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Teddy Stauffer - zum 95. Geburtstag

Freunde der Swing-Musik erinnern sich an den ersten »King of Swing« in Deutschland. Am 2. Mai 1909 wurde Ernest Henry Stauffer in Murat (Schweiz) geboren. In Bern erlebte er seine Kindheit, erlernte als 9-Jähriger zunächst das Violinenspiel. Nach der Schulzeit folgte eine kaufmännische Lehre und gelegentlich spielte er mit einigen Freunden in einer Tanzkapelle.

Sein Wunschtraum, Berufsmusiker zu werden, verwirklichte sich mit der Gründung eines Quartetts. Das damals überwiegend konservative Schweizer Publikum setzte dem modernen Spiel bald die Grenzen musikalischer Träume.

Das Ziel der vier jungen Leute war Berlin. Aber als unbekannte Musiker und Neulinge war in der Weltstadt kein Engagement zu bekommen. Enttäuscht gingen sie in die schlesische Provinz. Ihre Musikalität und die moderne Tanzmusik machten sie bekannt. Auch im fernen Berlin wurde man nun auf die jungen Musiker aufmerksam. Eine Berliner Agentur verpflichtete sie, nunmehr als Sextett, in Nachtbars zu spielen. Auch in Hamburg waren sie zu hören.

Bild Der große Durchbruch zum Erfolg gelang im März 1935. Sie heuerten, mit der Auflage ein Zwölf-Mann-Orchester zu stellen, als Bordkapelle des Hapag-Luxusdampfers »Reliance« an. So pendelten sie mit der Big-Band-Besetzung zwischen Hamburg und New York. Der pfiffige Schweizer Bandleader nutzte die Aufenthalte und »Heuer«, um seine Musiker mit den modernsten und erfolgreichsten amerikanischen Film- und Schlagernoten auszustatten. Auf diese Weise brachte er ab 1935 die Swing-Musik ins damalige nationalsozialistische Deutschland.

In den Jahre von 1936 bis 1939 begeisterte das Orchester »Teddy Stauffer und seine Original Teddys« im Berliner »Delphi-Palast« und in der »Femina« das junge Publikum. In Hamburg im »Cafe Heinze« und im »Alcazar«, ebenso auf seinen Gastspielreisen, unter anderem 1938 im Leipziger »Felsenkeller«.

Dr. Goebbels, Reichsminister für Kultur, und die von der NS-Regierung vertretene Rassenpolitik gerieten alsbald in ein Dilemma. Einerseits verbot man seit 1935 die Swing-Musik im Radio sowie den Notendruck und man diskriminierte sie als »undeutsch«, »abartig« und »wehrkraftzersetzend«, weil sie von Juden und Niggern komponiert sei. Andererseits benutzte man das Orchester anlässlich der Olympiade 1936 in Berlin als Aushängeschild, um der Welt Freiheit, Offenheit und Internationalität vorzutäuschen.

Doch schon bald nahmen die Repressalien der Reichskulturkammer gegen das Orchester und die Swing-Jugend zu. Das Stauffer-Orchester spielte 1939, ohne es zu ahnen, letztmalig im Hotel »Atlantic« in Hamburg. Nach der anschließenden Gastspielreise in die Schweiz durften sie nicht wieder nach Deutschland einreisen. Unter der Leitung Teddy Stauffers gastierte das Orchester noch bis 1941 im »Palace-Hotel« St. Moritz. Stauffer übersiedelte dann nach Acapulco, wo er als Hotel- und Barbesitzer lebte und am 27. August 1991 starb. Die Erinnerungen an einen großartigen Künstler bleiben und die Swing-Musik erlebt zur Zeit in Deutschland ihre Renaissance.
Joachim Kasten

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