hier sollte einmal ganz genau hin gehört werden - um alle vorgespielten Stadtgeräusche erraten
zu können. Vollkommene Stille hingegen wurde im letzten, dem grünen Raum simuliert. »Hier kann
jeder einmal erleben, wie laut Stille eigentlich sein kann.«
, sagte Joachim von der Caritas
dazu.
Im Gegensatz dazu ging es in der Nachbarwohnung überaus geräuschvoll zu. Denn hier nutzte die
IG pop die Gelegenheit, um mit der 60. Auflage des Gigantenstadls ordentlich Musik durch’s
Wohnzimmer zu jagen. Vier Bands und zwei DJs waren am Start, um die Ohren zu verwöhnen. Wer
nach all den Sinneseindrücken Lust auf ein wenig Grusel hatte, musste sich zunächst in einer
Warteschlange gedulden. Denn in die von einer Jugendclique gestaltete Gruselwohnung war der
Eintritt höchstens zu zweit erlaubt. Der Effekt machte die Warterei aber mehr als wett. Ein
blutverschmiertes Bad mit wackelnden Maden im Waschbecken, eine hängende Leiche in der Küche,
ein Friedhof mitten im Zimmer, ein grisselnder Fernseher und natürlich die versteckten
Erschrecker sorgten je nach Gemütslage für herzhafte Kreischer oder auch Lacher. Auf jeden Fall
blieb der Besuch in der »etwas anderen Wohnung«
in bester Erinnerung.
Eine gewisse Totengräber-Stimmung war bei aller Feierlichkeit auch bei einigen Einrichtungen nicht zu vermeiden. Das Klinger-Gymnasium, der Kinder- und Jugendtreff Grünau und das Kreativzentrum nutzen die Plattform um die Öffentlichkeit für drohende Etat-Kürzungen oder gar Schließungen ihrer Häuser zu sensibilisieren.
Als besonders positiver Eindruck dieses Abends ist festzuhalten, dass es vor allem die doch
gern gescholtene Jugend war, die wesentlich zum Gelingen des Festes beitrug. Ob mit dem
Gruselkabinett, am Tresen der Cocktailbar, bei der Premiere des »anGAYglotzt«
-Videos, bei der
Vorbereitung der LAN-Party oder bei diversen Improvisationen des theatrium - überall waren hier
Jugendliche am Wirbeln, um ein gelungenes Fest für Grünau zu ermöglichen. Die entspannte
Stimmung des Abends zeigte, dass das Konzept aufging. Das freut natürlich vor allem die
Sozialarbeiter der MJA, die mit Sicherheit auch in den nächsten zehn Jahren ihre Lanze für die
Interessen junger Grünauer brechen werden.
Jan Kaefer