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Neue Wege für den Leipziger Westen

»Elster-Saale-Radwanderweg« - auf den Spuren von Goethe

Die Eisenbahnstrecke Leipzig-Plagwitz nach Pörsten (Sachsen-Anhalt) wurde im Jahre 1998 stillgelegt und 2000 entwidmet. Damit geht eine fast genau hundertjährige Eisenbahngeschichte mangels Auslastung, vorwiegend im Personenverkehr, zu Ende. Die Strecke selber führt aus der Stadt Leipzig heraus über Lausen, Kulkwitz, Schkölen/Räpitz ins sachsen-anhaltinische Meuchen, weiter über die Gustav-Adolf-Stadt Lützen, dann über Röcken bis schließlich nach Rippach/ Pörsten. Die gesamte Strecke beläuft sich auf 22 km.

Auch Goethe reiste bereits mit Pferd und Wagen auf ähnlicher Trasse von Weimar nach Leipzig: Für seine Zwischenrast wählte er oftmals den Gasthof »Zum weißen Schwan« in Rippach aus, um dort eine (?) gute Flasche Wein zu trinken. Aufgenommen wurde diese Szenerie im Faust: »…Ihr seid wohl spät von Rippach aufgebrochen…« Die Deutsche Bahn AG hat mit der Entwidmung gezeigt, dass sie keine Hoffnung hat, den Schienenverkehr hier jemals wieder aufzunehmen. Doch daraus erwachsen aufgrund der sehenswürdigen Streckenführung neue Gedanken der Nachnutzung: Der zunehmende Freizeitverkehr durch Radfahrer, Wanderer oder auch Skater erwog in mir den Gedanken, dort einen länderübergreifenden Radweg mit einer Nebennutzung als Wirtschaftsweg für die Landwirtschaft zu installieren.

Bild Diese Überlegungen wurden mit einigen Anliegergemeinden diskutiert und für gut befunden. Lediglich die Finanzierung stellt hier ein Problem dar, das jedoch immer gelöst werden kann, frei nach dem Motto: »Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg«! Der Verein PRO Leipzig unter der Leitung von Dr. Thomas Nabert erhielt von der Stadt Leipzig den Auftrag einer Projektstudie. Die Unterlage liegt seit Mitte 2000 vor und zeigt in eindrucksvoller Weise die sich durch eine Realisierung eröffnenden Möglichkeiten. Zahlreiche nahtouristische Möglichkeiten bieten entlang der sehr ebenen Streckenführung tolle Gelegenheit, die Gegend westlich von Leipzig zu erkunden:

  • historisches Dorf Lausen mit im Kern spätromanischer Saalkirche
  • Kulkwitzer See mit seiner hervorragenden Wasserqualität
  • Slawenzeitlicher Ringwall in Schkölen
  • Gustav-Adolf-Denkmal, Tierpark und Schloss Lützen
  • Nietzsche-Gedenkstätte in Röcken
  • Eisenbahnviadukt Rippach und historischer Gasthof »Zum weißen Schwan«

…um nur einige zu nennen. Des Weiteren bietet dieser Radweg die Möglichkeit Leipzig an den überregionalen Radfernweg »Saale« von Barby (Sachsen-Anhalt) nach Hof (Bayern) anzubinden. Daraus entstehen neue Möglichkeiten für Leipzig und die Region, den naturnahen, sanften Tourismus pragmatisch zu fördern. Ein Anfang für die Nachnutzung der Trasse ist schon getan: Im Bereich zwischen Röcken und Rippach wurde ein Teilstück von zirka 600 Metern Anfang 2004 für Radfahrer und landwirtschaftliche Fahrzeuge freigegeben. Dies erfolgte im Rahmen der durch das Amt für Landwirtschaft und Flurneuordnung in Weißenfels durchgeführten ländlichen Flurneuordnung mit Fördermitteln des Landes Sachsen-Anhalt und des Autobahnamtes Sachsen.

Insbesondere für die Menschen der Stadtteile Grünau und Lausen wäre die schnelle Realisierung des Gesamtprojektes eine weitere Attraktion und Aufwertung zugunsten des gesunden Freizeitverhaltens.
Frank Albrecht
(Der Autor ist Planer im Amt für Landwirtschaft und Flurneuordnung in Weißenfels)

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