Grün-As

Leipzig braucht ein Sozialticket

Der Leserbrief des Bürgers Jochim Kasten in der August-Ausgabe ist uns Veranlassung, etwas ausführlicher über unsere bisherigen und künftigen Aktivitäten zu berichten. Zurecht verweist der Leser auf die besondere Brisanz der um sich greifenden Ausgrenzung des Grünauer Satelliten-Stadtteils mit seinen sozialen Problemen hin: Immer weniger Grünauer können sich Mobilität im Sinne bezahlbarer Straßenbahnfahrkarten leisten, immer mehr Bürger müssen auf kulturelle, sportliche und andere Formen gesellschaftlicher Teilhabe verzichten, weil allein die Fahrkosten Grenzen setzen.

Gegen diese Seite der wachsenden Armut von über 100.000 Leipziger Bürgern ist die Bürgerinitiative seit Anfang dieses Jahres mit der Forderung nach Einführung eines Sozialtickets angetreten. Dieses Netzwerk von über 60 Vereinen, Verbänden, Initiativen, politischen Organisationen und Einzelbürgern konnte bereits im Mai, auch mit Unterstützung hunderter Grünauer, die ersten 10.000 Unterschriften an den OBM Burkhard Jung übergeben. Im Juli wurde durch drei Fraktionen ein gemeinsamer Antrag auf die Behandlung des Themas im Stadtrat im Herbst eingebracht.

Für uns bedeutet diese Entwicklung, nicht nachzulassen in der Aufklärung, Information und Unterschriftensammlung, damit letztendlich ab Januar 2008 auch in Leipzig, wie bereits in vielen anderen Städten, darunter Berlin, Köln, Rostock, Offenburg, Frankfurt/M., ein Sozialticket Wirklichkeit wird. Konkret fordern wir ein ganztägig gültiges Monatsticket für max. 20 Euro für alle Menschen mit einem Einkommen unter der EU-Armutsgrenze.

Als Bürgerinitiative sind wir seit Wochen auf den verschiedensten Veranstaltungen in den Wohngebieten unterwegs. So sind wir natürlich auch beim Schönauer Parkfest mittendrin. Hier können wir einer Grünauer kinderreichen Familie dank des Leipziger Zoos - dessen Direktor Herr Junhold die Unterstützer-Erklärung des »Prinzen« Sebastian Krumbiegels gezeichnet hat - eine Familienkarte mit zugehöriger Fahrkarte übergeben. Aber auch viele weitere Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur der Stadt stehen hinter unserer Forderung und sponsern verschiedene Freikarten. Diesmal werden es Karten zum Besuch des Gewandhauses sein, die in Verbindung mit unserem Armuts-Quiz ausgelost werden.

Übrigens hat Leipzig eine ganz besondere Tradition: Der Leipziger Sozialdemokrat und Stadtverordnete Hermann Liebmann - dessen 125. Geburtstag die Leipziger SPD unter Anwesenheit auch von Vertretern der Bürgerinitiative am 18. August eine Tafel an seinem Straßenschild gedachte - war Vorreiter eines Sozialtickets: Er bewirkte in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Einführung einer ermäßigten Straßenbahn-Wochenkarte für Arbeiter.

Wir werden deshalb aufmerksam die weitere Entwicklung dieses »Traditionsbewusstseins« bei unserem OBM hinsichtlich der Einführung des von uns geforderten Sozialtickets verfolgen. Denn: Bus und Straßenbahn müssen für jeden Leipziger bezahlbar werden!

Petra Weißfuß, Sprecherin der Bürgerinitiative
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