Grün-As

Bebauungsplan »Erholungsgebiet Kulkwitzer See«

»Neues Spiel - neues Glück?«

Erneut wurde der B-Plan Nr. 232 seitens der Stadt Leipzig mit einigen Änderungen und Nachbesserungen in die - zunächst noch eingeschränkte - öffentliche Beteiligung gebracht. Mit der Fassung vom 11.12.2008 ist erneut ein Werk aufgestellt worden, das es kritisch unter die Lupe zu nehmen gilt. Wir erinnern uns, dass im Jahre 2004 die »Interessengemeinschaft Kulkwitzer See« gegründet wurde und ihre Arbeit in einigen Diskussionen und Podiumsveranstaltungen fand, um in der Spitzenzeit bis 2005 fast 2000 Unterschriften zu sammeln, von Menschen, die den Forderungskatalog von damals acht Kernpunkten unterstützten. Die wesentlichen Gesichtspunkte waren vor vier Jahren die Offenhaltung aller Wege, der Verzicht auf überflüssige Zäune, Instandsetzung der Sanitäranlagen sowie Erhaltung der kostengünstigen Imbissangebote, um nur einige zu nennen.

Bild Zudem sollte dem Vandalismus in besonderem Maße Einhalt geboten werden. Was davon gelungen beziehungsweise übrig geblieben ist, mag ein Jeder selbst beantworten, der den Kulkwitzer See schätzt und gern besucht ... Bei der »Neufassung« des B-Planes handelt es sich im Großen und Ganzen um den alten Plan mit einigen Änderungen und Ergänzungen unterschiedlicher Güte, wie ich meine: Natürlich lässt sich an dieser Stelle nicht der gesamte B-Plan kommentieren, aber einige wichtige Punkte möchte ich nicht unerwähnt lassen. Positiv zu vermerken ist, dass »Private Grünflächen« mit der Zweckbestimmung »Touristische Infrastruktur« mit einem Gehrecht zugunsten der Allgemeinheit zu belasten sind. Ob das ausreichend ist, müssen wir gemeinsam noch prüfen.

Des Weiteren ist das Ferienhausgebiet um zirka 30 Prozent zugunsten von unbebauter Fläche verkleinert worden - das schafft mehr Raum zum Atmen. Allerdings ist die mehrstöckige Bebauung von Versorgungseinrichtungen und Beherbergungsbetrieben dort nach wie vor kritisch zu sehen. Weitere Neuerungen sind:

  • eine mögliche Umgestaltung des Verkehrsknotens B 87/Seestraße
  • regelgerechte Schmutzwasserentsorgung aus dem Plangebiet
  • Einbindung in das regionale Handlungskonzept »Grüner Ring Leipzig«
  • mögliche S-Bahn-Verlängerung in Richtung Markranstädt seitens der DB AG
  • Konstanthaltung des Seewasserspiegels mittels sogenannten Freispielleitung seit 2006
  • Defizit an Ausgleichsmaßnahmen, die außerhalb des Gebietes kompensiert werden sollen (zum Beispiel in der Gemarkung Windorf)

Nach wie vor ist allerdings die ehemalige (heute devastierte) Rinderzuchtanlage der LPG nicht mit im Geltungsbereich des B-Planes enthalten; gerade von ihr geht als Schandfleck auch ein großes Gefahrenpotential in punkto Vandalismus und weiterer Vermüllung der Landschaft aus. Zudem ist eine Regelung, die verworrene Grundstücksstruktur zu entflechten und neu zu ordnen, nicht enthalten. Fraglich bleibt weiterhin, inwieweit im Vorfeld eine Kosten-Nutzen-Analyse hinsichtlich der Übernachtungskapazitäten angefertigt wurde, denn je mehr Angebote vorhanden sind, desto größer werden die Konflikte zwischen den Erholungssuchenden selbst. Sie alle wissen oder können sich vorstellen, wie »hoch« der Entspannungscharakter der Erholungssuchenden entlang des Mittelmeeres an den Bettenburgen der Costa Brava oder der Adria ist...

Das wollen wir hier nicht, denn schließlich wird dem »Kulki« eine Schlüsselrolle als Grün- und Freifläche bei der sogenannten Funktionsschwächensanierung für das Sanierungsgebiet WK 7 und 8 zugeschrieben. Damit der See mit seinem Umfeld ein Stadtteilpark für Grünau und Markranstädt bleibt, wollen wir diese Neuauflage des B-Plans als Chance auffassen, die es mit begleitender Diskussion und möglichem Feinschliff zu ergreifen gilt. Neues Spiel heißt neues Glück, wenn alle Interessen wohlwollend im demokratischen Sinne abgewogen werden, um den See nicht aus dem (ökologischen) Gleichgewicht zu bringen.

Frank Albrecht (Mitbegründer der IG See)
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