Es tut sich was
Liebe Leserinnen und Leser, Sie werden es bemerkt haben: Es tut sich was. Es tut sich was, trotz (dem Klimawandel sei dank) der tropischen Temperaturen, bei denen der Alltag unnatürlich träge vor sich hinzuplätschern scheint. Es tut sich was, trotz des Leipziger Korruptionsskandals nebst all seinen unappetitlichen Details, der die Betroffenen in eine Art Angststarre versetzen und auch an Grünau nicht spurlos vorbeigehen dürfte. Es tut sich was - nichts Weltbewegendes, aber immerhin. Fangen wir mal beim Offensichtlichen an:
Der Rückbau der Elfgeschosser in der Neuen Leipziger Straße im WK 7 hat begonnen. Noch bis Ende Dezember wird man mit dem Abriss der 543 Wohnungen beschäftigt sein. Damit jedoch verschärft sich die Situation des Theatriums, dessen Spielstätte sich in unmittelbarer Nähe befindet. Tapfer hat das Kinder- und Jugendtheaterprojekt bislang dort ausgeharrt und musste sogar Vandalenangriffe über sich ergehen lassen. Monatelang hatte man nach einer alternativen Unterkunft gesucht und scheiterte dabei an der tiefen Kluft zwischen Wunschdenken und Machbarkeit.
Die Völle, als favorisiertes Objekt scheint dabei gefunden. Allerdings wird sie wohl nicht vollends nach den Vorstellungen der Theaterleute umgestaltet werden. Die Begründung hierfür ist so klar, wie eindeutig. Zum einen werden die Räumlichkeiten in der Stuttgarter Allee auch noch von anderen Vereinen genutzt und zum anderen flossen schon einmal Fördergelder in Millionenhöhe in die Sanierung des Jugendclubs. Trotzdem: Mit einer angestrebten Investitionssumme von immerhin 350 000 Euro, wobei die Stadt Leipzig knapp die Hälfte stemmen will, sollten schon einige Träume in Erfüllung gehen können.
Weit weniger bekannt als die Leidensgeschichte des Theatriums ist die Tatsache, dass das ASW einen
neuen Mitarbeiter hat, der unter anderem auch für den hiesigen Stadtteil zuständig ist. Seit Anfang Mai
ist der Diplom-Biologe Stefan Geiss nun Abteilungsleiter für das Gebiet Stadterneuerung West. Zuvor
arbeitete er 13 Jahre für das Bonner Beratungsunternehmen »empirica«
. Damit ist er
zumindest für die Stadtverwaltung kein Unbekannter. Denn »empirica«
, in dessen
Vorstand Geiss zum Schluss saß, wurde in der Vergangenheit mehrfach von der Kommune mit Projekten
betraut.
So sollte das Unternehmen beispielsweise im Vorfeld des Stadtentwicklungsplanes (STEP) die Rahmenbedingungen festlegen beziehungsweise untersuchen. Somit dürfte Stefan Geiss bestens mit der Materie Grünau vertraut sein und nun frisch ans Werk gehen können. Ziemlich beschäftigt scheint er zumindest zu sein. Denn selbst nach eineinhalb Monaten Einarbeitungsphase und zwei Interview-Anfragen hatte er noch keine Zeit, mit uns zu kommunizieren. Wir bleiben aber dran - versprochen.
Vielleicht ärgert sich der neue Mann im Amt aber auch nur darüber, dass die Wohnungsbaugenossenschaften sich so gar nicht an die umständlich ausgetüftelte Entwicklungsstrategie 2020 halten wollen, sie damit faktisch zur Makulatur erklären, da sie derzeit vor allem im Stadtumbaugürtel kräftig Hand anlegen. Währenddessen plant die Stadt im PEP oder in anderer zentrumsnaher Lage, eine Art Stadtteilrathaus einzurichten.
Was, so könnte man vermuten, zwar das Aus des Ratzelbogens bedeuten dürfte. Dazu passen würde jedoch Karl-Heinz Obsers Vorschlag eines Grünauer Bürgermeisters vortrefflich. Der DSU-Stadtrat sieht in einer solchen Personalie einen kompetenten Ansprechpartner für die Bewohner dieses Stadtteils. Damit dürfte er sogar Recht behalten. Denn für Dinge, die den Grünauern wirklich auf den Nägeln brennen, ist bislang niemand zuständig oder kompetent genug oder beides.
Klaudia Naceur