Grün-As

Echte Tierfreunde füttern keine Wasservögel!

Sie ist noch gut in Erinnerung, die teilweise völlig verkotete, eklig grünliche Eisschicht auf dem Kulkwitzer See, die im letzten Winter durch unzählige Wasservögel entstand. Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen sank der gefährliche Vogelkot hinab in Neptuns Reich. »Vögel füttern am See trägt erheblich zur Verschmutzung des Wassers bei. Vogelkot enthält häufig Salmonellen und andere Krankheitskeime und kann Infektionsgefahren für Badende, Taucher und Tiere erzeugen«, sagte Dr. Leonhard Kasek vom Naturschutzbund Leipzig.

Taucher sehen bereits deutlich die Auswirkungen dieser vermeintlichen Tierliebe! Pflanzen sterben ab, es gibt weniger gesunde Fische. Noch ist der Kulkwitzer See einer der saubersten Seen in der Region. Das bestätigte LeipzigSeen GmbH im August: »Wasserbeprobung wird mehrmals monatlich und an unterschiedlichen Entnahmestellen durch die Gesundheitsämter der Stadt Leipzig, Abteilung Hygiene und des LRA Leipziger Land durchgeführt. Untersuchungen erfolgen auf der Grundlage der gültigen EG-Richtlinie. Sämtliche diesjährigen Untersuchungen entsprechen dieser Richtlinie«.

»Auf den Bildern, die wir regelmäßig machen, sind Pilze und Parasiten auf den Tieren zu erkennen. Irgendwann wird der See durch die anhaltenden Verschmutzungen über die Jahre hinweg einfach umkippen«, erklärte Reinhard Gräfe vom Tauchsportverein Leipziger Delphine Anfang des Jahres. »Bei der Vergärung von einem Kilogramm Brotresten werden anderthalb Kilo Sauerstoff verbraucht, die dann anderen Wasserbewohnern fehlen«, warnte Umweltamtsleiterin Angelika von Fritsch auch 2006. Auch im Hochsommer wurde den Tieren Futter angeboten. »Ich habe es aus Mülltonnen geholt, damit es dort nicht verrottet«, ereiferte sich ein Badegast. Er ist völlig überzeugt von seinem täglichen Handeln.

Der Winter 2006/07 steht bevor und wieder sind sie unterwegs: »Tierfreunde« mit prall gefüllten Tüten voller Brot, die mit ihrem Tun nur Schaden anrichten. Futterreste verfaulen im Wasser, durch bestimmte Bakterien werden Giftstoffe freigesetzt. Es kann zu Lähmungen und zum Tod großer Tierbestände kommen, informierte das Umweltamt im Februar. Dort wurde überlegt, Schilder aufzustellen, die das Füttern untersagen, so die Umweltamtsleiterin am 6. Februar 2006 gegenüber der LVZ. Auf meine Nachfrage diesbezüglich beim Umweltamt und Leipzig-Seen GmbH am 21.08., erhielt ich leider bisher (12.09.) keine Antwort.

Diese sinnlose Fütterung Muss unterbunden werden. Aber wie? Wenn das Füttern am Kulkwitzer See nicht verboten wird und verantwortliche Stellen bei diesem Umweltproblem nur zuschauen, müssen wir an die Vernunft der Menschen appellieren. Wir alle möchten in den kommenden Jahren im sauberen See baden und nicht in einer Kloake, oder? Die Tiere finden in jeder Jahreszeit genügend Futter, sind fähig, zu überleben, erinnern sich an sicher unbequeme, aber natürliche Futtersuche und verhungern nicht. Es ist normal, dass kranke und schwache Tiere im Winter sterben. Das gehört zur natürlichen Auslese. Gibt es nichts mehr zu fressen, sind die Wasservögel intelligent genug, bei geschlossener Schneedecke und Eisschicht an offene Gewässer weiter zu ziehen. Das rettet Tiere und See.

Die Tiere brauchen keinen von Menschenhand »gedeckten Tisch«! Durch Massen vorbereiteter Häppchen, die in Beuteln und Tüten angeschleppt werden, wird verhindert, dass die Tiere ihrer Art und ihrem Verhalten entsprechend leben können. Unverständlich ist, dass viele Besucher des Sees so verantwortungslos mit dem 33 Jahre alten Naherholungsgebiet umgehen, nicht nur im Winter. Über die Sommermonate blieben auch bergeweise Müll liegen, mancher Gast nutzte statt der Toilette das Badegewässer, Unrat flog in den See, es wurde randaliert. All das stimmt skeptisch im Hinblick auf die Zukunft des »Kulki«: Wie wird der See unter all diesen Umständen in 33 Jahren aussehen?

Nachfragen zum Thema sind möglich beim Amt für Umweltschutz (Telefon: 0341/1 23 34 09) und Naturschutzbund (Telefon: 03 41 / 8 66 44 77. Weitere Infos: www.kulkwitzersee.com.
Elke Göbel

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