DOK Leipzig 2009
26. Oktober - 1. November 2009
DOK Leipzig präsentiert 2009 insgesamt 330 Filme aus 69 Ländern. In seinen 4 Wettbewerben zeigt das Festival 83 neue Produktionen, darunter eine Reihe von Weltpremieren, die aus 2578 Einreichungen aus 108 Ländern ausgewählt wurden. Erschütternde Einblicke, lakonische Momente und gesellschaftliche Reflexionen zeigt der Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm: Aus den 1994 eingereichten Dokumentarfilmen hat die Auswahlkommission 16 außergewöhnliche Arbeiten für den Internationalen Wettbewerb Dokumentarfilm nominiert. Sie zeichnen sich durch hohe Qualität sowie eine breite Formen- und Themenvielfalt aus.
Die Internationale Jury für Dokumentarfilm entscheidet über die Vergabe von zwei Goldenen und einer Silbernen Taube. Nachdem es im Vorjahr kein deutscher Film in den Internationalen Wettbewerbe Dokumentarfilm geschafft hatte, ist Deutschland nunmehr mit Volker Koepps neuem Werk vertreten, einer biographischen Reise durch ein Jahrhundert und eine Landschaft. BERLIN - STETTIN wird das Festival als Weltpremiere glanzvoll eröffnen. Neben Reflexionen zu den historischen Eckdaten 1945/53/68 und 89 bringt das Werk ein Wiedersehen mit Protagonist/innen wie den Textilarbeiterinnen aus Wittstock, deren Geschichten untrennbar mit dem Leipziger Festival verbunden sind.
Ein großer Name, erstmals in Leipzig vertreten: Die finnische Regisseurin und Kamerafrau Pirjo Honkasalo, weltbekannt
geworden mit »Three Rooms of Melancholia«
, porträtiert in ITO - A DIARY OF AN URBAN PRIEST in gewohnter
cineastischer Brillanz einen buddhistischen Priester in Tokio. Ähnlich kontemplativ, aber mit beklemmender Schwere
beobachtet Alexander Gutman den Tag eines »Lebenslänglichen«
klaustrophobisch durch ein Guckloch der
Zellentür in einem russischen Gefängnis.
Peter Mettler überwältigt den Betrachter mit einem 40minütigen Hubschrauberflug über die gigantischen Abbaugebiete ölhaltigen Sandes in Kanada: Bizarre Schönheit einer vollständig zerstörten Landschaft. Endzeit auch in China, der Regisseur Weikai Hoang zeigt uns ein China, dessen Gesellschaft droht, aus den Fugen zu geraten (DISORDER). Den unbewältigten Problemen Europas widmet sich die exzellente, hochspannende Beobachtung des täglichen Wahnsinns in einer Anlaufstelle für Asylbewerber in Paris: THE ARRIVALS.
Auch Bernhard Sallmann erregte im Deutschen Wettbewerb mit seiner eigenwilligen, an James Benning angelehnten Bildsprache bereits Aufmerksamkeit. Mit DIE TRÄUME DER LAUSITZ begibt er sich wiederum in die Bergbau-Region und erforscht Mensch und Landschaft nach der Industrie, eine filmische Vision. Um die großen Träume und die banale Wirklichkeit geht es auch Jean Boué in seinem Film KENNZEICHEN KOHL: fünfmal Helmut Kohl, fünfmal Deutschland. Aleksandra Kumorek und Silvia Kaiser gewähren in DIE EROBERUNG DER INNEREN FREIHEIT einen erstaunlichen Einblick in ein Leben hinter Gittern und die Gedankenwelt von Straftätern. Außergewöhnlich sind auch die Protagonisten in Alexander Schimpkes DAS RUDEL, ebenso wie die Ästhetik dieses Erstlingswerks: Die Kamera verweilt im Block der Ultras des 1. FC Union Berlin und eröffnet uns ein wahrhaft physisches Filmerlebnis.
Mit SHANGAHAI FICTION und FLIEGERKOSMONAUTEN weiten zwei deutschen Filmemacher den Blick auf die Welt und den Kosmos. Julia Albrecht und Busso von Müller erforschen den Wahnwitz einer Metropole der Superlative. Marian Kiss begibt sich auf Spurensuche nach den zehn sozialistischen Kosmonauten, die die Sowjetunion im Rahmen einer großen Propaganda ab 1976 ins All schickte.
Info: DOK Leipzig, www.dok-leipzig.de