Von der Dreifachröhre bis zum Elektronenmikroskop
Rundfunkempfang mit Dreifachröhre, Fernsehen, Rasterelektronenmikroskop, Industrielle Isotopentrennung, Elektronenstrahl-Kanone oder Krebstherapie - über 600 Patente hat Manfred Baron von Ardenne hinterlassen, der am 20. Januar 100 Jahre alt geworden wäre.
Wegen schlechter schulischer Leistung mit 15 Jahren vom Realgymnasium geflogen, erhielt der junge
Forscher im gleichen Jahr, 1923, sein erstes Patent: für die direktgeheizte Mehrfachelektronenröhre.
Gefördert von Siegmund Loewe (Loewe-Opta Werke) verbesserte von Ardenne 1925 den Breitbandverstärker.
Nach dem Studium an der Uni Berlin, dass er jedoch nach vier Semestern abbrach, gründete er 1928 das
»Forschungslaboratorium für Elektronenphysik«
in Berlin-Lichterfelde. Dort wurde
u.a. das Rasterelektronenmikroskop entwickelt.
Verschiedene Versuche mit Leuchtfleck-Zeilenabtastung führen 1930 zur ersten vollelektronischen Fernsehübertragung, die im folgenden Jahr zur Funkausstellung vorgeführt wird. Bis zum Kriegsende soll von Ardenne auch an der Entwicklung einer deutschen Atomwaffe beteiligt gewesen sein. Jedenfalls deutet die Entwicklung eines elektromagnetischen Massetrenners und eines Lithium-Trenners darauf hin.
Nach dem Krieg muß von Ardenne die sowjetische Atombombe zwangsverpflichtet mitentwickeln und verlegt sein Forschungsinstitut nach Georgien (Suchomi). Dort entwickelt er einen magnetischen Isotopentrenner zur gefahrloseren Gewinnung radioaktiver Spaltprodukte, einen Elektronenbeschleuniger und eine Duoplasmatron-Ionen-Quelle. Er erhält den Stalin-Preis mit 100000 Rubel.
1955 darf er in die DDR zurückkehren und gründet das »Forschungsinstitut Manfred von
Ardenne«
in Dresden - Weißer Hirsch, das größte private Forschungsinstitut der DDR. Zusammen
mit den dort tätigen 500 Mitarbeitern werden u.a. der Elektronenstrahl-Mehrkammerofen für
Sonderwerkstoffe, der Plasma-Feinstrahlbrenner, die erste 1200-KW-Elektronenstrahl-Kanone, die erste
Inline-Sputteranlage für Flachglas und das AC-Doppelmagnetron entwickelt und gebaut. Auch die
Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie zur Krebsbehandlung (mit mehren Behandlungsstufen, die Chemotherapie und
sauerstoffunterstützte Überhitzung kombinieren) wird dort erdacht.
Der Forscher und Erfinder stirbt am 26. Mai 1997 in Dresden.
Lutz Rodenhauser