Wer sind die Gewinner?
Liebe Leserinnen und Leser, ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber ich bin der ewigen Warterei langsam überdrüssig. Seit über einem Jahr zahle ich nun treu und brav die Praxisgebühr, lege in der Apotheke deutlich mehr Geld auf den Tisch und wundere mich, warum die Krankenkassenbeiträge nicht sinken. Wurde uns das nicht einst versprochen, oder bin ich da einem Irrtum aufgesessen? Oder war das vielleicht gar ein geschickter Schachzug, um uns gewisse Einschnitte plausibel zu machen?
Als ob leere Versprechungen alleine nicht schon schlimm genug wären, geht die Posse nun in die nächste Runde. Die
Apotheker fordern (übrigens gesetzlich völlig zu Recht) eine Ausgleichszahlung von den Krankenkassenverbänden und zwar in
Millionenhöhe. Die Kassen können sich nun, angesichts dieser Tatsache endlich entspannt zurücklehnen. Denn jetzt müssen Sie
sich nicht mehr den Vorwurf gefallen lassen, sie würden die Beitragssenkung hinauszögern. Nein. Sie haben endlich einen
Dummen gefunden, der Schuld daran ist, dass die Versicherten weiterhin horrende Beiträge zahlen müssen. Die Apotheker
nämlich. »Sie sind die Gewinner der Gesundheitsreform«
, heißt es sofort. »Sind wir
nicht«
, kommt die prompte Antwort. »Die Kassen sind die Gewinner. Sie haben Einsparungen durch die
Reformen und leiten sie nicht an ihre Mitglieder weiter.«
Die Ärzteschaft mit ihren unzähligen Einschränkungen
ist es schon mal lange nicht, die stöhnen und ächzen ja auch schon seit langem.
Gespannt warte ich nun darauf, dass sich Ärzte-, Apotheken- und Kassenverbände zusammentun, mit dem Finger auf uns
Patienten zeigen und: »Die sind schuld!«
skandieren. Wir, die wir doch die eigentlichen Gewinner der
ganzen Gesundheitspolitik sein sollten. Wundern täte es mich zumindest nicht.
Und wer sind nun die Gewinner? Gibt es einen solchen überhaupt in dieser Angelegenheit? Und wenn ja, sollten das dann
nicht eigentlich wir, die gesetzlich Versicherten sein? Meine Verwunderung weicht allmählich vor der Gewissheit, dass sich
die Warterei auf Veränderung wohl nicht lohnt. Als Gewinner würde ich mich bereits fühlen, wenn ich nicht ständig das
Gefühl hätte, für dumm verkauft zu werden.
Klaudia Naceur