Grün-As

Chronologie: Zingster Straße 12-30

bis 1984

Die Elfgeschosser mit zehn Hauseingängen und 427 Wohnungen werden im Zentrum des Grünauer Wohnkomplexes 8 in Form eines »U« errichtet. Unmittelbar nebenan befinden sich schon damals Konsum und Ärzte. Besitzer ist die AWG Transport (heute WOGETRA).

2002/2003

Nach der Wende werden die sich leerenden Plattenbausiedlungen zum Problem für Leipzig. Die Planer verständigen sich zu Recht auf Rückbau und Zentrierung, vor allem rigorose Kahlschlagideen stoßen jedoch auf großen Widerstand im Viertel. Während etliche Häuser der Stadttochter LWB kostenintensiv verschwinden, bevorzugen die Genossenschaften eine Veräußerung. Teilweise wurden sie dazu durch die Quote des Altschuldenhilfegesetzes (Verringerung des Bestandes um 15 Prozent) gezwungen. Das gilt auch für die Zingster Straße 12-30: Die Elfgeschosser gehen am 1.1.2003 in den Besitz der Neutecta über.

2003/2004

Der neue Besitzer macht schnell mobil, bekommt mit Bonussystemen (Gratis-Brötchen, Reparaturgutscheine, Belohnung für pünktliche Mietzahlungen, Mallorcareisen für Neumieter) das Haus voll.

2005

Am 15. März verkauft Neutecta das Objekt an Janssen & Helbing. Chefin Regina Söhl nennt keine Zahlen und betont, dass der Erlös anderweitige Investitionen ermöglichte. Geldnot sei kein Beweggrund gewesen. Neutecta bleibt jedoch bis 31. August 2006 durch Vertrag mit dem Käufer der Verwalter der Immobilie.

2006

Janssen & Helbing, eine Firma aus dem nordrhein-westfälischen Dorsten, hat sich offenbar mit der Immobilie übernommen und kann Rechnungen der Versorger nicht mehr bezahlen. Das gilt auch für andere Objekte des Besitzers. Mieterangaben zufolge scheitert alsbald die vollmundig angekündigte Übernahme der Bonussysteme.

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Zingster Straße 12-30

2007

Zu Jahresbeginn droht ausgerechnet im Winter der GAU: Zwar haben die Mieter brav ihre Nebenkosten bezahlt, die Versorger sahen davon vermutlich nicht viel. Nur mit viel Wollwollen der Versorger und einigem politischen Druck bleibt der Wasserhahn offen und die Heizung an, nachdem Teile der Rechnung beglichen werden. »Grün-As« schreibt damals von Schulden in Höhe von 6 Millionen Euro. Dem Hauptgläubiger, Delta Lloyd aus Wiesbaden, wird es zu bunt: Über das Amtgericht wird die Zwangsverwaltung angestrengt - mit der Durchsetzung wird die Kanzlei Hauser und Hawelka beauftragt.

2008

Am Haus geschieht freilich nur das Allernötigste, an Mieterservice ist nicht zu denken. An die Zwangsversteigerung knüpfen die Mieter große Hoffnungen. Am 6. November erhält Monarchis den Zuschlag bei 3,45 Millionen Euro - kurz zuvor war die Wohnungsbaugenossenschaft Kontakt ausgestiegen. Interessant: Altbesitzer Neutecta lieferte das Startgebot. Regina Söhl: »Das ist nicht unüblich.« Neben dem grundsätzlichen Interesse an der Entwicklung ehemaliger Objekte gäben die Versteigerungsergebnisse auch interessante Entwicklungen am Markt wieder. Monarchis, Sitz in Neu-Ulm, freut sich mit großer Gestik über den Sieg und lädt zur Riesensause im Innenhof.

2009

Zu früh gefreut: Der Neue kann den Kaufpreis nicht aufbringen, weshalb Delta Lloyd wiederum zwangsverwalten lässt. Monarchis scheitert angeblich durch unzuverlässige Banken in der Krise, besorgt sich das Geld aus dem Verkauf eigener Bestände. Im November wird Delta Lloyd befriedigt, die Zwangsverwaltung endet. Monarchis legt zum zweiten Mal los. Diesmal bleibt es in Dezember jedoch nicht beim Mieterfest: Das Mieterbüro eröffnet wieder, gleich nach Weihnachten (!) kommen die Maler.

2010

Anfang Februar sind die Treppenhäuser gemalert. Monarchis kündigt recht detailliert intensive Umgestaltungen an, die aus vorhandenen Eigenmitteln finanziert würden und deshalb nicht gefährdet seien. Folgerichtig sind Mieterhöhungen nicht ausgeschlossen - man wolle moderat und erst nach Abschluss der Arbeiten zur Kasse bitten.

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