Grün-As
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Deine Wand

Völle-Wand mit Ihren Nummern codieren

So wie sie ist, ist sie nicht schön. Ein Klotz mitten auf der Stuttgarter Allee, die Eingänge nicht richtig erkennbar, die Rückfront - ein Eldorado für Amateur-Sprayer. Seit annähernd zehn Jahren dauern die Diskussionen um eine Neugestaltung des Jugend- und Freizeittreffs »Völkerfreundschaft« an, Visionäre sahen sie sogar einst ganz in Gold. Dieser Kelch ging zwar Gott sei Dank an der Völle vorbei, aber auch alle guten Ideen wurden bislang nicht verwirklicht. Das soll sich jedoch noch in diesem Jahr ändern.

Als Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee im Frühjahr nach Grünau kam, führte sein Stadtteilrundgang auch am Freizeittreff vorbei. Ob ihn nun der Anblick der tristen Fassade selbst gestört hat oder ihm die Problematik »Völle« erst bewusst wurde, als er von engagierten Grünauern darauf hingewiesen wurde, sei dahingestellt. Am Ende der Stadtteilbesichtigung stand fest: Trotz Finanzmisere der Stadt Leipzig, werden Gelder, wenn auch in begrenztem Maße, locker gemacht, damit Grünaus größte Einrichtung endlich ein neues Outfit bekommt.

Bild Dass dies keine leere Wahlversprechung des Herrn Tiefensee war, machte das Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung (ASW) am 18. August deutlich, als es zur Konzeptions-Präsentation in die »Völle« einlud. Eindeutig neue Wege beschritt das beauftragte junge Leipziger Architekturbüro »Urbikon« mit ihren Entwürfen sowohl für die Vorderfront, als auch den so genannten Anbau im hinteren Bereich. Diese sollten eigentlich mit Nutzern der Einrichtung und Anwohnern diskutiert werden. Denn Kinder und Jugendliche sollen sich in der Gestaltung wiedererkennen und die Grünauer, vor allem jene, die vis-á-vis des Freizeittreffs wohnen, müssen mit der neuen Fassade einverstanden sein, sollen und müssen sie doch zukünftig mit ihr leben, so die Idee von Birgit Seeberger vom ASW.

Die Stadt ließ den Planern Sebastian Spiess und Michael Grezesiak weitestgehend freie Hand. Dabei sollte lediglich beachtet werden, dass eine durch Graffiti veredelte Front nicht erwünscht sei, da dies weder den Charakter der Einrichtung wiederspiegelt, noch aus umwelt-relevanten Gründen vertretbar ist. »Völle goes round« und »Deine Wand« heißen die beiden vorgestellten Gestaltungsentwürfe für die Vorderfront. Die Sinnhaftigkeit der Namen erschließt sich jedoch erst, wenn man einen genaueren Blick auf die Varianten wirft.

Sehr ungewöhnlich, aber originell ist die »Völle goes round«- Idee, bei der runde blau-weiße Verkehrsschilder vor die Fassade geblendet werden würden. Die Flächen der im Durchschnitt 60 bis 70 Zentimeter messenden, Schilder böten Platz für Buchstaben. Symbole, die auf verschiedene Aktivitäten in der »Völkerfreundschaft« hinweisen, wären zudem denkbar und sinnvoll.

Bei der zweiten Variante, welche sowohl vom Amt, als auch den Betreibern, beziehungsweise Nutzern der »Völle« favorisiert wird, ist ein Strichcode-Design vorgesehen. Als positiv werteten die Anwesenden nicht nur, die optische Hervorhebung des Eingangsbereiches, sondern auch die streckende Wirkung durch senkrecht aufgebrachte Striche. Dabei sollen die Streifen allerdings nicht irgendwie aufgebracht werden. Vielmehr wollen die Architekten alle Bewohner des Stadtteils aktiv mit einbeziehen, in dem diese ihre persönlichen Lieblingszahlen - als Strichcode umgewandelt - an die Fassade bringen können. Bis September liegen zu diesem Zweck Postkarten in Grünau aus, die nur noch ausgefüllt und zurückgesandt werden müssen. Etwa 15 Einsendungen davon werden ausgelost und an der »Völle«-Wand verwirklicht.

Bild Mehr Diskussionsstoff bot dagegen die Gestaltung des so genannten Anbaus. Vor allem dieser Gebäudeteil soll in Zukunft weniger Angriffsfläche für Sprayer bieten. Die Architekten Sebastian Spiess und Michael Grzesiak stellten auch hierfür mehrere Gestaltungsentwürfe vor. So wäre beispielsweise eine dunkle Wand mit Rasterkreuzen und vorgefertigten Sprüharbeiten denkbar. Oder aber eine Art »Camouflage-Muster«, bei dem Graffitis nicht die Wirkung erzielen würden, die sie eigentlich sollen.

Clou der ganzen Fassadenerneuerung ist jedoch eine Lichtinstallation der besonderen Art. Die Idee ist, im Abstand von ein bis zwei Metern entlang der Front, Lampen anzubringen, die mit einem Bewegungsmelder versehen sind. Diese würden kurz aufleuchten, so dass der Eindruck entsteht, ein Vorbeilaufender zöge einen Lichtschweif hinter sich her. Die Einrichtung würde somit auch je nach Betriebsamkeit mehr oder weniger hell erleuchtet. Netter Nebeneffekt: Sprayer stünden bei ihren eventuellen Aktivitäten mitten im »Rampenlicht«. So weit der Gedanke. Ob diese witzige Beleuchtung realisiert wird, hängt nun noch von den Bewohnern der Stuttgarter Allee ab, die sich durch das Aufblinken belästigt fühlen könnten.

Imagelink Entscheidender dürfte jedoch ihre Finanzierung sein, denn beantragte Gelder vom Bund, die dafür dringend erforderlich sind, wurden noch nicht bestätigt. Dennoch fand dieser Entwurf nicht nur bloße Zustimmung, sondern alle waren schlichtweg davon begeistert. Bei allen Unklarheiten, die derzeit noch besprochen werden müssen: Fest steht, dass die »Völle« noch in diesem Jahr eine neue Haut bekommt. Im günstigsten Fall soll bereits im Oktober mit den Arbeiten begonnen werden.
Klaudia Naceur

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