Grün-As

Bernd Puckelwaldt

Angekommen in der Realität

Bild Bereits kurz nachdem er das erste Mal den Fuß in diese gigantische Schlammwüste gesetzt hatte, die später zur Stadt in der Stadt werden sollte, war er angekommen - in der DDR-Planwirtschaft. Da hatte er gemerkt, was es heißt, wenn Zahlen geschönt werden, damit der Plan scheinbar übererfüllt wird, und das eigentlich gut durchdachte Konzept Grünaus zur Farce verkommt. Die schönen Dinge, meint Bernd Puckelwaldt ein wenig wehmütig, fielen dem ehrgeizigen Projekt, immer mehr Wohnungen zu bauen, zum Opfer. Kein Kino, kein Veranstaltungssaal, kein öffentlicher Sportplatz, wie vorgesehen und keine Schwimmhalle - trotz der 30 Schulen und des lehrplanmäßigen Schwimmunterrichtes...

Statt dessen die Forderung nach immer mehr Wohnungen. Immer weniger Qualität war die bittere aber logische Konsequenz. Puckelwaldt, der Idealist, nahm Wohnungen ab, in denen so gut wie alles fehlte, eigentlich noch nichts richtig fertig war, stieg in Häusern, in denen noch kein Aufzug funktionierte, treppauf, treppab, lief durch alle Zimmer, schrieb jedes noch so kleine Detail auf schier endlos lange Mängellisten und hinterfragte den Sinn seines Tuns.

Grünau wird sein Zuhause

Doch auch diesen Widrigkeiten konnte er, der Grünau trotz aller ernüchternden Realität liebte, etwas Positives abgewinnen. Nämlich das unglaublich tolle Gefühl, unter solchen Bedingungen mit viel Mühe etwas entstehen zu lassen. Eine Schule beispielsweise, die vom Chemielabor über die einzelnen Klassenzimmer bis hin zur Schreibmaschine der Sekretärin komplett eingerichtet übergeben werden musste. In den letzten Jahren, kurz vor Beendigung des Bauvorhabens Grünau, hagelte es nur so von Negativbilanzbescheiden. Des Öfteren war der An- und Verkauf dem Improvisationstalent auf der Suche nach gewissem Interieur eine nützliche Anlaufstelle.

Das Interesse für den Stadtteil - für Bernd Puckelwaldt war es kein reines Lippenbekenntnis. Er arbeitete nicht nur für und in Grünau, sondern ist seit nunmehr 26 Jahren hier zu Hause. Hier sitzt er auf der Terrasse seines Häuschens, das er 1989 begonnen hatte, im WK 8 zu bauen. Hier hat er seine Lieblingsecken, in die er sich gerne mal zurückzieht und sowohl Atmosphäre als auch Natur genießt. Hier fährt er im Sommer am liebsten mit dem Cabrio durch den beispiellosen Straßendschungel und hier sprechen ihn die Menschen auf der Straße an.

ImageLink »Pucki«, wie er von vielen liebevoll und gleichsam treffend genannt wird, kennt man in Grünau nicht nur wegen seiner Größe oder dem markanten Äußeren, sondern vor allem aufgrund seines Engagements. Einst hatte er sein Büro im PH 16 in der Offenburger Straße 25. Die Tür stand stets offen und Bürger, ob sie nun etwas fragen, vorschlagen oder beanstanden wollten, waren gern gesehen - keine Selbstverständlichkeit für damalige Verhältnisse.

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