»Praxisgebühr«
oder doch »Krankenkassengebühr«
?
Die Situation der Zahnärzte ist eine besondere, da sich die Versorgung im dental-medizinischen Bereich in einer Umstrukturierungsphase befindet. Das heißt, dass die ohnehin schon in diesem Jahr stark eingeschränkten prothetischen Leistungen 2005 ganz aus dem Leistungskatalog der Krankenkassen gestrichen werden, also reine Privatleistungen werden. Somit können wir nicht über zu wenig Arbeit klagen, denn viele Patienten möchten natürlich den Zuschuss für Kronen, Brücken und Prothesen, der ihnen in diesem Jahr noch zusteht, in Anspruch nehmen.
Trotzdem hat sich vieles auch bei uns geändert. Dass die Entfernung von Zahnstein nur noch
einmal im Jahr auf »Krankenschein«
abgerechnet wird, ist sicher den Meisten bekannt. Des
Weiteren gibt es keine Oberflächenanästhesie als Kassenleistung mehr, welche allerdings für
ängstliche Kinder sehr wichtig ist. Noch drastischer ist die Veränderung bei der Erstattung von
Wurzelkanalbehandlungen. Diese darf nur noch zum Erhalt geschlossener Zahnreihen vorgenommen
werden. Zähne, die im hinteren Bereich oder einzeln stehen, müssen gezogen werden, wenn der
Patient es sich nicht leisten kann, die Behandlung privat zu bezahlen. Wer eine Krone, Brücke
oder Prothese braucht, muss auch da Einschränkungen der Kassenleistung hinnehmen, zum Beispiel
werden Verblendungen nur noch zur Lippe oder Wange übernommen, nicht mehr auf der ganzen Krone.
Reparaturen von Kieferorthopädischen Geräten sind ab Januar 2004 komplett vom Patienten zu
zahlen.
Ärgerlich ist, dass das Wort »Praxisgebühr«
für einige Verwirrung unter der Bevölkerung
sorgte. Die gesamte Ärzteschaft ist gesetzlich dazu verpflichtet, die so genannte Praxisgebühr
in Höhe von 10,- € pro Quartal vom Patienten zu kassieren. Außer dem erheblichen
bürokratischen Mehraufwand hat die Praxis oder der Arzt NICHTS von diesem Geld. Es wird nämlich
durch die Krankenkassen automatisch vom Honorar wieder abgezogen. Die Bezeichnung »
Krankenkassengebühr«
wäre treffender gewesen und hätte rein rhetorisch schon von Anfang an
für Klarheit gesorgt.
Im Allgemeinen kann man sagen, dass diese Reform - wie alle Gesundheitsreformen zuvor - im Vorfeld für große Aufregung und Debatten gesorgt hat. In der Praxis hat sich dann schnell die Normalität wieder einstellen müssen. Man kommt gegen Politikerentscheidungen nicht an. In diesem Fall allerdings wird die Sparpolitik zur Rettung der Krankenkassen ziemlich einseitig auf dem Rücken der Patienten ausgetragen: Die Leistungen der Krankenkassen werden immer mehr gekürzt, um zu sparen und somit vielleicht die Beiträge zu senken. Wer aber die komplette ärztliche Leistung will, muss in die eigene Tasche greifen und das immer tiefer.
Es erhebt sich für mich die Frage, warum sich Niemand traut, die Kassen nachdrücklich zum
Sparen in den eigenen Reihen anzuhalten. Wozu die Luxusgeschäftsstellen, Funktionäre mit
Spitzengehältern, wozu millionenschwere Werbespots im Fernsehen, die versprechen, was keine
gesetzliche Krankenkasse halten kann, wozu Telefonaktionen, um neue Mitglieder zu werben? Diese
Dinge werden alle von den Beiträgen bezahlt und das Geld fehlt dann dort, wo es wirklich
gebraucht wird! Ein endgültiges Resümee kann erst gezogen werden, wenn sich das neue System
eingespielt hat. Für die Zukunft bleibt für den Patienten zu hoffen, dass wie versprochenen die
Beiträge für die Krankenkassen wirklich gesenkt, zumindest aber stabil gehalten werden und
nicht ein geschickter Schachzug der Politiker bleibt.
ZAP