Grün-As

Feldhase vom Aussterben bedroht?

Noch in den 50er Jahren lebten auf den fruchtbaren Böden um Leipzig etwa 5 Hasen auf einem Hektar. Nun sind es noch etwa 3 bis 4 auf 100 Hektar. Das ist ein Rückgang von über 99%! Dabei ist die Fruchtbarkeit des Feldhasen sprichwörtlich. 10 bis 15 Junge kann eine Häsin im Laufe eines Jahres in mehreren Würfen bekommen. Hasen sind schneller als jeder Fuchs und jeder Hund. Selbst die Jagd, bei der noch vor einigen Jahrzehnten in Deutschland jedes Jahr im Herbst einige Millionen Exemplare abgeschossen worden sind, hat dem Bestand nicht geschadet.

Die Hauptursache für den dramatischen Rückgang ist die konventionelle Landwirtschaft. Hasen fressen Gras und Kräuter. Vor allem junge Hasen brauchen dabei ein sehr abwechslungsreiches Futter. Auf den Feldern, mit denen per Chemie fast alle Wildkräuter als Unkräuter vergiftet werden, finden sie dieses Futter nicht mehr. So kommt es vor, dass inmitten üppig grünender Felder Junghasen verhungern. Kommen sie trotzdem durch, sind sie durch die extrem einseitige Kost krankheitsanfällig und schwach. Sie fallen dann leicht Krankheiten und Beutegreifern zum Opfer.

Breite Feldraine, kleine Feldgehölze und Hecken, auf denen die Hasen Schutz, Deckung und auch abwechslungsreicheres Futter finden könnten, sind auch sehr selten geworden. Dazu kommt der Autoverkehr, ein wachsender Prozentsatz der Hasen endet unter Autoreifen. Hasen kommen im Dunklen nicht aus dem Lichtkegel von Autos heraus. Werden sie vom Licht erfasst, versuchen sie, im Hellen bleibend, vor dem Auto zu fliehen. Doch in diesem Wettlauf haben sie keine Chance. Daher sofort die Geschwindigkeit stark reduzieren und das Licht abblenden. Am Besten wäre es, kurz anzuhalten und das Licht einige Sekunden auszuschalten.

Inzwischen gibt es zum Beispiel in Leipzig-Grünau bezogen auf die Fläche mehr Hasen als auf den Feldern der Umgebung, auf den vielen Grünflächen, die teilweise nur größeren Abständen gemäht werden, finden sie in Grünau genügend abwechslungsreiches Futter, das es auf den chemisch gesäuberten Feldern nicht gibt. Die Landschaft um den Kulkwitzer See ist für die Hasen zu einem Rückzugsgebiet geworden.

Am See gibt es reichlich wenig oder nie gemähte Grasflächen auf denen sie alles finden, was sie für eine gesunde Entwicklung brauchen. Sobald der Publikumsverkehr nachlässt, kann man sie dort beobachten. Auch an anderen Bergbauseen mit reichlich offener Landschaft gibt es noch reichlich Hasen. Durch die konventionelle Landwirtschaft sind auch fast alle anderen Feldtiere an den Rand des Aussterbens gebracht worden oder um Leipzig schon ausgestorben wie die einst massenhaft vorkommenden Hamster.

Dabei wäre es leicht, den Bestand an Hasen und anderen Feldtieren wie Rebhühnern wieder zu erhöhen: Anpflanzung von Hecken und Feldgehölzen, Zulassung von mindestens 1m breiten Rainen längs aller Feldwege und Agrarstraßen, längs aller Feldränder sollte ein 5m breiter Streifen von allen Pflanzengiften und Pestiziden freigehalten werden. Jeder Bürger, der etwas zum Erhalt der Hasen tun will, sollte wenigstens ab und zu Bioprodukte kaufen. Im Biolandbau dürfen keine Gifte eingesetzt werden, dort haben Hasen und Rebhühner wieder eine Zukunft.

Link Macht die konventionelle Landwirtschaft weiter wie bisher, gibt es Hasen und vielen andere Feldtiere in Zukunft nur noch im Zoo und in den wenigen offenen Landschaften, die wenig bewirtschaftet und von Gift weitgehend frei gehalten werden.
Dr. L. Kasek

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