Ostseefeeling am Kulkwitzer See
Frank Böhm - technischer Leiter NEG Kulkwitzer See
Liebe Leser/Innen, wissen Sie, woher der kleine Leuchtturm am See kommt, der gemeinsam mit der Schiffsgaststätte immer wieder als Wahrzeichen des Kulkwitzer Sees genannt wird? Dieser Frage gingen wir nach und begleiteten Herrn Frank Böhme ein Stück bei seinen Erinnerungen an einen interessanten, bewegenden, anstrengenden und auch schönen Lebensabschnitt.
1969 übernahm der heute 63-Jährige ehemalige Miltitzer bis 1976 die Aufgabe des Technischen Leiters beim damals entstehenden Naherholungsgebiet Kulkwitzer See. Und er war in dieser Funktion verantwortlich für die Grunderschließung von Wasser, Abwasser, Gas und Elektrik. Ihm zur Seite stand sein inzwischen verstorbener Kollege Jochen Brennicke aus Markkleeberg. Zuerst allein, später mit bis zu 63 Mitarbeitern schufen sie die idyllische Oase am Rande Leipzigs.
»Das meiste erfolgte in Feierabendarbeit, die Materialien mussten wegen der schlechten
Versorgungslage in der DDR zum größten Teil selbst organisiert werden. Ohne die vielen Helfer,
die in ihrer Freizeit an der Entstehung und Gestaltung des Erholungsgebietes mitwirkten, hätten
wir das Projekt nie geschafft. 12-16 Arbeitsstunden am Tag waren normal.«
, erinnert sich Herr
Böhme. Da kam es ihm zu Hilfe, dass das Organisationsgenie Land und Leute gut kannte und
wusste, wen er ansprechen musste, um seine Vorhaben am See zu realisieren.
Eine Million Mark wurde vom Rat des Kreises Leipzig für Planierungs-, Erschließungs-,
Hochbau- und Gestaltungsarbeiten für das entstehende NEG zur Verfügung gestellt. Natürlich
durfte auch eine gastronomische Einrichtung nicht fehlen. Erst wurde in Erwägung gezogen, das
»Rote Haus«
als Gaststätte auszubauen. Dafür gab es aber keine Baugenehmigung. Auch die Idee,
ein Flugzeug als Gaststätte am See aufzubauen, bestand eine Weile.
Zufällig fand Organisationstalent Frank Böhme bei Gesprächen in Halle-Trotha den alten
Saalelastkahn »Frieda«
. Sein Seefahrerherz (er war drei Jahre lang als Zimmermann auf der
»MS Edgar André«
beschäftigt) erwachte wieder und die Idee, ein Schiff an den Kulkwitzer
See zu holen, gefiel ihm richtig gut. »Frieda«
hatte einen Schrottwert von 6.000 Mark, wurde
gekauft und 1972 in 3 Teilen an den Kulkwitzer See transportiert und wieder aufgebaut.
Für Herrn Böhme und sein Team war klar: »Wo ein Schiff ist, darf auch ein Leuchtturm nicht
fehlen.«