Grünauer Einrichtung wird zur »Schule der Toleranz«
Der 6. Juli war für viele Schüler ein Datum, das sie so schnell nicht vergessen werden. Nicht
nur, weil an diesem Tage der diesjährige Hitzerekord aufgestellt wurde, was wiederum
verkürzten Unterricht bedeutete. Nein, für sechs Schulen in Leipzig gab es an jenem Montag
im Juli den verdienten Lohn für die Mühen der letzten Monate. Sie wurden mit dem Titel
»Schule der Toleranz«
gewürdigt und konnten sich darüber hinaus über einen Geldsegen von
500 Euro freuen - gesponsert von der Sparkasse Leipzig. Insgesamt elf Bewerber um den
Titel gab es in diesem Jahr - unter ihnen auch zwei Grünauer Einrichtungen.
Bereits zum zweiten Mal waren Leipziger Bildungseinrichtungen dazu aufgerufen, sich am
Projekt »Schule der Toleranz«
zu beteiligen. Im Aufruf hieß es dazu: »Die Schüler sollen
darin bestärkt wer den, rechtsextremistische Tendenzen und Gewalt im eigenen Umfeld offen
anzusprechen und ihnen zu begegnen.«
Ziel sei es letztlich, ein positives Lernumfeld zu
schaffen, das frei von Gewalt in ihren verschiedenen Formen ist. Und so betonte
Bürgermeister Prof. Thomas Fabian in seiner Ansprache wie wichtig es sei, »dem Phänomen
der Gewalt nicht nur intellektuell, sondern auch tatkräftig zu begegnen«
. Das erfordere jede
Menge Zivilcourage, welche die Kinder und Jugendlichen in ihren Projekten unter Beweis
gestellt hätten.
Ein großes Lob und ein »Macht weiter so«
als Ansporn gingen vorweg an alle elf beteiligten
Schulen, ehe deren Vertreter vor der faszinierenden Kulisse des alten Roms im Leipziger
Panometer ihre Bewerber-Konzepte präsentieren konnten. So unterschiedlich wie die
Schülerwaren auch ihre Projekte. Der Aufbau einer Schlichterkommission,
Antiaggressivitätstraining oder ein Camp zur Gewalt- und Suchtprävention gehörten genauso
dazu wie das außergewöhnliche HipHop Projekt der Pestalozzi-Lernförderschule.
Grünau war ebenfalls mit einer Lernförderschule vertreten. Die Sechstklässlerin Nicole
Neubert und der Vorsitzende der Schülersprecher Marcel Schmidt aus der H9 waren mit der
Projektverantwortlichen Christine Strieter in die Südvorstadt gekommen. Aufgeregt, vor so
vielen Menschen zu sprechen, erklärten die beiden Schüler ihre Trainingsraummethode. »Der
Kerngedanke dieser Methode dabei ist, dass Schüler und Lehrer die aufgestellten Regeln der
Gemeinschaft anerkennen und beide gleichermaßen verantwortlich danach handeln«
,
erläuterte Marcel die Grundlage der Methode.
Bei einer Missachtung dieser Regel oder einer Störung beispielsweise im Unterricht, wird der Störer nach einer Verwarnung dem Trainingsraum zugewiesen. Dort soll er sich im Beisein eines Lehrers darüber bewusst werden, gegen welche Regel er verstoßen hat und einen Plan aufstellen, wie er das zu künftig vermeiden will. Verpasster Unterrichtsstoff und etwaige Haus aufgaben müssen jedoch nachgearbeitet werden.
Klingt nach Nachsitzen und hat sich schon bei früheren Generationen bewährt. Auch die
Grünauer Einrichtung zur Lernförderung ist begeistert von den erzielten Erfolgen und da sich
ohnehin schon alle Lehrer, Schüler und sogar deren Eltern beteiligt haben, will sie die
Methode in ihr Schulkonzept aufnehmen. Das wiederum begeisterte die Jury bei deren
Titel-Vergabe-Entscheidung. Diese achtete vor allem darauf, wie viele Schüler im Projekt
eingebunden waren und nahm die Nachhaltigkeit der Aktionen und Maßnahmen unter die
Lupe. Die Grünauer konnten punkten und dürfen nun ihr Schulgebäude mit der Tafel »Schule
der Toleranz«
schmücken.
Zweiter Grünauer Vertreter war die Max-Klinger-Schule mit ihrem Dokumentationstheater.
Mit dem Stück »Bruder Hass - Bruder Liebe«
, welches sie bereits vor ihren Mitschülern,
aber auch im Theater der jungen Welt aufgeführt haben, wollten sie vor allem zum
Nachdenken anregen. Nachdenken darüber, wie oft einem selbst Missstände im Alltag
begegnen, die eigentlich ganz einfach geklärt wer den könnten. Durch anschließende
Gespräche mit ihrem Publikum wurde den jungen Schauspielern bestätigt, dass ihre
Denkanstöße gelungen sind.
Für eine Titelverleihung hat es für die Gymnasiasten in diesem Jahr zwar nicht gereicht, aber leer gingen sie trotzdem nicht aus. Ihr Engagement wurde mit Karten für das Theater der Jungen Welt gewürdigt. Und vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal.
Klaudia Naceur