Die 99. Mittelschule fällt
Die 100. Grundschule hatte eine Idee
Gerade mal 20 Jahre jung wurde die 99. Mittelschule in der Miltitzer Allee, nun kommt sie unter den Bagger. Aufgrund fehlender Schüler wird sie dem Erdboden gleich gemacht. Doch ihr Schicksal ist das vieler Schulen. Deshalb müssen sich betroffene Eltern und Schüler keine Gedanken über die Auswahl einer anderen Schule machen. Sie haben fast keine Wahl. Die nächstgelegenen Mittelschulen sind die 84., die 94. und die Nikolai-Rumjanzew-Schule. Im Übrigen fällt auch die Auswahl der Gymnasien nicht schwer.
Sorgen, wie die Kinder die Schulen ab der 5. Klasse mit ihrem schweren Ranzen erreichen, was nicht selten mit Umsteigen bei Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel stattfindet, machen sich nur die Eltern. Die noch zusätzliche finanzielle Belastung (Schülerfahrkarte), um die kostenfreie Schulbildung zu nutzen, bleibt auch in der kleinsten Zelle unserer Gesellschaft. Nur die Haussperlinge haben es geschafft, Aufmerksamkeit zu erregen.
Stellte doch der Naturschutzbund fest, dass bei dem Abriss der 99. Mittelschule elf Sperlingsnester gefährdet sind. Diese müssen vor Abriss der 99. Mittelschule zur 100. Grundschule, also etwa 20 Meter, umgesiedelt werden. Es sind also vier Sperlingskoloniehäuser mit jeweils drei Einzelniststätten anzubringen. Möglicherweise ist das auch der Grund, warum mit dem Abriss nicht in der Ferienzeit, sondern fast pünktlich zu Schulbeginn angefangen wurde. Logischerweise erhöhen Lärm, Staub und Dreck nicht gerade das Denkvermögen. Aber vor dem 31.08.2006 durften die possierlichen Tierchen nicht umgesetzt werden.
Nun hat die 100. ein paar Spatzen mehr und bald eine leere Fläche vor der Tür. Darüber machte sich der Schulleiter der 100., Herr Weinhold, gemeinsam mit seinem Kollegium Gedanken. Schließlich die zündende Idee: Die Errichtung eines Verkehrsgarten. Eine Schulung dieser Art ist für die Kids nicht mehr wegzudenken, zumal hier in der 4. Klasse eine Fahrradprüfung Pflicht ist. Die Schulung der Kinder mit dem Fahrrad im Verkehr könnte im Ganztagsangebot oder sogar in Sachkunde umgesetzt werden. Selbstverständlich können und sollen andere Schulen diesen Garten mit nutzen. Umgehend faxte der Schulleiter diesen Vorschlag an das Grünflächenamt und als direkten Vorschlag an das Schulverwaltungsamt.
Püntklich zu Schulbeginn fiel die 99. Mittelschule. Das Grundstück ging an das
Liegenschaftsamt über.
Das Gelände müsste umzäunt sein, um die Nutzer unter anderem vor zu vielem Glück (Tretminen) oder
zerbrochenen Bierflaschen zu schützen. Allerdings bereitet Herrn Weinhold ein anderes Problem
Kopfschmerzen. Nämlich die Wartung dieser sinnvollen Anlage. »Doch in öffentlicher Hand sollte
das Projekt bleiben«
, so Herr Weinhold, »sonst entstehen den Schülern erneut
zusätzliche Kosten.«
Was ja nicht im Sinne der Schulbildung sein sollte. Das pfeifen sogar
die Spatzen von den Dächern.
Es wäre schön, wenn ein Platz, der von Kindern genutzt wurde, auch weiterhin von Kindern sinnvoll
genutzt werden könnte. Leider wurde inzwischen bekannt, dass das Schulverwaltungsamt das Grundstück an
das Liegenschaftsamt abgegeben hat. Und das Liegenschaftsamt plant, hier Eigenheime zu bauen.
Beate
Engelhardt