Grün-As

Vorsicht bei den ersten Frühjahrsarbeiten im Garten

Der vergangene Winter machte seinem Namen keine Ehre. Viele haben vielleicht Frost und Schnee nicht vermisst und sich über die relativ milden Temperaturen gefreut. Für die Natur haben längere frostfreie Zeiträume jedoch vielfältige Konsequenzen. Das verminderte Absterben von Schadinsekten ist eine solche. Die fehlenden klimatischen Voraussetzungen für einen tiefen, lang anhaltenden Winterschlaf der Säugetiere ist eine weitere. So sehr die erste Frühlingssonne in Gärten und Grundstücken zu Aufräumarbeiten verlockt, sollte man doch Vorsicht walten lassen. Zu viel menschlicher Ordnungssinn kann für in Gärten und Grundstücken lebende Wildtiere gefährlich werden.

Bild Für viele Igel war der letzte Winter recht bedrohlich. Die milden Temperaturen im Dezember und Januar reichten nicht aus für einen echten Winterschlaf. Die Tiere fielen nur in einen Kräfte zehrenden Dämmerschlaf, ohne ihre Körperfunktionen zu reduzieren und verbrauchten einen hohen Anteil ihrer Fettreserven. Erst durch die späten frostigen Tage und Nächte konnten sie richtig Winterschlaf halten.

Wenn sich also das Leben in der wiedererwachten Natur regt, bedeutet dies noch lange nicht, dass alle winterschlafenden Tiere erwacht sind und ihre Winterquartiere verlassen haben. Erst dann, wenn ihre Nahrungstiere, die Insekten, in ausreichender Menge vorhanden sind, erwachen auch die stacheligen Untermieter in den Gärten. Je nach Witterung und vor allem Lage des gebauten Winterschlafnestes erwachen Igel zwischen Mitte April und Anfang Mai aus dem rund fünf Monate dauernden Schlaf.

Bitte bedenken Sie deshalb, dass ihre liebsten Winterquartiere wie Reisig-, Laub- und Komposthaufen immer noch von so einem stachligen Gesellen bewohnt sein können. Gerade diese sind aber häufig Ziel erster Aufräumarbeiten. Es besteht daher die akute Gefahr, dass sie zu zeitig abgetragen werden. Dies hat nicht nur eine Nestzerstörung zur Folge, sondern fügt den Tieren oft auch schwerste Verletzungen zu.

Besonders beim Umsetzen des Komposthaufens im Frühjahr ist Vorsicht geboten. Empfehlenswert ist es, den Komposthaufen Schicht für Schicht abzutragen. Die letzten zirka 25 Zentimeter des Haufens sollten vorsichtig von Hand oder nur mit einem Holzrechen abgetragen werden. So erkennt man rechtzeitig die Anwesenheit des schlafenden stacheligen Gesellen. In bodennahe Schichten sticht man nicht einfach mit Forke oder Spaten hinein. Verletzungen dieser Art haben für Igel meist tödliche Folgen.

Bild Es können auch Unterschlüpfe benutzt werden, die in unserem Verständnis vielleicht eher als Müll deklariert würden. Versuchen Sie einmal die Welt mit Igelaugen zu betrachten und davon auszugehen, dass gute Igelwohnungen im Herbst eine Rarität sind. Eine einfache Vorsichtsmaßnahme ist es deshalb, Abfallsäcke vor der Entsorgung auf eventuelle Untermieter zu kontrollieren. Eine weitere große Gefährdung, nicht nur für Igel, geht von der Verbrennung biologischer Materialien, wie Reisig und Laub, aus. Gibt es genehmigte und kontrollierte Verbrennungen, folgen Sie bitte unbedingt dem Rat, das Verbrennungsmaterial erst am Tag des Abbrennens aufzustapeln. Keinesfalls sollten Sie einen schon lange vorbereiteten Stapel ohne ein nochmaliges Umsetzen kurz vor dem Abbrennen anzünden. In aufgeschichtetem Brennmaterial können sich allein an einem Tag schon wieder Vögel eingenistet oder in einer Nacht Kleintiere Schutz gesucht haben.

Das gilt insbesondere auch für den heutzutage wieder neu erwachten Brauch des Osterfeuers! Solch ein Reisig- oder Holzstapel ist für den Igel, andere Kleinsäugetiere und Insekten als Unterschlupf besonders anziehend. Speziell der Igel ergreift bei der Entstehung eines Feuers mit knisterndem Geräusch, Rauchentwicklung und beißendem Geruch nicht die Flucht. Er folgt seinen natürlichen Verhaltensmustern und rollt sich zu einer Stachelkugel zusammen. Für ihn und viele andere Tiere wird das Feuer so zur Todesfalle, in dem sie bei lebendigem Leib verbrennen.

Info: Igelschutzzentrum
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