Grün-As

Holzauktion II - Leserzuschriften

Bild Anscheinend erregt das Thema Grünflächen, beziehungsweise die Verstümmelung von Sträuchern und Bäumen die Gemüter der Grünauer. Zum Leserbrief von Sabine Penndorf im letzten Grün-As, erhielt die Redaktion gleich mehrere Reaktionen. Darunter auch ein Brief des Grünflächenamtes:

Liebe Mitarbeiter der Redaktion,
ja, es ist wahr - so schlimm wie in diesem Winter wurden die Sträucher in Grünau noch nie verstümmelt! Obwohl das Grün-As in den Heften 4 und 5/98 sowie 3 und 4/00 diese sinnlose Zerstörungswut kritisiert hat und dabei auch im Heft 5/98 die Information des Grünflächenamtes aus dem Amtsblatt unter die Grünauer brachte, hat sich am schlimmen Treiben nichts geändert.

Da unqualifizierte Firmen auch im Winterhalbjahr davon leben wollen, dass sie Betriebskosten produzieren, wird gemeinsam mit den Hauseigentümern der Gehölzbestand Grünaus schrittweise ruiniert. Es ist unverständlich, dass gerade der vielleicht größte Wert Grünaus, nämlich grüner zu sein als jedes neue Eigenheimgebiet, im Auftrag der Vermieter zerstört wird.

Bild Unser Amt erhält viele Anrufe frustrierter Mieter, denen wir meistens nicht mit juristischen Schritten helfen können. Wir schlagen deshalb vor, den Inhalt unseres Briefes vom Heft 5/98 erneut zu veröffentlichen.
Diesem Vorschlag will die Redaktion gern folgen:

… In letzter Zeit war verstärkt zu beobachten, dass wohlmeinende Bürger und so genannte »Fachfirmen« im Auftrag der Hauseigentümer Sträucher zurückschneiden. Das erfolgte oft radikal und großflächig. Dies ist allerdings nicht nur überflüssig und treibt die Betriebskosten in die Höhe - es beschädigt auch dauerhaft die betroffenen Gehölze. Bei dem Rückschnitt entstehen nicht verheilende Wunden an den Pflanzen und eine Ausbildung der natürlichen Wuchsform wird nie wieder möglich sein. Viele Tierarten und ganze Pflanzengesellschaften verlieren ihre Nahrungsquelle. Auch der Anblick der zerstörten Pflanzenstummel lässt manches Wohngebiet noch trostloser erscheinen. Nicht zuletzt werden auch die stadtklimatischen Wirkungen, wie Windschutz, Luftbefeuchtung, Staubbindung dabei drastisch verringert.

Die Schnitt-Unsitte sollte schnell beendet werden. Notwendige Arbeiten im Wohngrün gibt es genug: Unratbeseitigung, Reparatur der Ausstattung, Pflanzungen weiterer Bäume, Sträucher und Kletterpflanzen… Einzig das Freischneiden von zuwachsenden Wegen und Bänken und der Frühjahrsschnitt von Hochzuchtrosen sind notwendig. Wild-, Park- und Strauchrosen erfordern ebenfalls keinen Rückschnitt. Bei richtiger Pflege am richtigen Standort können Sträucher hundert Jahre werden - aber ohne Rückschnitt.
Haas, Sachgebietsleiter im Grünflächenamt

Werte Redaktion!
Der Artikel von Sabine Penndorf ist mir aus dem Herzen geschrieben. Als wir 1980 in den Rosenweg zogen, pflanzten wir 1981 einen Fliederstrauch. Er wurde inzwischen mehrfach verschnitten. Vielleicht will man Stöcke für Kreiselpeitschen züchten? Blühen wird er bestimmt nicht wieder. Mir geht es als letzte von 15 Mietern doch zu Herzen.
Mit Gruß Christel Röber

Werte Grün-As Macher, werter Herr Walther
Tja in Grünau ist Holzauktion hieß es in der Ausgabe Nr.3 des Grün As, ja wie wahr. Eine Auktion ist ja eine Versteigerung welche von vielen auch als verhökern bezeichnet wird und dies trifft wohl hier eher zu weil das Grün welches Grünau prägte hier wirklich verhökert wird. Dies geschieht nicht nur an den bisher genannten Orten nein dies scheint ganz Grünau, hier speziell in der Ringstraße auf Höhe der 10 sowie einen Teil in der Grünauer Allee und ja derzeit fast ganz Leipzig zu betreffen.

Bild Oft fiel mir in den letzten Tagen der Vergleich ein, also wenn es keine Arbeit gibt dann fällen »wir« halt Bäume und rotten das Grünzeug aus, wobei ich das um Gotteswillen nicht in politischer Richtung so zum Ausdruck bringen möchte, man muss sich heute eh überlegen was man sagt, weil kaum noch jemand Polemik versteht. Erst lässt sich das zuständige Amt hier in diesem speziellen Falle fünf Jahre Zeit, lässt Sanddorn und andere Gewächse wuchern und wenn diese dann definitiv verwildert sind und gerade jetzt um diese Zeit von Vögeln und Igeln als zum Teil Winterunterschlupf genutzt werden, kommen diese Leute mit ihren Kettensägen wie einst die GIs in Vietnam mit dem MG und rasieren ein Grün von ca. 3 Metern Höhe auf vielleicht 35 cm, ja in Worten Zentimetern, herab. Mein Kommentar, »das ist ein Verbrechen was sie hier anrichten« wird kommentiert mit, »ach in 3 Jahren steht das wieder«. Ich frage mich nun einmal was wenn diese Herrschaften mit der Kettensäge und die Schreibtischtäter die dies beauftragen, sagen würden wenn sie am Abend ihr Haus abgerissen fänden und irgendwer sagt ach pennt doch unter der Brücke in drei Jahren wird eure Hütte schon wieder stehen, so ergeht es den Vögeln und Igeln die sich hier mittlerweile ein Quartier suchten und fanden.

Es steht außer Zweifel das es hätte einen Rückschnitt geben müssen (der wurde auch vor Ort Arbeitenden nicht nur einmal empfohlen, aber brüsk zurückgewiesen so das dieser zum Teil von mir im vorigen Jahr durch vorsichtiges zurückschneiden ausgeführt wurde um die Wege wieder frei und sicher zu halten - wo waren da diese Kettensägenrambos und deren Verantwortliche?), aber dieser hätte niemals so radikal sein dürfen wie hier geschehen. Einen Tag später am Mittwoch nach einer wieder sehr kalten Nacht, tauchte besagte Firma an der S-Bahnbrücke Grünauer Allee auf und rodete dort das Unterholz. Die Igel die dort Unterschlupf fanden werden falls sie nicht gleich mit aufgeladen wurden bei diesem Winter einen schlimmen Tod erleiden, schlicht und einfach Kopflos, Hirnlos, Sinnlos.

Aber was ist dort wo ein Rückschnitt Not tut wie z.B. an den Brombeerhecken die auf Höhe des Praktiker Baumarktes den Radweg überwuchern? Was passiert dort, wo das nun bald bevorstehende Grün teilweise auf die Straßen wächst und eine Unfallgefahr darstellt? Dort geschieht nichts, wahrscheinlich werden diese Kettensägerambos nach Kubikmetern Festholzabschnitt bezahlt so das sich so ein Kleinkram nicht rechnet, könnte doch sein oder? Und wie ist es mit den Bäumen die in den letzten Monaten gefällt wurden, wo sind die Ersatzpflanzungen, könnten diese nicht wenn sie auf städtischem Grund sind, Eintrag im »Amtlichen aller Blätter« finden, damit darüber Kontrolle und Nachweiß besteht? Wäre dies nicht der sicherste Weg GRÜNAU zu erhalten und nicht zu einem Klagenau verkommen zu lassen? Es gibt ja noch einige nun verwachsene und fast verwunschene Ecken hier in der Ring und anliegenden Alten Salzstraße und ich furchte weiter das Motto »es gibt nix zu tun, also packen wir DAS an«. Es muss und soll eine Grünpflege geben, aber bitte liebe Verantwortlichen erst denken und dann sägen und es muss nicht immer die Motorsäge sein.
Claus Zscherny

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